Stimmen Sie ab: Mehr Öko auf dem Acker?

20.3.2017, 14:56 Uhr
Stimmen Sie ab: Mehr Öko auf dem Acker?

© Foto: dpa

Was kostet das Brot beim Bäcker und unter welchen Bedingungen hat das Schwein gelebt, das nun als Kotelett im Supermarkt liegt? Fragen, auf die die Agrarpolitik der Europäischen Union viel Einfluss mit ihren Fördergeldern hat, ohne die viele heimische Bauern gegen den Weltmarkt nicht bestehen könnten.

Jetzt ist es wieder so weit. Die EU-Kommission ist aufgefordert, einen Vorschlag abzugeben, wie die Gelder für die Zeit ab 2021 verteilt werden sollen — doch das will sie nicht im stillen Kämmerlein ausbrüten. Immerhin geht es um einen Betrag von derzeit rund 60 Mrd. Ã jährlich, alles Steuergelder. Deshalb wendet sich die Kommission nun direkt an Sie! Ja, Sie haben richtig gelesen, an jeden Einzelnen von uns europäischen Verbrauchern. Und zwar per Online-Umfrage.

Sie waren schon immer der Meinung, dass die ökologische Landwirtschaft gestärkt und die Umweltauflagen verschärft gehören? Oder anders, dass der bürokratische Aufwand für kleine Familienhöfe die Milch im Euter sauer werden lässt und dringend aufgeräumt werden muss? Dann schlägt jetzt Ihre Stunde: Noch bis zum 2. Mai sammelt die EU-Kommission Ihre Meinungen zum Thema.

Leichtes Gruselpotenzial

Mit "grundsätzlich super" und "eine gute Sache" begrüßen die Initiative in seltener Eintracht sowohl der Bayerische Bauernverband (BBV) als auch der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), der deutsche Bio-Anbauverbände wie Bioland oder Naturland vertritt. Der BBV fordert seine Mitglieder — überwiegend konventionell wirtschaftende Landwirte — explizit auf, sich zu beteiligen, damit die eigenen Positionen nicht zu kurz kommen. BÖLW-Sprecherin Joyce Moewius hätte sich allerdings gewünscht, dass die Fragen weniger sperrig formuliert wären: "Es geht doch eigentlich nur um ein Meinungsbild, wofür das Geld eingesetzt werden soll und welche Landwirtschaft sich die Menschen wünschen."

In der Tat sollten Sie für den Fragebogen zu 34 Punkten — fast immer mit mehreren Antworten zur Auswahl — etwas Zeit mitbringen. Und wenn es unter Punkt 11 heißt "Haben die jüngsten Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) die Politikkohärenz im Interesse der Entwicklung ausreichend berücksichtigt?", birgt die Wortwahl durchaus Gruselpotenzial. Aber erstens besteht ja keine Antwortpflicht, so dass Sie nur beantworten müssen, was Sie wünschen.

Und zweitens sind für den Maßstab einer Behörde, die im Alltag mehr auf juristisch wasserdichte Formulierungen getrimmt ist als auf Allgemeinverständlichkeit, die meisten Fragen zum Glück weniger verquer geraten. So können zum Beispiel auf Punkt 1 "Welches sind die wichtigsten Herausforderungen für die Landwirtschaft und die ländlichen Gebiete in der EU?" bis zu drei Antworten aus Vorgaben wie "Angemessener Lebensstandard für die Landwirte", "Belastung der Umwelt und der natürlichen Ressourcen" oder "Arbeitsplatzmangel und fehlendes Wachstum in ländlichen Gebieten" angeklickt werden.

Falls Sie möchten, können Sie am Ende auch noch ein eigenes kurzes Dokument hochladen, etwa ein Positionspapier. Angeben müssen Sie außerdem Ihren Namen, eine E-Mail-Adresse, ob Sie als Privatperson oder für einen Verband teilnehmen und ob Sie selbst in der Landwirtschaft tätig sind oder nicht. Die EU-Kommission verspricht, alle Antworten nach dem 2. Mai gewissenhaft auszuwerten und für ihren Vorschlag zur nächsten Förderperiode zu berücksichtigen.

Die Online-Umfrage ist angelegt unter der Adresse: http://ec.europa.eu/eusurvey/runner/FutureCAP?surveylanguage=DE

Keine Kommentare