Beliebte Benzinsorte vor dem Aus?

Ordnung im Kraftstoff-Wust: Tankstellenbetreiber wollen diese Spritsorte abschaffen

Alina Boger

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7.6.2024, 13:07 Uhr
In Deutschland tankt ein Großteil der Verbraucher weiterhin mit E5. Tankstellenbetreiber sprechen sich nun für eine Abschaffung aus. (Symbolbild)

© NithidPhoto/Getty Images/iStockphoto In Deutschland tankt ein Großteil der Verbraucher weiterhin mit E5. Tankstellenbetreiber sprechen sich nun für eine Abschaffung aus. (Symbolbild)

Was in anderen europäischen Ländern schon geschehen ist, bleibt in Deutschland noch ein Problem. 13 Jahre nach der Einführung des Ottokraftstoffs E10 tanken laut dem ADAC immer noch rund 70 Prozent der Verbraucher mit E5. Nun sprechen sich offenbar einige Tankstellenverbände dafür aus, die Benzinsorte abzuschaffen, wie in einem Artikel von "welt.de" berichtet wird.

"Mittelfristig brauchen wir nur zwei Benzinsorten und nicht drei. In unseren Nachbarländern ist das längst der Fall", erklärt Duraid El Obeid, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Freier Tankstellen und Geschäftsführer des BMV Mineralöl Handel gegenüber dem Portal. Österreich und Tschechien haben den Superbenzin E5 bereits abgeschafft.

Der Kraftstoff E10 beinhaltet einen Bioethanol-Anteil von zehn Prozent, E5 hat einen Anteil von fünf Prozent. Ein höherer Anteil senkt den CO₂-Ausstoß der Motoren.

E5 ist in Deutschland eine "Schutzsorte"

E5 ist in Deutschland jedoch durch das Gesetz geschützt. Durch den Status als "Schutzsorte" sind Tankstellen gezwungen, den Kraftstoff anzubieten. Nur Tankstellen an Supermärkten können diese Regelung umgehen. Sie soll sicherstellen, dass Autos, die den höheren Bioethanol-Anteil im E10 nicht vertragen, ebenfalls versorgt werden. Laut einer Studie des Instituts Automotive Powertrain soll aber nur weniger als ein Prozent der Modelle von Volkswagen, Mercedes, Opel, Ford und BMW auf das E5 angewiesen sein.

Bei einer Umstellung auf E10 ließen sich demnach jährlich rund 2,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen.

Tankstellenbetreiber fordern Abschaffung von E5

Der Bundesverband freier Tankstellen und der Branchenverband Uniti fordern eine Gesetzesänderung. Tankstellenbetreiber sollen demnach selber entschieden können, ob sie E5 oder E10 anbieten. Das Drei-Sorten-Angebot von E5, E10 und Super Plus könnte nämlich zu Platzmangel und logistischen Problemen führen. Zudem wird derzeit an einigen Tankstellen die neue Dieselsorte HVO 100 eingeführt. Große Ketten wie Aral würden laut "welt.de" abwarten und derzeit noch keine Kraftstoffsorten aus dem Angebot nehmen.

Auch in der Region macht sich eine deutliche Tendenz bemerkbar. Das Unternehmen Rödel Energie mit dem Hauptsitz in Neumarkt in der Oberpfalz betreibt die öffentlichen Tankstellen Avia, unter anderem auch in Heilsbronn und Schwabach. In einem Gespräch mit unserer Redaktion erklärt ein Sprecher des Unternehmens, dass im Mai 2024 rund 60 Prozent der Menschen, die Benzin tanken, sich für E5 entschieden haben. Die Tendenz sei leicht zu erklären: "Solange es beide Angebote gibt und der Endkunde die freie Auswahl hat, ist es noch so verankert, dass zum E5 gegriffen wird."

Das Unternehmen hat auf einer seiner Tankstellen ebenfalls die neue Dieselsorte eingeführt. Zu Platzmangel kam es nicht, nur etwas Umplanung musste her. Einer von zwei vorhandenen Dieseltanks wurde geleert, gereinigt und umgerüstet.

Wenn sich das Angebot von neuen Kraftstoffsorten weiterhin erweitert, kann es aber durchaus zu Logistikproblemen kommen.

Derzeit noch keine genauen Pläne

Eine gemeinsame Forderung der Branche soll es wohl noch nicht geben. El Obeid erklärt aber, dass er sich eine Abschaffung des Superbenzins E5 bis zum Jahresende 2025 vorstellen könnte. Somit gäbe es eine längere Übergangsfrist.

Einige Bundesländer sollen das Vorhaben laut "welt.de" wohl unterstützen. Der bayrische Landwirtschaftsminister Hubert Aiwanger soll gemeinsam mit Baden-Württemberg eine entsprechende Initiative über den Bundesrat gestartet haben. Auch hier wird dafür plädiert, dass Tankstellen eigenständig entscheiden sollen, welche Sorte angeboten wird.

Der ADAC hingegen scheint derzeit die Sache noch mit Vorsicht zu betrachten. "Aus unserer Sicht ist es noch zu früh, Superbenzin E5 einzustellen und nicht mehr anzubieten", erklärte Christian Laberer, Kraftstoffmarktexperte des ADAC gegenüber dem Portal. Wenn sich das Verbrauchervertrauen erhöhe, könnte sich auch die Postion des ADAC ändern. Wichtig sei daher, Klarheit darüber zu schaffen, welche Autos vom E5 abhängig sind.

Es stehen derzeit noch keine genauen Pläne fest, der Drang nach Veränderungen ist aber deutlich zu erkennen. Wie sich die Situation in Zukunft entwickeln wird, bleibt offen.

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