Stadtrat gibt grünes Licht

Der Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg heißt jetzt Theaterplatz - das kosten die neuen Adressen

Saskia Muhs

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19.5.2024, 14:13 Uhr
Das Mainfranken Theater Würzburg mit dem Kardinal-Faulhaber-Platz. (Archivbild)

© Daniel Karmann/dpa Das Mainfranken Theater Würzburg mit dem Kardinal-Faulhaber-Platz. (Archivbild)

Weil sein Namensgeber eine fragwürdige NS-Vergangenheit hat, wird ein Platz in Würzburg umbenannt. Der Stadtrat habe einstimmig beschlossen, den Kardinal-Faulhaber-Platz in Theaterplatz umzubenennen, teilte ein Stadtsprecher am Freitag gegenüber der "Deutschen Presseagetur" (dpa) mit. "Faulhaber wird vorgeworfen, dass er sich – trotz seiner machtvollen Position innerhalb der katholischen Kirche - nicht gegen die nationalsozialistischen Verbrechen eingesetzt hat", erläuterte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Konstantin Mack.

Künftig soll der Platz in Theaterplatz umbenannt werden. Die zwischenzeitlich viel diskutierte Idee eines Barbara-Stamm-Platzes stand nicht mehr zur Wahl. Ebenso die Richard-Strauss-Straße im Frauenland. Sie soll künftig Klara-Ullmann-Straße heißen. Der Graf-Luckner-Weiher in der Sanderau soll den Namen Sander-Weiher bekommen. Der Namensgeber Graf Luckner wird mit Sexualstraftaten an Kindern in Verbindung gebracht, heißt es in einem Sitzungspapier der Stadt Würzburg.

Die Johann-Sperl-Straße am Hauptfriedhof soll auch im Namen deutlich als Weg gekennzeichnet sein, da sie seit dem Bau der Siligmüllerbrücke nicht mehr für den Verkehr offensteht. Ein Teil der Johannes-Kepler-Straße im Stadtteil Keesburg soll umbenannt werden. Hier war es immer wieder zu Schwierigkeiten beim Auffinden von Adressen gekommen. Vor allem für Rettungsdienste sollen so Schwierigkeiten vermieden werden.

Umbenennungen – Ein fortlaufender Prozess in Würzburg

Nicht zum ersten Mal sorgen Umbenennungen von Straßen und Plätzen in Würzburg für Schlagzeilen – vor allem auch, weil nicht alle damit einverstanden sind. So wurde 2023 beispielsweise die Hermann-Zilcher-Straße in Theresia-Winterstein-Straße umbenannt. Im Jahr 2015 wurde in Würzburg eine Straßennamenskommission ins Leben gerufen, die sich mit der Thematik befasst. Sie sollte bestehende Straßennamen, beziehungsweise ihre Namensgeber auf potenzielle problematische historische Verstrickungen prüfen. "Das habe in der Vergangenheit oft nicht stattgefunden" so Georg Wagenbrenner, Sprecher der Stadt Würzburg.

Die Kommission prüft Straßennamen beziehungsweise ihre Namensgeber und erstellt eine Vorschlagsliste mit neuen Namen, die dem Stadtrat übergeben wird. Dieser entscheidet, dann final über den neuen Straßennamen, erklärt uns Wagenbrenner den Prozess. Doch auch Bürgerinnen und Bürgern stehe es jederzeit frei, Namensvorschläge einzureichen, ergänzt er.

Besonderen Fokus lege man auf Namensgebungen aus der Zeit des Nationalsozialismus, man wolle aber auch dafür sorgen, dass mehr Frauen Namensgeberinnen von Straßen werden, da es bislang einen deutlichen Männerüberschuss gibt. Zudem achte man darauf, dass die neuen Namensgeber thematisch gut ins jeweilige Quartier passen. Als Beispiel nennt Wagenbrenner das Musikantenviertel, für welches man gerne auf Musikerinnen und Musiker mi Regionalbezug setze.

Umbenennungen heftig diskutiert

Nicht alle können den Umbenennungen etwas Positives abgewinnen, erzählt der Stadtsprecher. Beim Kardinal-Faulhaber-Platz sowie bei der Richard-Strauss-Straße habe es Gegenwind und auch einige Gegenstimmen im Stadtrat gegeben, doch eine Mehrheit sprach sich dafür aus. Betroffene Bürgerinnen und Bürger fürchten unter anderem Kosten, die durch die Adressänderung auf sie zukommen könnte. Doch diejenigen kann Wagenbrenner beruhigen:

"Die Kosten beziffert der Bauhof mit rund 120 Euro pro Schilderstandort (inklusive Arbeitszeit). Je nach Straßenlänge, Kreuzungssituationen ergeben sich unterschiedliche Gesamtkosten – im Regelfall deutlich unter 1000 Euro – pro Maßnahme. In einigen Fällen übernahm die Stadt zudem die Kosten für den Austausch blauer Emaille-Schilder an Privathäusern und für die erforderlichen Kosten für die Ummeldungen.

Das erhöhe bei den betroffenen Bürgern meist das Verständnis für eine solche politische Entscheidung, so Wagenbrenner. Die Kosten für diese Maßnahmen werden aus den Haushaltsmitteln der Stadt finanziert.