Oma, Rotkehlchen und Konditor
18.1.2012, 11:00 UhrSanftmut hat man Matthias Egersdörfer bislang nicht vorwerfen können. Jetzt wäre es beinahe so weit gewesen. Nach einem nachgerade liebenswürdigen Einstieg ins Programm („Ich bin hier in meiner Homezone“) verrät der Wahl-Fürther angesichts des Sofas auf der Bühne, wie er sich die Ewigkeit vorgestellt: „So wie früher denk’ ich mir das, als ich immer mit meiner Oma vor dem Fernseher gehockt und ihr dabei am Handrücken rumgezupft hab’ – richtige Handhautzelte hab’ ich gezupft.“
Mit erstaunlicher Duldsamkeit trägt der vieldekorierte Kabarett-Held dann seinen Beitrag zum Treffen der Artverwandten vor: „Eine kleine, impressionistische Vorskizze zu einem Opern-Libretto.“ Was soll man sagen? Dem Akt des Auto-Ummeldens, den der Meister ins Zentrum stellt, haftet nicht das Flair des unerhört Neuen an. Dafür tritt ein Rotkehlchen namens Robert auf. Entzückend.
Carla Brunis Lachkrampf
Bevor sich der 42-Jährige aufs Sofa zurückzieht, kündigt er den nächsten Auftritt an: „Jetzt kommt keine Enkelin von irgendeinem abgehalfterten Schlagerstar...“ Recht hat er. Christine Prayon ist spätestens, seit sie in der ZDF-heute show als Birte Schneider mitwirkt, eine Kabarettistin, von der man mehr hören will. In der Comödie mimt sie Carla Bruni, die einen Lachanfall dank Botox völlig reglos meistert. Und auch sie lässt in ihrem Parcours zwischen Varieté und Comedy zarte Töne anklingen. Mit Lyrik. Von Mario Bath. Vorgetragen im Badeanzug. Das sitzt.
Die Erstauflage der Egersdörfer-Misch-Show offeriert ein Programm mit Lust am Genre-Mix. Aus der kraftvoll begleitenden Bühnenband mit dem klingenden Namen „Die Letzten ihrer Art“ löst sich Philipp Moll und tauscht kurzfristig Waschbrett gegen Gedichtband. Der eher selten bespielten Sparte des Musik-Kasperett widmet sich das Duo „Zärtlichkeiten mit Freunden“ aus Riesa. Ein veritabler Spaß. Die Sachsen machen auf überzeugende Art keine bis wenig Musik. Dazwischen frönen sie einem Witzschema, das aus den Untiefen des reinen Dada schöpft. Schön, dass die beiden Jungs ihre Hausaufgaben gemacht haben. Neben, ja, Versen über heimische Brauereien, widmen sie sich der Ausstattung der Comödie: „Hat der Innenarchitekt vorher eine Konditorlehre gemacht?“
Ausgerechnet das Gespräch mit einem, der nicht zur Komikergilde zählt, wird an diesem Abend zu einem besonderen Moment: Der Maler Peter Angermann, von dem das Bühnenbild stammt, das selbst die Wunderland-erprobte Alice noch das Staunen lehren würde, erklärt im Dialog mit Egersdörfer, wie seine Kunst entsteht. Nebenbei enthüllt Angermann, das sein ehemaliger Schüler Egersdörfer ein „fantastischer Zeichner“ ist: „Sonst hätte ich ihn nicht genommen, das war natürlich noch vor seinem Rumgekaschper.“
Zum Abschied tritt noch einer aus der Lach-Fraktion an: Rolf Miller, der an diesem Donnerstag auch in die Stadthalle kommt, ist ein Analytiker der wortkargen Sorte. Erstaunlicherweise ist das, was er nicht sagt, von tiefer Bedeutung. Und manchmal haut er sogar einen kompletten Satz raus. Und wir lernen: „Eine Frau, die schweigt, hat doch was zu sagen.“ Solange man sie nicht unterbricht.
Was durchaus auf Egersdörfer und seinen erweiterten Komiker-Clan passt. Auch da wird es keine Unterbrechung geben. Am 26. März kommt es in der Comödie zum nächsten Witz-Gipfeltreffen.
Als Solist, aber nur fast, ist Egersdörfer am 15. Februar in der Comödie. Dann serviert er sein Programm „Ich mein’s doch nur gut“. Erstmals wird er an diesem Abend auch für gehörlose Menschen spielen, denn ihm steht eine Gebärdensprachendolmetscherin zur Seite. Gegen Vorlage des Ausweises erhalten Gehörlose 50 Prozent Ermäßigung aufs Ticket, zu ergattern im Vorverkauf bei Franken Ticket (Kohlenmarkt 4).fn
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