Die "Perlen" der Quelle haben wieder Zukunft

29.11.2010, 09:00 Uhr
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Ursprünglich wollte der Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg Primondo mit dem Flaggschiff Quelle als Ganzes verkaufen. Doch der Plan scheiterte. Am 19. Oktober 2009 war klar: Der Traditionsversender wird abgewickelt, nur die Markennamen „Quelle“ und „Privileg“ überleben unter dem Dach des Konkurrenten Otto.

Doch auch für andere Unternehmensteile gibt es eine Zukunft: Der Shoppingsender HSE 24 wird an die französische Beteiligungsgesellschaft Axa Deutschland Private Equity verkauft, vier regionale Unternehmer übernehmen die Küchen-Quelle. Der Foto-Dienstleister Orwo sichert sich die Vermögenswerte der Foto-Quelle und auch der technische Kundendienst Profectis findet einen Abnehmer. In kräftige Arme kann sich der Universalversender Neckermann retten: der Finanzinvestor Sun Capital Partners übernahm auch die zuvor noch zu Primondo gehörenden 49 Prozent.

Zusammenarbeit mit ehemaligen Partnern geplant

Nun wird auch der ehemalige Gesundheitsbereich der Quelle weitergeführt: Die Nürnberger Dr. Hein Healthcare GmbH startet Ende November mit dem Online-Vertrieb der ehemaligen Quelle-Medizinprodukte. In einer zweiten Stufe sei geplant, gemeinsam mit weiteren Investoren das Sortiment zu erweitern und die Produkte auch per Katalog zu vertreiben. Zuletzt sollen auch die ehemaligen Sammelbesteller und Profipartner der Quelle einbezogen werden. „Hier steht ein großes Potenzial von über 200000 ehemaligen Aktiven zur Verfügung, die den Gedanken ,Gesundheit kommt nach Hause‘ ideal transportieren können“, sagt Geschäftsführer Achim Hein, dessen Unternehmen auf Gesundheitsdienstleistungen spezialisiert ist.

Als Goldstücke des zusammengebrochenen Konzerns gelten einige der Spezialversender, die gemeinsam mit Quelle in der Tochtergesellschaft Primondo Speciality Group zusammengefasst waren. Von dem nun verkauften Bündel ist das schwäbische Traditions-Unternehmen Baby-Walz, das für den Versand sowie in mehr als 80 Filialen rund 1700 Mitarbeiter beschäftigt, der größte Umsatzbringer. Zusätzlich wechselten die auf verschiedene Mode-Segmente konzentrierten Planet Sports, Bon'A Parte und Elégance sowie Mirabeau (Wohnkultur) und 50 Prozent von Vertbaudet Deutschland, das mit französischer Kinderkleidung wirbt, in die Hände der amerikanischen Carlyle Group.

Damit bleiben nur noch einige wenige Primondo-Bestandteile wie das Versandhaus Peter Hahn, das Atelier Goldner Schnitt und der Ökotextilien-Spezialist Hessnatur übrig. Auf den Spezialversendern hat letztlich der Karstadt-Quelle-Pensionsfonds die Finger gelegt; sie waren zur Sicherung der Altersvorsorge früherer Arcandor-Mitarbeiter an den Mitarbeitertrust verpfändet worden.

Ein Verkauf könnte gutes Geld bringen, denn der Versandhandel boomt: „Allgemein geht es der Branche sehr gut, und sie macht ein gutes Wachstum auch in diesem Jahr“, erklärt Christin Schmidt vom Bundesverband des Deutschen Versandhandels.

Olaf Roik vom Handelsverband Deutschland (HDE) sekundiert: „Der Versandhandel ist ein wichtiger Bereich des Einzelhandels in Deutschland, die Umsätze sind in den letzten zehn Jahren markant gestiegen.“ Gut 29 Milliarden Euro werden in diesem Jahr voraussichtlich erlöst, das sind rund sieben Prozent aller Einzelhandelsumsätze.

Triebkraft gab vor allem das Geschäft im Internet. „Hier haben wir eine extrem dynamische Entwicklung erlebt, die den Versandhandel insgesamt noch befeuert hat“, sagt Roik. Mehr als die Hälfte aller Fernkäufe würden inzwischen über das Netz abgewickelt. Rund 50000 Händler bieten dort bereits ihre Waren feil. Darunter sind Branchenriesen wie Amazon, Otto oder Weltbild, große Hersteller-Shops wie Esprit und H&M und zahlreiche Spezialisten, die in den letzten Jahren besonders stark zugelegt haben. Auch die Turbulenzen rund um die Quelle-Pleite haben dem Versandgeschäft nicht geschadet. Experten zufolge gab es k einen Rückgang des Gesamtvolumens – und es soll weiter aufwärts gehen.