Schriftstellerin

Jakob-Wassermann-Preis 2023: Stehende Ovationen für Eva Menasse im Stadttheater Fürth

Matthias Boll

Lokalredaktion Fürth

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12.3.2023, 14:00 Uhr
"In Deutschland muss dafür gesorgt werden, dass alle jüdischen Positionen gleichberechtigt gehört werden": Eva Menasse beim Wassermann-Preis-Festakt am Sonntagmittag im Stadttheater Fürth

© Hans-Joachim Winckler "In Deutschland muss dafür gesorgt werden, dass alle jüdischen Positionen gleichberechtigt gehört werden": Eva Menasse beim Wassermann-Preis-Festakt am Sonntagmittag im Stadttheater Fürth

Die in Berlin lebende österreichische Schriftstellerin nutzte ihren Part beim sehr gut besuchten Festakt zu einem Appell, die wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben nicht aus dem Blick zu verlieren. Dazu zähle mit Blick auf die Ängste und Nöte der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden, sich den historischen und gegenwärtigen Fakten zu stellen.

"Wir stehen nicht vor einer Wiederkehr nationalsozialistischer Verhältnisse", sagte die Verfasserin von Romanen wie "Vienna" und "Dunkelblum", jedoch sei der Antisemitismusvorwurf in jüngster Zeit "Konjunktur geworden". Anspielend auf den Eklat bei der Kasseler Documenta im Vorjahr, kritisierte Menasse, dass "schlechte, dumme Kunst" in weiten Teilen der Öffentlichkeit gleich als antisemitisch bezeichnet werde, während zur gleichen Zeit "Reichsbürger" Waffen sammelten, um ein Blutbad anzurichten. "Gewaltbereite Nazis machen mir mehr Angst als ein 20 Jahre altes indonesisches Stoffbanner", so die 52-jährige Wienerin. "Fakten sind sehr viel ungemütlicher als pathetische Phrasen, die so oft geschwungen werden."

Linke jüdische Positionen hätten es jedoch schwer - womit Menasse den Bogen schlug zum "blanken Schweigen", mit dem in Deutschland jenen Jüdinnen und Jüdinnen begegnet werde, die sich aktuell um Israel und seine nach rechts driftende Politik sorgen.

Von einer "großartigen Rede" sprach Fürths OB Thomas Jung anschließend. Eingangs hatte sich Menasse zum Werk Jakob Wassermanns geäußert, das sie mit Anfang 20 verschlungen, aber erst vor kurzer Zeit wiederentdeckt habe. Das sei eine sehr lohnende Wiederentdeckung gewesen und zugleich eine schmerzhafte. "Was nach seinem Tod 1934 kam, weiß ich, er aber spürte es, das ist viel schlimmer." Ein Werk wie "Mein Weg als Deutscher und Jude" gleiche einer "Zeitkapsel, deren enorme Wirkung bis heute anhält".

Eva Menasse ist 14. Preisträgerin des 1996 erstmals vergebenen Jakob-Wassermann-Literaturpreises, sie folgt auf ihren Landsmann Clemens J. Setz. Der zweijährlich vergebene Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und damit die bedeutendste Auszeichnung der Kleeblattstadt im Namen Wassermanns, der am 10. März vor 150 Jahren zur Welt kam.

Ein ausführlicher Bericht folgt.

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