„Schutzengel“ feierten 15 Jahre Kinderheim „Centar Duga“
17.11.2014, 09:21 UhrSchutzengel-Vorsitzender Günter Prantl (Freystadt) und Schutzengel-Gründungsvater Arno Heider (Schwabach) wurden von zwei Bürgermeistern von Städten aus dem Kanton Una Sana empfangen.
Admir Ljescanin, der Heimleiter von Centar Duga, der beinahe fünf Jahre als Kriegsflüchtling in Schwabach gelebt hat, nachdem er zwei Brüder im Krieg verloren hatte, hätte noch weit mehr Karten für diesen kurzweiligen Abend verkaufen können. Die Kapazität der Räumlichkeiten schränkte ihn allerdings ein.
Die Menschen, die gekommen waren, erlebten aber einen durchaus berührenden Abend, der für viele Frauen und Männer, die aus Deutschland auf eigene Kosten angereist waren (21 Personen), durchaus für Gänsehautfeeling sorgte. Vor allem als Ljescanin die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinderarche bat, aufzustehen, wollte der Beifall nicht mehr enden.
Admir Ljescanin zeigte zunächst einen Film, der die Arbeit in „Centar Duga“ dokumentierte. Und er präsentierte Daten und Fakten: 252 Kinder wurden seit dem Bestehen des Kinderheimes in Kulen Vakuf aufgenommen. Weit über 40 Prozent der Kinder konnten an Adoptiveltern vermittelt werden. Rund 30 Prozent der Kleinen konnten wieder in der Herkunftsfamilie integriert werden, wenn über das Projekt „Duga Care“, das Sabina Ljescanin leitet, die Lebensbedingungen verbessert wurden. Andere Kinder gingen in andere sozialpädagogische Projekte wie SOS-Kinderdorf.
Günter Prantl war „erschrocken“ ob der Bilder, die sein Freund Admir aus der Vergangenheit zeigte: Bilder von der Konvoiarbeit ab 1996, Bilder vom Bau des Kinderheimes, zu dem viele Helfer aus dem Kreis Neumarkt, aus dem Kreis Roth und aus der Stadt Schwabach Urlaub genommen hatten. „Damals waren wir alle noch schlank“, sagte Prantl. Und er betonte, dass dafür die Zahl der Freunde von „Schutzengel gesucht“ im Kanton Una-Sana enorm an Gewicht zugenommen habe.
Nur zusammen geht es
„So lange wir Freunde hier haben, so lange wird auch das Kinderheim bestehen“, versicherte Prantl: „Ohne Sie wäre aber die weitere Existenz von „Centar Duga“ nicht möglich“, bedankte er sich bei den Besuchern der Abendveranstaltung. Wohl wissend, dass bei dem Festakt beispielsweise Mitarbeiter der bekannten Firma Meggle saßen. Die Milchfabrik spendet alle Milchprodukte, die im Kinderheim benötigt werden. Oder Vertreter der Brauerei „Preminger“, die alljährlich die Künstlerkolonie in Kulen Vakuf unterstützt. Ein Ereignis, mittlerweile durchaus von internationalem Rang, das bei einer Ausstellung und Versteigerung am Mittwoch, 3. Dezember, in der Pasinger Fabrik in München einen Höhepunkt erleben wird – siehe www.schutzengel-gesucht.de
Nach dem Nationalspieler Senijad Ibricic – er war auch in Brasilien bei der Fußball-WM dabei und spielt jetzt in der Türkei – wurde der auf dem Balkan allseits beliebte Schauspieler Enis Beslagic zum zweiten „Ambassador“ Botschafter von „Centar Duga“ ernannt. Beslagic, 39, verheiratet und Vater von zwei Kindern, moderierte zusammen mit Aldijana Hadzihajdarevic vom Sender Unsko Sankska Televizija den Abend. Und es war spaßig. Weil sich Beslagic bei der Übergabe der Ernennungsurkunde an seine Kindheit erinnerte. „Damals haben wir Partizan gespielt, und keiner wollte Deutscher sein“, sagte der Schauspieler. „Als der Krieg 1992 los brach, da wären wir gerne Deutsche gewesen.“
1520 bosnische Mark wurden aus einer Tombola erlöst. Die Versteigerung eines Trikots mit den Unterschriften der bosnischen Nationalmannschaft brachte dank Beslagic‘ Redenskünste 1200 Maraka, sprich 600 Euro.
„Wir sind weiter dabei“, versicherten Günter Prantl und Arno Heider im Namen des Vorstandes des Vereins „Schutzengel gesucht“. Und Christine Ziegler, Vorsitzende des „Fördervereins Schutzengel gesucht“, stimmte dem nur bei: „Wir werden weiter mit unseren Möglichkeiten den Hauptverein unterstützen“, so die Frau aus Neumarkt-Holzheim.
„Erstmals in diesem Jahr hat die Stadt Bihac die Unterstützung des Kinderheimes in seinen kommunalen Haushalt aufgenommen“, erklärte der Bürgermeister der Kantonshauptstadt, Emdzad Galijasevic, bei einem Empfang für Prantl und Heider im Beisein mehrerer Fernsehteams und Vertretern der schreibenden Zunft. Er versicherte, dass „das auch im kommenden Jahr so sein soll, zumal „Centar Duga“ seit Jahren eine Institution ist, die nicht nur in Bosnien und Herzegowina einen großen Namen hat.“ Auch der Bürgermeister der größten Stadt im Kanton, Nermin Ogresevic, dankte im Namen der Menschen aus Cazin für die „nachhaltige Hilfe“ der Menschen aus der Metropolregion Nürnberg.
Prantl und Heider betrachteten die Zusage des Politikers aus Bihac freilich eher skeptisch und hoffen auf ein gutes Spendenergebnis für die „Schutzengel“ um die Weihnachtszeit. „Wir haben schon so oft derartige Versprechen gehört“, sagte der Schwabacher nach dem Empfang.
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