Zu: "Was Christen und Muslime verbindet – und trennt"
29.5.2012, 11:25 Uhr
Das beginnt schon mit der Erläuterung der Wortbedeutung als „Weg zum Frieden“, was ja nun wirklich schön klingt. Nun lehrt schon ein flüchtiger Blick auf islamische Internetseiten wie etwa muslimwordpress. com oder in wissenschaftliche Darstellungen der Weltreligionen wie etwa von Glasenapp, dass Islam „Gottergebenheit“, „Unterwerfung unter Allah“, „Hingabe an Gott“ und sinngleiche Bedeutungen hat. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, nur klingt es nicht so zeitgeistig und harmlos.
Geradezu geschichtsklitternd ist die Erklärung der durchaus unfriedlichen Taten Mohammeds damit, dass er in Medina nun einmal zum Leiter eines Staatswesens geworden sei, das er dann halt nach außen verteidigen musste. Dass er tatsächlich seine Religion und damit auch seine Herrschaft mit Feuer und Schwert verbreitet hat, was seine Nachfolger fortgesetzt haben, bis sie erst 1683 vor Wien aufgehalten worden sind, sollte eigentlich sogar ein evangelischer Kirchenrat wissen. Selbstredend muss eine so euphemistische Darstellung verschweigen, dass Geschichte und Staatspraxis islamischer Länder von der Unterdrückung bis zur blutigen Verfolgung Andersgläubiger, vor allem von Christen und Juden, gekennzeichnet sind. Wo man allerdings (noch) nicht an der Macht ist, wie in Deutschland, da fordert man natürlich lauthals die Toleranz ein, die etwa in Saudi-Arabien, Pakistan oder Iran Menschen anderen Glaubens nicht entfernt erleben dürfen. Eine in zivilisierten Ländern absolut unvorstellbare Rechtsauffassung wie die, dass der Abfall vom muslimischen Glauben ein todeswürdiges Verbrechen ist, darf natürlich in einem solchen Friede, Freude, Eierkuchen Artikel ebenfalls nicht erwähnt werden.
Das Reizthema Stellung der Frau im Islam erfährt dann natürlich ebenfalls die gleiche schönfärberische Behandlung. Dabei wird dann auch eine Übersetzung der Sure 4 Vers 34 des Koran zugrunde gelegt, die man beim Nachschlagen in seriösen Übersetzungen wie der von Paret nicht findet. Da steht nun einmal: „Und wenn ihr fürchtet, dass Frauen sich auflehnen, dann vermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie!“ Einem Menschen mit Hochschulabschluss sollte vielleicht auch auffallen, dass sich der Koran auch ausschließlich an die Männer richtet, denn nur sie werden angesprochen; so wird ihnen gesagt, was sie mit den Frauen tun sollen.
Dass in Vers 128 der gleichen Sure die Misshandlung von Frauen explizit verboten sein soll, kann man beim Nachlesen nicht feststellen. Wohl aber die Empfehlung (!), sich im Falle ständiger Streitereien, man könnte also sagen, bei zerrütteter Ehe, friedlich (auch finanziell) zu einigen. Der interessierte Leser findet im nächsten Vers dann den Rat, bei mehreren Ehefrauen keine zu vernachlässigen. Immerhin erfährt der Leser der NZ,dass die Frau nach dem Koran sowohl als Erbin als auch als Zeugin vor Gericht nur halb so viel wert ist wie ein Mann.
Umschließlich einem Missverständnis entgegenzutreten, dem man als kritischer Mensch stets ausgesetzt ist: Ich verdamme nicht etwa den Islam in Bausch und Bogen. Aber eine intellektuell redliche Auseinandersetzung mit dieser wie auch anderen Religionen setzt voraus, dass man sie zur Gänze wahrnimmt, auch wenn das Zeit und Mühe kostet. Zuerst muss man die Unterschiede klar und deutlich sehen, bevor man sich auf die Suche nach Verbindendem oder gar Gemeinsamem machen kann. Der Artikel von Frau Rupp leistet dazu keinen Beitrag.
Rainer Thesen, Nürnberg
In der Darstellung ist das Wesentliche der „Trennung“ leider nicht angesprochen worden: Denn Allah ist nicht der Gott der Christen, ebenso wenig wie der Dreieinige Gott für die Muslime.
Aber das muss doch nicht heißen, dass dadurch die zwischenmenschlichen Beziehungen zu leiden haben, wenn wir uns im Sinne der Menschenrechte gegenseitig achten und respektieren.
Klaus-Dieter Liedtke, Lauf
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