Skimpflation

Beliebter Fruchtsaft doppelt so teuer: Verbraucherschützer warnen vor Mogelpackung des Monats

Minh Anh Nguyen

Online-Redaktion

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6.5.2024, 16:19 Uhr
Fruchtsaft der Marke Granini: Inzwischen befindet sich weniger Fruchtsaft als davor im Getränk "Trinkgenuss Orange".

© imago/Manfred Segerer Fruchtsaft der Marke Granini: Inzwischen befindet sich weniger Fruchtsaft als davor im Getränk "Trinkgenuss Orange".

Laut Verbraucherzentrale Hamburg befindet sich im Granini Trinkgenuss Orange nur noch halb soviel Orangensaft wie davor. Hersteller Eckes-Granini Deutschland GmbH hatte seinen Granini Trinkgenuss Orange mit 100 % Fruchtsaft verkauft. Ohne klare oder deutliche Kennzeichnung änderte sich dies schlagartig. Mittlerweile befindet sich nur noch 50 Prozent Orangensaft in der Flasche. Der fehlende Anteil wurde vom Hersteller durch Zuckerwasser ersetzt.

Damit verdoppelt sich der Preis bezogen auf die reine Fruchtsaftmenge in der Flasche. Aus einem echten Fruchtsaft wurde ein "qualitativ weniger wertvoller Nektar". Die Verbraucherzentrale warnt vor der Skimpflation.

Bei einer Skimpflation wird dasselbe Produkt mit einer schlechteren Qualität zum gleichen Preis verkauft. Ähnlich wie bei der Shrinkflation (weniger Inhalt zum gleichen Preis) können Unternehmen dadurch Herstellungskosten einsparen. Besonders effektiv ist die Skimpflation bei Monoprodukten wie Orangensäften, die nur eine Hauptzutat haben, erklären die Verbraucherschützer.

Erkennbar ist das Downgrading kaum. Der Orangensaft befindet sich in einer gleichen Flasche, gestaltet mit gleicher Aufmachung, schreibt die Verbraucherzentrale. Beim genaueren Hinschauen lässt sich auf dem Etikett erst erkennen, dass der Hinweis "100 %" (Fruchtsaft) fehlt.

Durch das hinzugefügte Wasser verringert sich der insgesamt Vitamin-C-Gehalt. Eckes-Granini hilft hier nach und fügt im neuen Nektar das Vitamin C im Labor hinzu. Gleichzeitig steigt durch das Zuckerwasser der Zuckergehalt - Im Vergleich zum vorherigen Produkt steigt der Gehalt von 8,8 Prozent auf 9,2 Prozent.

In einer Stellungnahme verweist der Hersteller darauf, dass eine "(...) Kombination aus einer geringeren Ernte bei zeitgleich steigender Nachfrage(…) zu einem starken Anstieg der Rohstoffpreise (…)" führt. Die Streckung des Fruchtsaftes soll dazu dienen, um die unverbindliche Preisempfehlung des granini Sortiments sowie die Verfügbarkeit in diesem Jahr stabil halten zu können, erklärt das Unternehmen gegenüber den Verbraucherschützern.

Vorerst sind die Verkaufspreise tatsächlich konstant geblieben. Was das Unternehmen aber nicht erwähnt: Bereits 2023 wurde der Verkaufspreis erhöht. Laut Verbraucherschützern hat eine Flasche Trinkgenuss Orange bei Rewe Anfang 2023 noch 1,79 Euro gekostet - aktuell sind es 2,29 Euro. In Relation zum Fruchtsaftgehalt zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher innerhalb eines guten Jahres 156 Prozent mehr für dieselbe Menge Fruchtsaft.