Forchheim: Neue Therapie hilft Tinnitus-Betroffenen

28.4.2021, 16:00 Uhr
Forchheim: Neue Therapie hilft Tinnitus-Betroffenen

© Foto: Neuromod

Im August 2020 hat Neuromod seine erste Niederlassung außerhalb Irlands gegründet, der deutsche Sitz des Unternehmens befindet sich im Medical Valley Center in Forchheim. Sieben Mitarbeitende kümmern sich dort um die Märkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

"Es ist sehr wichtig, dass auch die Begleiterscheinungen behandelt werden", sagt Dr. Jakob Kümmel, Clinical Affairs Manager bei Neuromod. Er kennt den Leidensdruck von Betroffenen und möchte deshalb an die Ursachen herangehen. Die Lenire-Therapie setzt auf sogenannte bimodale Neuromodulation. Dazu werden Betroffene mit einem speziellen Gerät an zwei Körperstellen gleichzeitig stimuliert. Neben einer akustischen Stimulation wirken auch elektrische Impulse auf die Zunge. Das Gehirn lernt so, mit dem Tinnitus umzugehen – infolgedessen wird er abgeschwächt. Bekannt ist das Verfahren aus der Behandlung von Parkinson oder Alzheimer.

Verschiedene Ursachen

Ein Tinnitus kann verschiedene Ursachen haben. Er entsteht unter anderem, wenn Aktivitäten aus anderen Hirnregionen auf die Bahn zwischen Ohr und Hörzentrum im Gehirn gelangen. Das kann dann als Ton wahrgenommen werden. "Es besteht die Gefahr, dass sich das festigt", weiß Kümmel. Bei der Therapie handelt es sich um Forschung des Firmengründers Ross O’Neil, der seit vier Jahren an der Anwendung arbeitet. Neuromod hat dazu 2020 eine Studie mit 326 Teilnehmern durchgeführt. Demnach hätten sich die Tinnitus-Symptome bei einer Lenire-Behandlung bei 86,2 Prozent der Teilnehmer verbessert. Für Neuromod gibt es erste Hinweise, dass die Behandlung auch nach einem Jahr noch effektiv ist.

Das Unternehmen vertreibt Lenire nicht direkt, sondern arbeitet für die Behandlung mit Akustikern zusammen, in der Region ist das in Bamberg, Hirschaid und Fürth möglich. "Wir hören von unseren Partnern, dass sie positive Erfahrungen machen", erklärt Jakob Kümmel. Die Belastung durch einen Tinnitus könne dauerhaft gesenkt werden.

Corona als Brandbeschleuniger

Die Tinnitus-Therapie wird in einer Zeit angeboten, in der das Thema eine besondere Brisanz erhält. Laut Kümmel würden rund 15 Prozent der Covid-19-Patienten auch Tinnitus-Symptome entwickeln. Zudem können die Auswirkungen der Pandemie und die damit einhergehenden Lebensumstellungen einen Tinnitus begünstigen. "Die Pandemie ist ein Brandbeschleuniger für Patienten, die sowieso schon prädestiniert sind." Mit bimodaler Neuromodulation möchte Neuromod von Forchheim aus Menschen helfen, dieser Entwicklung zu begegnen.

JULIAN HÖRNDLEIN

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