Ehrung mit Straßennamen könnte schnell getilgt sein

27.9.2010, 10:06 Uhr
Ehrung mit Straßennamen könnte schnell getilgt sein

© Repro: NN

Die NN waren es, die seinerzeit über die braunen Verwicklungen des bis dahin als Heimatmalers verehrten Albert Reich aufklärten. In den Archiven hatten sich unsägliche Nazi-Postkarten mit marschierenden SA-Kolonnen gefunden, blonde, gezopfte Mädels mit Blumenkranz winkten ihnen, große Hakenkreuze hingen im Himmel. Reich hat, heißt es in einem Nachruf auf ihn, den Einband von Hitlers „Mein Kampf“ gestaltet, hat eine NSDAP-Ortsgruppe in seinem späteren Wohnort Harlaching gegründet und für den Neumarkter Dietrich Eckart, dem Wegbereiter Hitlers in München und engem Freund, ein entsprechendes Denkmal im Neumarkter Stadtpark geschaffen.
 

Doch all das reichte nicht aus, um Reich als das einzustufen, was er war: Ein überzeugter Nazi. Ein Eintrag, in dem ihm vorgeworfen wurde, in Harlaching nicht mehr an Parteiversammlungen teilzunehmen, reichte aus, um all den dicken braunen Firnis, den er angesetzt hatte, schnell abzuwaschen. Trotz vieler Proteste blieb eine Mehrheit im Neumarkter Stadtrat seinerzeit dabei: An den Nazi Reich wird weiterhin mit einer Straße erinnert.

In Beratzhausen soll in den nächsten Wochen über die Umbenennung der nach einem NSDAP-Funktionär benannten Straße entschieden werden. Seit 1961 gibt es in der Marktgemeinde die nach Josef Albrecht benannte Straße. Der war Kreisleiter der Nazi-Partei und wurde nach Hitlers Machtergreifung Bürgermeister. In der Region soll Albrecht, der schon seit den 1920er Jahren bei der NSDAP war, einst recht aktiv für die Faschisten geworben haben.

Ehrung mit Straßennamen könnte schnell getilgt sein

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Bürgermeister Konrad Meier will die Sache schnell vom Tisch haben und dem Gemeinderat eine Umbenennung empfehlen, damit es keine endlosen Diskussionen gibt. „Sonst haben wir da mit Sicherheit eine Dauerbaustelle“, sagt Meier. Am 11. Oktober tagt der Marktgemeinderat. Es sei aber noch nicht sicher, ob die Straßenumbenennung da schon auf die Tagesordnung kommt. Insbesondere von Seiten der rund 50 Anwohner der Albrecht-Straße gibt es Vorbehalte, da sie Aufwand und Kosten fürchten.

In Beratzhausen hat sich ein Gremium mit Albrecht befasst, um das Thema aufzuarbeiten. Albrecht war 1938 gestorben. Als der Gemeinderat vor 49 Jahren entschied, dass er mit der Straße geehrt werde, war seine Nazi-Vergangenheit keineswegs vergessen. „Das war wohl bekannt“, sagt Meier. Zwei hätten deswegen dagegen gestimmt.

Allerdings hatten die Beratzhausener seinerzeit wohl ein überwiegend positives Bild von dem NSDAP-Bürgermeister. „Aber er war bei der NSDAP und er hat mit Sicherheit auch die Ideologie entsprechend verfolgt.“