Wünsche in Roßtal gesammelt

16.4.2016, 09:00 Uhr
Wünsche in Roßtal gesammelt

© Foto: Felix Balandat

Was Roßtal braucht, ist klar: ein Schwimmbad, eine Sommerrodel- sowie eine Gokart-Bahn. Nicht zu vergessen ein absolutes Autoverbot im Ort. Bei den Kommunalpolitikern würden diese Vorschläge normalerweise wohl Entrüstungsstürme nach sich ziehen, nicht so im Kindermarktgemeinderat, den Roßtals Grundschüler diesen März zum zweiten Mal gewählt haben. Hier dürfen die Mitglieder ihre kreativen Vorschläge zur Debatte stellen.

Das elfköpfige Kinderparlament legt dabei Wert auf Authentizität. Nachwuchs-Bürgermeister Wollschläger leitete, nachdem ihm Kollege Johann Völkl die Amtskette übergeben hatte, die Sitzung und erteilte den Gemeinderäten das Wort. Die Schüler berieten die Geschäftsordnung, bildeten Ausschüsse und sammelten Vorschläge für ein besseres Roßtal.

Für Gemeinderätin Melissa war es wichtig, in der Geschäftsordnung festzuhalten, dass es „nicht so langweilig“ werden dürfe. Sebastian forderte: „Jeder soll kommen.“ Der Kindermarktgemeinderat möchte in Zukunft in drei Ausschüssen – Umwelt, Menschenrechte und Soziales – arbeiten. Wie in der echten Politik haben die Kinder Parteien gebildet: Die Bunten, die sozialen Kids Roßtal und die Freizeitkids Roßtal. Ihren Wählern verpflichtet, berichteten die Ratsmitglieder von deren Sorgen und Nöten.

So sei, zumindest laut einer Freundin von Gemeinderätin Melissa, Cadolzburg „viel schöner als Roßtal“. Mehr Bäume müssten her, der Basketballplatz sei zu klein – und, man könne doch auch mal eine Aktion für Flüchtlinge machen.

Beratend zur Seite standen den jungen Politikern neben Bürgermeister Völkl die Grundschullehrerin Monika Lang, die Jugendbeauftragte Martina Bär, Jugendhausleiterin Kerstin Wolf sowie Gemeinderat Michael Brak.

Die Idee für einen Roßtaler Kindermarktgemeinderat entstand bereits 2012 bei der Fachkonferenz des Kreisjugendrings Fürth zum Thema Partizipation. Nach einiger Planung und Organisation wurde im Januar 2014 in der Grundschule Roßtal der erste Kinderbürgermeister und Kindermarktgemeinderat gewählt.

Projekt kann schon Erfolge vorweisen

Das Projekt ist keine wirkungslose Simulation, sondern kann bereits auf einige Erfolge zurückblicken. So wurde die Roßtaler Grundschule aufgrund des Engagements des Menschenrechtsausschusses des Rates im Dezember 2014 zur „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, was der ehemalige Kinderbürgermeister Simon stolz bei der jüngsten Sitzung berichtete. Der Freizeitausschuss besuchte außerdem drei Spielplätze und erarbeitete Verbesserungsvorschläge, die zum Teil bereits umgesetzt wurden. Die Jungpolitiker pflanzten auch einen Baum.

Neun Kindermarktgemeinderäte wurden diesen März neu ins Gremium gewählt, zweien gelang die Wiederwahl. Sie haben nun zwei Jahre Zeit, ihre Ideen umzusetzen. In erster Linie sollen mit dem Projekt die Lehrplanthemen Wahlsystem und Kommunalpolitik anschaulich vermittelt werden, wie Lehrerin Monika Lang erklärt.

So wurden etwa bei der Wahl zum Kindermarktgemeinderat die echten Wahlurnen und -kabinen der Gemeinde Roßtal verwendet, um Politik erfahrbar zu machen.

Roßtals neuer Kinderbürgermeister nimmt sein Amt sehr ernst. „Mir hat es gefallen, dass sich alle zu Wort gemeldet haben und etwas gesagt haben“, meint der fast neunjährige Jannis Wollschläger. Ihn freue es, sagte er, ganz Politiker, etwas für Roßtal tun zu können. Auch einen Berufswunsch hat er schon: Bürgermeister.

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