Stau bei Osterpäckchen droht: Streiks bei Post und Amazon

1.4.2015, 16:51 Uhr
Die Gewerkschaft Verdi hatte für den 1. April zum Streik bei der Post aufgerufen.

© dpa Die Gewerkschaft Verdi hatte für den 1. April zum Streik bei der Post aufgerufen.

Auf die Deutsche Post ist Andrea Kocsis derzeit nicht gut zu sprechen. Vertragsbruch und Mitbestimmungsflucht sind Vokabeln, die der stellvertretenden Verdi-Bundesvorsitzenden derzeit leicht über die Lippen gehen. Kocsis ist in hohem Maße erzürnt über den Aufbau eines bundesweiten Paketzustellernetzes. Dies ist bei der Posttochter DHL Delivery angesiedelt und stellt die dort Beschäftigten außerhalb des Haustarifvertrages. Somit erhielten sie auch eine geringere Bezahlung.

Jetzt präsentiert Verdi der Post eine erste Quittung. In Bayern-Württemberg und Bayern legten 2300 Beschäftigte die Arbeit nieder. 10 Prozent der Zustellungen, fielen deshalb aus, 300.000 Pakete und 6 Millionen Briefe wurden nicht ausgeliefert, teilte ein Sprecher der Post Mittelfranken mit.

Unterdessen spielt die Post die Auswirkungen des Warnstreiks noch herunter - "kein Riesenthema", lauten erste Kommentare aus der Konzernzentrale. Auch der Betriebschef der Post, Uwe Brinks, geht davon aus, das die Postkunden ihre Sendungen rechtzeitig erhalten werden. "Wir sind gewappnet", sagte er.

Forderung unterstreichen

Tatsächlich gehören Warnstreiks in einem Tarifkonflikt zum üblichen Instrumentenkasten einer jeder Gewerkschaft. Läuft die Friedenspflicht aus, wie jetzt bei der Post die Regelungen zur Arbeitszeit aus dem Manteltarifvertrag zum 31. März, sind Warnstreiks oft das erste Mittel Wahl, um die Ernsthaftigkeit einer Forderung zu unterstreichen.

Doch Post-Personalchefin Melanie Kreis, die seit November vergangenen für weltweit fast 490.000 Menschen verantwortlich ist, darunter 200 000 in Deutschland, schwante schon bei der Bilanzvorlage vor wenigen Wochen nichts Gutes: «Eine schnelle Lösung wird es nicht geben», meinte sie mit Blick auf den anstehenden Tarifkonflikt. Für Verdi sei die Lage schwierig.

Tatsächlich hat die Gewerkschaft die Latte hoch gelegt. Nicht weniger als eine Arbeitszeitverkürzung von 38,5 auf 36 Stunden für 140 000 Beschäftigte werden gefordert - und zwar mit vollem Lohnausgleich. Das sei eine Entschädigung für den Vertragsbruch, den die Post mit der Gründung von regionalen Gesellschaften im Paketgeschäft begangen habe, sagt Kocsis. Denn die Vereinbarung zum Schutz vor Fremdvergabe sehe vor, dass die Post bei der Zustellung von Briefen und Pakten maximal 990 Paketzustellbezirke fremd vergeben darf. Vor dem Bonner Arbeitsgericht reichte Verdi sogar eine Klage ein.

Post präsentiert Konzepte

Gewerkschafterin Kocsis, die zugleich auch stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Post ist, lässt sich so schnell nicht über den Tisch ziehen. Mit der Post und mit Postthemen kennt sie sich aus, seit fast acht Jahren sitzt Kocsis im Kontrollgremium und hat viele Tarifverhandlungen zum Abschluss gebracht. Jetzt lässt sie aber Dampf ab: "Anstatt in den Tarifverhandlungen ein ernsthaftes Angebot zu unterbreiten, bedroht der Postvorstand die Beschäftigten mit der Auslagerung von Arbeitsplätzen. Das ist unerträglich und wir halten den Druck aufrecht."

Wie tief die Gräben zwischen Management und Verdi derzeit sind, zeigte sich schon in der ersten Tarifrunde. Die Post präsentierte Konzepte zur Arbeitszeitverkürzung, die zum Teil über die Forderungen von Verdi hinausgingen. "Nebelkerzen", wies Kocsis die Ideen zurück. Denn die Frage des Lohnausgleichs blieb ausgeklammert. Die möchte die Post im Zusammenhang der anstehenden Entgelttarifverhandlungen besprechen. Dieser Tarifvertrag läuft Ende Mai aus - eine Gehaltsforderung liegt aber noch nicht auf dem Tisch.

 

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