Grüner Wegbereiter

19.2.2012, 13:00 Uhr
Grüner Wegbereiter

© Thomas Scherer

Frage 1: Die Amtsperiode des Bürgermeisters/der Bürgermeisterin dauert bis 2020. Wo sehen Sie die Stadt in acht Jahren?

Mit mir als Bürgermeister sehe ich Zirndorf als attraktiven Teil der Metropolregion, in dem sich Natur- und Umweltschutz ebenso wiederfinden wie eine lebenswerte Kleinstadt, in die man ohne Auto gerne zum Bummeln und Einkaufen geht. Auf dem Weg der Energiewende haben wir einen Eigenversorgungsgrad mit erneuerbarer Energie von 30 Prozent und in der Solarbundesliga sind wir unter den ersten 50. Die Schienenanbindung an Nürnberg ist wichtiger Bestandteil des Nahverkehrs. 

Frage 2: Nennen Sie drei Ihrer Programmschwerpunkte. Was würden Sie als Rathauschef/-chefin zuerst anpacken? 

Wichtigster Punkt ist die ehrgeizige und konsequente Umsetzung der Energiewende, bei der die Stadt selbst Vorreiter sein muss. Durchführung eines Stadtentwicklungskonzepts, das mit konkreten Zielen – auch im Segment Tourismus — in die Umsetzung geht, damit der Einzelhandel endlich wieder auf die Füße kommt. Erarbeitung und Umsetzung eines Masterplans für eine attraktive Fahrradinfrastruktur und bessere ÖPNV-Nutzung. 

Frage 3:  Wie heben Sie sich von Ihren Mitbewerbern ab?  

Wie ich mich von meinen Mitbewerbern abhebe, mögen die Wähler beurteilen. Für mich kann ich sagen, dass ich ein Mensch bin, für den der Artikel 1 des Grundgesetzes über allem steht. Meine Vorzüge sind Offenheit, Sachlichkeit und Flexibilität. Hinzu kommen Ausdauer und Belastbarkeit. Für mich gibt es kein „das haben wir schon immer so gemacht“. Sozial eingestellt und Neuem aufgeschlossen, fälle ich Entscheidungen aufgrund meiner vielfältigen Berufs- und Lebenserfahrung verantwortungsbewusst und angemessen. 

Frage 4:  Der Pinderpark ist bebaut. Soll Zirndorf weiter auf Wachstum setzen und große Bauflächen ausweisen?  

Angesichts der demografischen Entwicklung ist es an der Zeit umzudenken. Auch wenn – im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen – noch ein minimaler Einwohnerzuwachs erwartet wird. Die Zeiten des Wachstums und der Ausweisung von (großen) Bauflächen sind vorbei. Insofern sehe ich den Vorrang bei der Nutzung von Baulücken mit guter ÖPNV- Anbindung und einer sozialverträgli-chen Nachverdichtung. Die vorhandenen zirka 40 Hektar Baulandreserve (ohne Altfeld) sind für Zirndorf mehr als ausreichend. 

Frage 5: Die U-Bahn-Pläne gelten als gescheitert, doch die Probleme des Individualverkehrs bleiben. Wo wollen Sie verkehrspolitisch hin? 

Die Notwendigkeit eines schienengebundenen Verkehrssystems nach Nürnberg vertrete ich nach wie vor. Sie muss jedoch bezahlbar sein. Die Rothenburger Straße bedarf zumindest einer Busbeschleunigungsspur wie i n Erlangen 2006 eingeführt. Die Attraktivität des ÖPNV, aber auch des Radverkehrs muss gesteigert werden. Neue Straßen sind tabu, denn schon allein die Unterhaltung und Sanierung bestehender Straßen ist bereits heute kaum mehr leistbar. 

Frage 6: Die Energiewende ist ein wichtiges Zukunftsthema. Was kann die Stadt dazu beitragen? 

Sehr viel, denn dieses Thema ist in seiner Tragweite in den wenigsten Köpfen angekommen. Sowohl beim Thema Energieeinsparung, Stichwort „Passivhausstandard“, als auch bei den erneuerbaren Energien muss die Stadt endlich Vorreiter werden. Bei aktuell nur zwei Prozent Anteil erneuerbar erzeugten Stroms in der Stadt müssen die Anstrengungen verstärkt und die Bürger eingebunden werden. Daher ist dringend die Etablierung einer (Energie-) Genossenschaft als weiteres Element zur Finanzierung notwendig.

Frage 7: Welche Visionen haben Sie für Innenstadt und Einzelhandel? 

Wir müssen weg von der überholten Annahme, alles müsse mit dem Auto erreichbar sein, um die Innenstadt attraktiv zu machen und existenzsichernde Umsätze zu generieren. Meine Vision ist die Einrichtung einer Fußgängerzone, so dass die Stadt auch für die Touristen angenehm erlebbar wird. Radler und Fußgänger müssen integriert und wirkliches Innenstadtflair geschaffen werden. Dazu gehören mehr Grün und mehr Non-Food-Geschäfte. Beim Übernachtungsgewerbe setze ich auf „Bed+Bike“. 

Frage 8: Zirndorf sitzt auf einem mächtigen Schuldenberg, nicht zuletzt wegen des Bibertbades. Wie wollen Sie die Finanzen in den Griff bekommen?

Aus den Fehlern der Vergangenheit muss gelernt werden. Eine Zäsur in der Haushaltspolitik ist dringender denn je. Das bedeutet : Die freiwilligen Leistungen müssen auf den Prüfstand, und es darf keine Denkverbote geben. Im Bibertbad selbst müssen die Defizite angegangen werden, die aufgrund des Vergleichs mit anderen Bädern aufgezeigt wurden. Eine Anpassung der Gewerbesteuer halte ich nicht für abwegig, wenn die Stadt davon profitiert, und die Zahler unter dem Strich kaum mehr belastet werden.

 

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