1,3 Millionen Euro beschlagnahmt

Neue Details nach SEK-Einsatz im Landkreis Fürth: Schwerer Raub und illegale Zahlungen ins Ausland

Saskia Muhs

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10.7.2024, 10:06 Uhr
SEK-Einsatz Burggrafenhof bei Langenzenn 07.07.2024

© ToMa SEK-Einsatz Burggrafenhof bei Langenzenn 07.07.2024

Im beschaulichen Burggrafenhof hat sich am Sonntag ein spektakulärer Polizeieinsatz ereignet: Kräfte zweier Spezialkommandos haben dort drei verdächtige Personen zu Boden gebracht und festgenommen. Details waren zunächst nicht öffentlich – bis jetzt.

Am Montag war zunächst noch unklar, welchen Hintergrund der Einsatz hatte. Auf Nachfrage unserer Redaktion verwies uns das Polizeipräsidium Mittelfranken an die im Fall zuständige Staatsanwaltschaft Saarbrücken. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft teilt uns mit, dass der Einsatz aus Ermittlungen wegen schweren Raubes resultierte. Inzwischen wurden weitere Informationen preisgegeben.

Schwerer Raub - weitere Taten geplant

Inzwischen wurden weitere Informationen zu den mutmaßlichen Tätern und dem Tatvorwurf bekannt: Gegen vier Beschuldigte im Alter von 27, 29, 30 und 51 Jahren wird wegen besonders schweren Raubes sowie wegen Verabredung zu einem Verbrechen in zwei Fällen ermittelt. Gegen die drei jüngeren Beschuldigten besteht der Verdacht eines bewaffneten Raubüberfalls auf ein Spielcasino im Saarland im Februar 2024. Sie wurden zunächst polizeilich observiert und am Sonntag nach Verlassen der Autobahn in Burggrafenhof festgenommen. Der vierte Beschuldigte wurde in seiner Wohnung im Saarland festgenommen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft hat der Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Saarbrücken Haftbefehle gegen alle vier Beschuldigten erlassen. Sie befinden sich inzwischen in Untersuchungshaft.

Alle vier Beschuldigten stehen zudem im Verdacht, in zwei Fällen im Juli 2024 bewaffnete Raubüberfälle auf Lastkraftwagen geplant zu haben, die zum Transport von Geldern im sogenannten Hawala-System genutzt wurden.

In beiden Fällen sollen die Beschuldigten die Transporte jeweils zuvor auf Basis von Informationen des älteren Beschuldigten ausgekundschaftet und verfolgt haben. Am Sonntag verfolgten Einsatzkräfte von SEK und MEK parallel sowohl den Geldtransport als auch die drei mutmaßlichen Räuber bis in den Landkreis Fürth, wo der Hawala-Lkw offenbar gerade unterwegs war. Zum Überfall des Geldtransports soll es letztlich aufgrund Fehlschlagens der Verfolgung nicht gekommen sein, weshalb die Beschuldigten die Autobahn im Landkreis Fürth verließen und umkehren wollten. Hier erfolgte dann der Zugriff durch die Einsatzkräfte.

Doppelter Zugriff: Halawa-Transport im Landkreis Fürth unterwegs

Auch der Fahrer des Hawala-Geldtransports wurde vorläufig festgenommen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Saarbrücken wurde auch gegen diesen ihn Haftbefehl wegen Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung und Verstoßes gegen das ZAG (Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz) erlassen, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft Saarbrücken.

In dem Transporter wurden insgesamt mindestens 1,3 Millionen Euro Bargeld sichergestellt. Laut Bundesamt für Verfassungsschutz handelt es sich bei dem Finanzsystem um "ein weltweit funktionierendes, informelles Überweisungssystem, das seine Wurzeln in der frühmittelalterlichen Handelsgesellschaft des Vorderen und Mittleren Orients hat."

Die Transaktionen werden demnach über Hawala-Agenten abgewickelt, die die Geldbeträge entgegennehmen und andere Hawala-Agenten zur Auszahlung dieser Summen anweisen, zum Beispiel per Telefon. Hawala bedeutet auf Arabisch "Wechsel", "Scheck" oder "Zahlungsanweisung". Laut Verfassungsschutz spiele das System im jihadistischen Bereich eine erhebliche Rolle zur Finanzierung von terroristischen Aktivitäten.

Die wenigen legalen Hawala-Betreiber in Deutschland werden von der BaFin überwacht und müssen sich die Identitäten der Zahler und Empfänger offenlegen lassen, dokumentieren und nachhalten. Wie bei einer Überweisung, nur ohne Verwendungszweck. Ist dies nicht der Fall, wie beim klassichen Hawala, gilt das Finanzsystem in Deutschland als illegal, erklärt "WirtschaftsWoche".

Die Ermittlungen in dem Verfahren dauern weiter an. Nähere Details zu den festgenommenen Personen könne man wegen laufender Maßnahmen noch nicht preisgeben.

Vor dem Zugriff hatten überregionale Kollegen des MEK das verdächtige Fahrzeug observiert, dem SEK gelang in Burggrafenhof der Zugriff auf die drei verdächtigen Männer und nahm diese fest. Während des Zugriffs war die Ortsverbindungsstraße in Burggrafenhof für rund zwei Stunden komplett gesperrt.