Ortsteil Steudach

Emotionale Bürger-Debatte über neues Baugebiet in Erlangen

9.10.2021, 12:30 Uhr
Emotionale Bürger-Debatte über neues Baugebiet in Erlangen

© Klaus-Dieter Schreiter

Während der für dieses Thema einberufenen Ortsbeiratssitzung kochten die Emotionen, die sich in jüngster Vergangenheit aufgestaut hatten, hoch. Der stellvertretende Ortsbeiratsvorsitzende Christoph Oberle hatte Stefan Engelhardt, der beim Entwässerungsbetrieb der Stadt für den Betrieb der Abwasseranlage zuständig ist, schon zu Beginn der Sitzung gewarnt: „Wir sind nicht immer einfache Bürger!“

Es stellte sich dann schnell heraus, dass das noch untertrieben war. Engelhardt kam mit seinem Vortrag nämlich nur sehr schleppend voran, viel zu aufgeregt, manchmal auch aggressiv reagierten die Bürger auf seine Erläuterungen.

Starkregen war zu viel

Zwar versuchte er den kritischen Steudachern zu erläutern, wie das Baugebiet südwestlich des Steudacher Ortskerns und nordwestlich des Westfriedhofs erfolgreich entwässert werden kann, ohne den alten Ortskern zu fluten. Doch er bestätigte auch, dass die Abwasserkanäle für die Starkregenereignisse, wie sie am 14. Juni und am 11. August letzten Jahres stattfanden, nicht ausgelegt sind.

Die Leistungsfähigkeit sei da überschritten gewesen, sagte er und ergänzte, eine Auslegung der Kanäle für solche Starkregen „ist technisch weder durchführbar noch finanzierbar“. Der Hausbesitzer müsse sich darum selbst gegen Rückstau aus der Kanalisation und gegen das Eindringen von Oberflächenwasser schützen.

Die Bürger befürchten, dass solche Regenereignisse noch mehr Überflutungen bei ihnen anrichten werden, wenn auch noch das Abwasser aus dem geplanten Neubaugebiet mit in ihren Kanal fließt. Um diese Gefahr zu reduzieren, hat der Entwässerungsbetrieb einen Stauraumkanal in dem Neubaugebiet geplant, der 315 Kubikmeter Wasser aufnehmen kann, um es gedrosselt an die Kanalisation im Ort abzugeben.

Versickerung ist das Ziel

Zudem werde der Bauträger aufgefordert, das Regenwasser auf den Grundstücken zu versickern, sagte Engelhardt. Offenbar ist der Boden dort aber nicht so durchlässig, dass das überall möglich ist.

Engelhardt stellte zudem fest, dass der Kanal in Steudach „öfter mal überstaut“, weil „Fremdwasser“ eingeleitet wird. Speziell hat er eine Fläche westlich des Friedhofs ausgemacht, von der das Regenwasser über einen Graben in Richtung Norden in die Kanalisation geleitet wird. Dieser Graben soll „umgedreht“ werden, so dass das Wasser künftig nach Süden in das Klosterholz abfließt.

„Das bestehende Kanalsystem in Steudach wird somit entlastet“, verspricht Engelhardt. Ein Bürger wies zudem darauf hin, dass auch Niederschlagswasser von den Grundstücken in den Kanal geleitet wird. Es solle doch jeder prüfen, ob das nicht auf dem eigenen Grundstück versickert oder in einen Graben abgeleitet werden kann.

Drei Forderungen

Man müsse auch mit dem Niederschlagswasser schon aus ökologischen Gründen anders umgehen, forderte schließlich noch die Chefin des Referats für Umwelt und Klimaschutz im Rathaus, Sabine Bock. Nach zwei Stunden Diskussion und mehreren Versuchen, Anträge zu formulieren, stellte der Ortsbeirat dann drei Forderungen auf: Die Verwaltung soll beauftragt werden zu klären, wo Fremdwasser in den Kanal eindringt; sie soll ein Entlastungsbauwerk zur Einleitung von überflüssigem Abwasser in den Rittersbach herstellen - und sie soll erneut prüfen, ob ein Abwasser-Trennsystem in dem Neubaugebiet möglich ist.

Jedoch haben die aufgebrachten Bürger kaum Hoffnung, dass diese Forderungen wirklich erfüllt werden können. Ein Bürger fasste es so zusammen: „Es ist lächerlich, dass wir heute noch so eine Veranstaltung machen!" Schließlich sei der Bebauungsplan für das Baugebiet „Am Klosterholz West“ bereits verabschiedet. Die entsprechende Satzung hat der Stadtrat allerdings noch nicht beschlossen.

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