Am Geschichtsrad kunstvoll gedreht
22.9.2010, 10:00 UhrDer Charme blieb dabei dem alten Gemäuer erhalten. Hornsteins Arbeit wurde nun mit dem Bayerischen Denkmalpflegepreis in Gold gewürdigt.
Erst vor kurzem hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann dem Fürther die hohe Auszeichnung in der Kategorie „Private Bauwerke“ überreicht. „Ich war nicht überrascht, dass ich einen Preis bekam. Aber ich war überrascht, dass es Gold wurde“, so der Preisträger.
Wer in das Haupthaus der Mühle eintritt, gelangt in den Loftartigen Innenraum. Mit seinen mehreren Ebenen bietet er genügend Platz zum Wohnen, Kochen und Arbeiten. „Es war mir wichtig, dass die Mühle ihren industriellen Charakter behält“, erzählt der Besitzer. So ist der Raum mit Estrichboden und vielen Eisenmaterialien ausgestattet. Für Wärme sorgen Balkenköpfe an der Decke und auch die Originalsäule aus dem Jahr 1650. Doch bis das Haus sein jetziges Gesicht bekam, war es ein langer Weg, den der Architekt gehen musste. Vom Deutschen Orden wohl im 17. Jahrhundert erbaut, hatten die Ritzmannshofer Mühle und die angebaute ehemalige Gastwirtschaft ihre Glanzzeit seit ewigen Zeiten hinter sich.
Schon lange stand das historische Gebäude leer und war dem Verfall und später dem Verschwinden durch Abriss geweiht. Hornstein hat aber 1996 „die verlorene Mühle“, wie sie damals genannt wurde, gekauft. „Das Gebäude stand kurz vor dem Zusammenbruch“, erinnert sich der Architekt und Bauherr.
Im Jahr 2003 begann er mit den Sanierungsarbeiten, die insgesamt vier Jahre in Anspruch nahmen. Die Kosten dafür betrugen rund 900000 Euro, „Planungskosten nicht eingeschlossen“, so der Architekt. Aus dem Entschädigungsfonds nach dem Denkmalschutzgesetz gab es für das Projekt 290000 Euro, von der Stadt Fürth 10000 Euro. Herausforderungen gab es genügend. Das Gebäude stand früher immer wieder unter Wasser, das Mauerwerk war feucht. Um dieses Problem zu lösen, hat man das Gebäude mit einer wasserundurchlässigen Betonwanne unterbaut. Außerdem wurde der Hof des Hauses angehoben. Im Inneren des denkmalgeschützten Objektes stand eine möglichst schonende Sanierung und Restaurierung als Ziel im Vordergrund. Auch hier waren viel Geschick und Einfallsreichtum gefragt. Der alte Putz konnte teilweise erhalten bleiben. „Aber es war wie eine Operation am offenen Herzen“, erinnert sich Hornstein an die Bauarbeiten vor ein paar Jahren.
Doch auch die Moderne ist dem Haus nicht fremd geblieben. „Es war uns sehr wichtig, dass das Haus energetisch saniert wird“, betont der Architekt. Mit seiner Wärmedämmung und Palettenheizung liegt das Gebäude sogar unter dem 40-KW-Standard eines Neubaus, erläutert Hornstein. Dafür habe er im Jahr 2007 den Preis der Deutschen Energie-Agentur erhalten.
Die Sanierung der Ritzmannshofer Mühle soll ein Beispiel für andere sein, findet Fürther OB Thomas Jung, der sich gestern das zweimal Preis gekrönte Gebäude anschaute: „Es soll Mut machen, Denkmalschutz-Investitionen in Vororte zu lenken. Denn dort haben wir wunderschöne Objekte.“ Und nicht alle von ihnen sind so aufwendig zu sanieren, wie die Mühle. Dass die Arbeit viel Kraft gekostet hat, will Hornstein nicht leugnen: „Noch einmal würde ich es nicht machen.“ Aber es sei ja alles gut gegangen. „Wir haben viel Glück gehabt.“
Dass seine Mühle aber nun für ihn und seine Lebensgefährtin ein neues Zuhause ist, freut er sich sehr. „Ich mag die Großzügigkeit, hier atmet man Geschichte. Aber ich konnte hier auch moderne Teile einbringen. Dieser Kontrast gefällt mir.“
Doch als beendet will Hornstein das Projekt Ritzmannshofer Mühle noch nicht sehen. Auf dem Gelände der Mühle, das er nach und nach aufgekauft hat, baut der umtriebige Architekt nun eine Scheune und einen Stall zu Lofts um. „Aber die Sanierung ist hier einfacher.“