Überflieger auf dem Radmarkt sitzt in Forchheim

13.1.2012, 08:00 Uhr
Der 23-jährige Andreu Lacondeguy ist in der Szene weltbekannt und zeigte 2011 in Nürnberg schwierigste Tricks auf dem Mountainbike. Seit Oktober fährt der "verrückte" Spanier für die Forchheimer Bikefirma Young Talent.

© Vizesport Rams Der 23-jährige Andreu Lacondeguy ist in der Szene weltbekannt und zeigte 2011 in Nürnberg schwierigste Tricks auf dem Mountainbike. Seit Oktober fährt der "verrückte" Spanier für die Forchheimer Bikefirma Young Talent.

Sie alle wollen wissen, wie es das kleine Unternehmen innerhalb von vier Jahren in die Spitze des hart umkämpften, internationalen Marktes geschafft hat. Schließlich haben das davor schon einige versucht – und viele sind grandios gescheitert.

Doch für Geschäftsführer Markus Flossmann ist das Rezept seines Erfolges ein ganz einfaches: Er weiß, was Mountainbiker wollen, weil er selbst einer mit Leib und Seele ist. Und er verkauft die hochwertigen Mountainbikes der Marke YT zu vergleichsweise günstigen Preisen. Das ist möglich, weil durch die Direktvermarktung der Fahrräder der Preisaufschlag der Händler wegfällt.

Komponenten wie Federgabel, Dämpfer und Gangschaltung werden in hoher Stückzahl zugekauft. Je nach Modell kann das dem Kunden bei vergleichbarer Qualität eines Fahrrads zwischen 200 und 2000 Euro sparen, heißt es in der Szene. „Qualität und Know-how muss sich nicht in teueren Produkten widerspiegeln“, sagt dazu der 36-jährige Geschäftsführer.

Das 13-köpfige Team von Young Talent baut nicht darauf, der bewährten Technik anderer Hersteller nachzueifern, sondern hat den Anspruch, das Rad jedes Jahr sprichwörtlich neu zu erfinden. Mit Erfolg: Für einen von dem Team konstruierten Hinterbau eines vollgefederten Mountainbikes und auch für das Design der Fahrräder heimste Chefkonstrukteur Stefan Willared bereits prestigeträchtige Preise ein.

Was 2007 zunächst mit einem Einsteigerbike für „junge Talente“ mit kleinem Geldbeutel angefangen hat, ist mittlerweile auf eine Produktpalette von 15 verschiedenen Modellen angewachsen. „Die Grundidee – je Einsatzbereich nur ein Rad mit nur einer Ausstattung und einem Design anzubieten – ist nach wie vor geblieben. Doch mittlerweile sind unsere Räder weit mehr als ein Einsteiger-Bike. Vielmehr sind es jetzt absolute Profi-Bikes, die aber auch für Einsteiger geeignet sind“, sagt der Geschäftsführer.

Nicht zuletzt die Verpflichtung des Spaniers Andreu Lacondeguy, einem der weltweit bekanntesten Mountainbike-Trickfahrer, soll den Ruf der Mountainbikes in der Szene stärken. Für Flossmann ging damit ein Traum in Erfüllung: „Für uns war die Verpflichtung die absolut richtige Entscheidung. Wie Andreu sind auch wir etwas verrückter und unkonventioneller als der Rest der Branche“, behauptet er.

Das unkonventionelle und etwas verrückte Image unterstreicht YT auch mit seinen Marketing-Ideen: So verkaufte die Firma am 11. November 2011 ab 11.11 Uhr das neueste Downhill-Mountainbike in limitierter Auflage zu einem günstigen Spezialpreis in seinem Online-Shop. Um 11.12 Uhr war die Homepage nicht mehr erreichbar – der Server brach unter der Last der Anfragen zusammen.

Überflieger auf dem Radmarkt sitzt in Forchheim

© YT


Für Flossmann war das Jahr 2011 insgesamt ein „sehr turbulentes, aber erfolgreiches“. „Wir sind zur besten Bike-Marke gekürt worden, die Absatzzahlen liegen weit über Plan und die Markterschließung in Frankreich und Großbritannien war sehr erfolgreich.“ Für dieses Jahr hat sich YT vorgenommen, mit seinen Mountainbikes in weitere europäische Länder vorzustoßen. Natürlich wird auch an neuen Modellen gearbeitet: „Bei uns steht vor allem das Thema Carbon im Fokus. Wir entwickeln derzeit zwei Rahmenmodelle, die wir Ende 2012 vorstellen werden.“

Auch weil der Standort für den Vertrieb der Räder über den Online-Shop nicht entscheidend ist, verschwendet der Geschäftsführer keinen Gedanken an einen Ortswechsel. Er bleibt in Forchheim, auch „weil wir durch die Nähe zu Siemens und Schaeffler leichter an qualifizierte Arbeitskräfte für den Entwicklungsbereich kommen. Zudem ist die Infrastruktur in der Region hervorragend.“

Dennoch zieht es Flossmann im Juli nach Kanada – mit seinen Mitarbeitern. Als Dankeschön lädt er die für eine Woche ein. Und wie es sich für eine Mountainbike-Firma gehört, geht es nicht ans Meer, sondern nach Whistler – in den größten Bikepark der Welt.

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