FCN-Kapitän Behrens: "Scheißsaison zu Ende bringen"

25.6.2020, 06:54 Uhr
Nur noch ein Sieg: Hanno Behrens (re.) und Robin Hack nach dem Fiasko gegen Stuttgart.

© Foto: Daniel Marr/Zink Nur noch ein Sieg: Hanno Behrens (re.) und Robin Hack nach dem Fiasko gegen Stuttgart.

So ein Durcheinander wie in der vergangenen Woche hat auch Hanno Behrens noch nicht erlebt. Von einem 6:0 schnurstracks in ein 0:6 zu rauschen, muss deshalb fast zwangsläufig Spuren hinterlassen. Auch beim Kapitän, der im Umgang mit außer Kontrolle geratenen Emotionen eigentlich schon eine gewisse Routine entwickelt haben müsste in fünf Jahren Nürnberg. Hat er aber nicht.

Kaum eine Saison seitdem, in der nicht irgendwann mindestens ein extremer Höhe- oder Tiefpunkt erreicht worden wäre, Neben- und Nachwirkungen inklusive. 2015/16 die verlorene Aufstiegsrelegation gegen Eintracht Frankfurt, viele enttäuschte Hoffnungen 2016/17, der Aufstieg 2017/18, der Abstieg 2018/19. Wofür 2019/20 genau steht, wird sich am Sonntag in Kiel entschieden. Oder eben erst in der Abstiegsrelegation am 7. und 11. Juli.

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Im Holstein-Stadion und knapp 90 Kilometer von seiner Heimat Elmshorn entfernt hat Hanno Behrens vor rund zwei Jahren einen seiner schönsten Tage als Fußballer erleben dürfen, einen ganz besonderen, wie er selbst sagt. Nach dem 3:1-Erfolg beim direkten Konkurrenten stand der Club endgültig an der Schwelle zur Bundesliga, Behrens hatte an jenem Montagabend gleich zwei Tore geköpfelt und hinterher mit den über 2000 Fans gefeiert, als gäbe es kein Morgen mehr.

Am Sonntag gegen 17.30 Uhr hätte Behrens auch gerne wieder einen Grund zum Strahlen. Dass es selbst dem Sonnyboy zurzeit ziemlich schwer fällt, positiv zu bleiben, hat primär mit der unerklärlichen Leistung seiner Mannschaft gegen den VfB Stuttgart zu tun – als bis auf den Torwart praktisch jeder maßlos enttäuschte. Warum und weshalb, versuchten sie bereits am nächsten Vormittag zu klären. "Knallhart analysieren" wollte vor allem der Trainerstab die Selbstaufgabe vom Sonntag, wollte wissen, was da los war, das Ergebnis: nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. "Ganz ehrlich: Ich möchte nicht mehr groß auf das Stuttgart-Spiel eingehen", sagt Behrens, jetzt sei Kiel in den Köpfen. "Über alles, was davor war, wollen wir jetzt nicht mehr nachdenken. Es bringt ja auch nichts."


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Der kicker vergab anschließend sechs Mal die Note sechs, Behrens kam mit einer Fünf davon, obwohl auch ihm nicht viel gelingen wollte. 24 Ballkontakte bis zu seiner Auswechslung nach gut einer Stunde, kein Torschuss, 15 Prozent gewonnene Zweikämpfe.

So kann es natürlich nicht weitergehen und so wird es auch nicht weitergehen. Behrens ist sich ausgesprochen sicher, dass sein Club am Sonntag wieder anders auftreten wird, obwohl der Druck nicht geringer geworden ist. Der Klassenverbleib perfekt wäre bei einem eigenen Erfolg oder falls der Karlsruher SC nicht in Fürth gewinnen sollte. Es spricht nicht wenig für den Club – was aber nicht viel heißen muss. Eine der Lehren aus dieser fürchterlich missglückten Runde.

Möglichkeit, die Saison zu einem akzeptablen Ende zu bringen?

Das ist jetzt aber alles nicht wichtig. Wichtig ist nur der Sonntag. "Wir sehen das als Chance, als Möglichkeit, die ganze Scheißsaison mit einem Spiel zu einem akzeptablen Ende zu bringen", versichert Behrens. Ein Sieg, und "wir können alles abstreifen, was auf uns eingeprasselt ist. Das ist unsere Herangehensweise."


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Würde es klappen, "beginnt die nächste Saison wieder bei null, so ist das im Fußball", sagt Behrens, der im Gespräch nicht verhehlt, wie sehr ihn die Turbulenzen in den vergangenen Wochen und Monaten durchgeschüttelt hätten, mit dem 0:6 vom Sonntag als möglicherweise finalem Beben: "Natürlich fällt‘s nicht leicht, so ein Spiel zu vergessen oder abzuarbeiten", betont der Kapitän, "aber jetzt ist es abgehakt und wir müssen uns auf Sonntag fokussieren."

Also Strich drunter und nach vorn schauen, irgendwie. Ob das so einfach ist, wird man sehen, eine andere Wahl hat der 1. FC Nürnberg aber ohnehin nicht, glaubt Hanno Behrens. Wenn es funktionieren sollte, wäre tatsächlich mal wieder Zeit für etwas Entspannung. Anstrengender als gerade kann es ja eigentlich nicht mehr werden.


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