Ed Piskor erzählt Geschichte des HipHop als Comic
17.6.2014, 12:20 UhrLangweilig und klösterlich, so sieht sein typischer Arbeitstag für den durchschnittlichen Menschen aus, will heißen, dass es da kein großes Geheimnis in der Kreativität von Ed Piskor gibt. Zumindest keins, das von außen sichtbar wäre. „Für mich ist es so, dass ich mich den ganzen Tag über vergeistigt gut fühle und die ganze Zeit meditiere, während ich produktiv bin“, sagt der 31-jährige Zeichner.
„Ich versuche einfach, das Beste zu absorbieren, was die menschliche Spezies anzubieten hat, und nutze diese Energie, um die mir bestmögliche Arbeit zu erschaffen.“ Dabei hat Piskor zwei Comics erschaffen, die für sehr viel Aufmerksamkeit sorgten – und das nicht nur in Blogs und bei regelmäßigen Lesern der neunten Kunst.
Denn der US-Amerikaner nimmt sich in „HipHop Family Tree“ der Geburtsstunde des Musikgenres an. Ohne Ironie und mit dokumentarischem Blick wandern die Panels so über die Geschichten von MC Kurtis Blow, DJ Kool Herc, Afrika Bambaataa und Grandmaster Flash, die durch einen Zufall alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort (New York) waren, um HipHop entstehen zu lassen.
Das erste Buch, das nun bei Metrolit erschien und die HipHop-Geschichte von den Siebzigern bis 1981 erzählt, nahm ein Jahr von Piskors Leben in Anspruch, zwei Seiten zeichnete er pro Woche, dazu kam die ganze Arbeit am Design. Für die Infos musste Piskor zudem Interviews, Artikel und andere Dokumentationen zu Rate ziehen, weil er jedes relevante Ereignis in diesem Comic untergebracht hat. Derweil arbeitet Piskor bereits am dritten Band dieser Musikgeschichte.
Sein erstes längeres Solo-Projekt von 2012 als Zeichner erschien gerade erst in der deutschsprachigen Ausgabe bei Egmont Graphic Novel. In „Wizzywig“ nimmt sich Piskor des notorischen Hackers Kevin „Boingthump“ Phenicle Jr. an und obwohl die Geschichte deutlich mehr Witz hat, bleibt Piskor dort ebenfalls bei klaren Strukturen auf den Seiten. „Meine Comics sind nicht speziell für den durchschnittlichen Comic-Leser. Ich will Werke erschaffen, die auch Leute außerhalb des Mikrokosmos des US-Comics ansprechen. Daher sind Lesbarkeit und Klarheit das Wichtigste“, sagt der Zeichner. Bei fast dreihundert Seiten geht die Lektüre tatsächlich ziemlich schnell von der Hand, ohne dabei aber beliebig zu werden. Dafür ist es einem „Boingthump“ auch zu sympathisch, und das bereits ab seinem ersten Auftritt. „Ich mochte Hacken immer. Ich habe das ein wenig romantisiert und als ich mich mit ein paar Hackern anfreundete, stellte ich fest, dass meine Vorstellung davon ziemlich falsch war.“
Fan von Robert Crumb
An „Wizzywig“ wird auch deutlich, dass Piskor Fan von Comic-Autor Robert Crumb und Werken aus dem Underground sein muss, auch wenn er sich nicht dazu hinreißen lässt, konkrete Namen bei der Frage nach seinen Einflüssen zu nennen. Comics begleiten Piskor sein Leben lang, im Amerika der Achtziger waren die Hefte für Kinder sehr zugänglich, in der Zeit, in der Comics vom bronzenen Zeitalter ins moderne Zeitalter überging und die Charaktere dunkler, komplexer sowie die Künstler bekannter wurden.
Seitdem arbeitete Piskor in den letzten Jahren als Kolorist oder zeichnete das eine oder andere Cover. Doch vor allem durch seine beiden eigenen Comics hat er die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, denn gerade ihr Stil fällt sofort auf. Andere Künstler brauchen deutlich mehr Anlauf, um ihre eigene Sprache zu finden. Piskor hat sie bereits.
Ed Piskor signiert während des Comic-Salons am Stand von Egmont Comic Collection/Egmont Graphic Novel in Halle B (Stand 30) des Kongresszentrums Heinrich-Lades-Halle am Rathausplatz zu folgenden Zeiten: Am Donnerstag, 19. Juni, von 12.30 bis 14 Uhr und von 16 bis 18 Uhr, am Freitag, 20. Juni, von 10.30 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr, am Samstag, 21. Juni, von 10.30 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr.
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