Wider die Versprödung von Plastikrohren

22.4.2009, 00:00 Uhr
Wider die Versprödung von Plastikrohren

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Das Unternehmen, das seinen Sitz an der Stadtgrenze zwischen Nürnberg und Fürth hat, ist Spezialist für die Sanierung alter Fußbodenheizungen. Dafür verwendet TGA das HAT-System - ein Verfahren, das der Schweizer Erfinder Werner Näf entwickelt hat. Das Ziel ist, «die alten Kunststoffrohre zu sanieren und somit den Werterhalt der Immobilie sicherzustellen», erläutert Kudsi.

Bei diesem ausgeklügelten System bringen die Experten von TGA via Druckluft eine Beschichtung auf Epoxydharz-Basis in das alte Rohr ein. Dadurch wird es von innen beschichtet. Es entsteht ein neues Rohr im alten.

Der Vorteil dieses Verfahrens liegt auf der Hand: «Es spart den kompletten Abbruch der alten Fußbodenheizung, der Monate dauern würde», erklärt Kudsi. «Für die Sanierung mit dem HAT-System brauchen unsere Leute für eine Wohnung zwei bis drei Tage, müssen dafür keine Böden aufbrechen.» Dadurch habe der Kunde 70 bis 80 Prozent weniger Kosten im Vergleich zur konventionellen Sanierung. Außerdem müsse er für die Zeit der Arbeiten nicht ins Hotel ziehen, sondern kann in seiner Wohnung bleiben.

Ursprünglich kümmerte sich die Firma um Heizung, Sanitär und Lüftung. 2005 hat sie sich auf die Rohrinnensanierung spezialisiert - heute das Kerngeschäft des bundesweit tätigen Unternehmens. Aktuell beschäftigt es zwölf Mitarbeiter. 2008 erzielte TGA einen Umsatz von 1,8 Mio. €. Seit 2008 ist das Unternehmen vom TÜV-Rheinland zertifiziert. Die Spezialisierung «hat uns gut getan», sagt der Vorstand der TGA. Zu 90 Prozent sind es Privatleute, die zum Kundenkreis zählen: «Dadurch sind die unternehmerischen Risiken gestreut.»

Warum Kunststoffrohre in Fußbodenheizungen mit der Zeit altern, hat einen einfachen Grund: Das heiße Wasser, das durch sie fließt und für den Wärmeeffekt sorgt, lässt die Rohre der ersten Generation schneller altern. Die Stabilisatoren dampfen aus dem Kunststoff ins Heizungswasser. Das Rohr wird spröde, die Zellstruktur baut ab, Risse entstehen. Weil verstärkt Sauerstoff von außen durch das Rohr dringt, bildet sich Rostschlamm in der Anlage. Die Folge davon ist eine geringere Heizleistung.

Keine Frischzellenkur

Das Herausspülen des Schlamms «würde zwar das Symptom lindern, aber nicht das Problem lösen», sagt Kudsi. Das HAT-System stoppt den Versprödungsprozess des Kunststoffes. Wie weit dieser fortgeschritten ist, finden die Spezialisten von TGA über eine Wasser- und Zustands-Analyse heraus. Sind die Rohre noch zu sanieren, halten sie weitere 25 Jahre. Die Firma verzichtet jedoch auf eine Sanierung, wenn sie sinnlos sei. «Uns ist die Nachhaltigkeit wichtiger als der schnelle Erfolg.» Kunststoff sei, was die Lebensdauer betrifft, ein endlicher Werkstoff. Kudsi: «Eine Frischzellenkur gibt es dafür nicht».

Kunststoffrohre werden seit den 1970er Jahren für Fußbodenheizungen verwendet. Dass sie heute Probleme machen, «liegt nicht an den Herstellern, sondern an der Technologie von damals», erzählt Kudsi. «Deshalb geht es mit der Sanierung jetzt so richtig los. Wichtig ist dabei, dass man nicht zu lange wartet.»

Das bemerken offenbar auch die Wohnungsunternehmen. Waren es vor kurzem noch in erster Linie die Besitzer von Eigenheimen oder Eigentumswohnungen, die TGA mit einer Sanierung beauftragten, sind es inzwischen größere Objekte und Liegenschaften. «Die Leute sind hellhörig geworden. Oft sind wir ihre letzte Rettung, weil alternative Methoden nicht erfolgreich waren.» Die Arbeit wird Karim Kudsi und seinen Leuten also so schnell nicht ausgehen. NORBERT GSTATTENBAUER