„Ich freu‘ mich auf etwas Modernes“
26.8.2010, 07:16 UhrRudolf Arnold und Heinz Stumpf schwimmen hier im Sommer jeden Tag bei jedem Wetter ihre Runden. Das ist schon seit 40 Jahren so. „Mir hat es im Westbad immer gut gefallen“, sagt Stumpf. „Aber es ist schon dringend notwendig, dass hier etwas passiert“, ergänzt Arnold, „ich freu’ mich auf etwas Modernes.“ Die beiden 82-Jährigen sind Dauerkartenbesitzer und weichen ab September aufs Hallenbad in Langwasser und aufs Südbad aus. Aber nächsten Sommer stehen sie wieder im Westbad auf der Matte.
Auch Radka Tuchácková- Vogel kommt mehrmals die Woche hierher und schwimmt ihre 20 bis 40 Bahnen, während ihre 14 Monate alte Tochter friedlich im Kinderwagen schlummert. Die 37-Jährige meint ebenfalls, es sei an der Zeit, „dass hier mal kräftig renoviert wird“. Ferner hofft sie, dass nach der Neueröffnung dann nicht mehr überall Kippen herumliegen und ein Sonnensegel als Schutz für den Nachwuchs aufgespannt wird.
Feuer nach WM-Spiel
Von Abschiedsschmerz ist auch bei Volker Schmid nichts zu spüren. Der 41-jährige Schwimmmeister feiert im September — pünktlich zum Abbruch — sein 25-jähriges Dienstjubiläum. „Die Duschen und sanitären Anlagen müssen dringend erneuert werden“, weiß er. Der marode Zustand des Bades ist an vielen Ecken sichtbar: Die oberen Umkleidekabinen sind bereits seit 15 Jahren gesperrt, der Kinderspielplatz und das Ein-Meter-Brett seit diesem Sommer.
Trotz bester Wetteraussichten baute Murat Fiy vergangenen Freitag seine Trampolinanlage ab. „Ich fahre in Urlaub“, erklärt er. Auch wenn er im Großen und Ganzen zufrieden sei, setzt er auf die nächste Badesaison. Diesen Sommer hatte er wenig Glück: Nächtliche Störenfriede hatten nach dem WM-Spiel Deutschland gegen Ghana seine Trampolinanlage in Brand gesetzt. Dank des raschen Eingreifens der Feuerwehr fielen nur fünf von zehn Sprungplätzen den Flammen zum Opfer. Hinzu kamen die wetterbedingt geringen Besucherzahlen in diesem Sommer.
Bislang zählte das Westbad rund 89000 Gäste und führt damit die Liste der Nürnberger Freibäder an — gefolgt vom Stadionbad mit 76500 Besuchern. Allein vergangenes Wochenende strömten 3011 Menschen ins Westbad. Insgesamt fällt die Freibadsaison jedoch eher mau aus: „Wir liegen mit den Zahlen unterm Durchschnitt und haben Glück, wenn wir das gleiche schlechte Jahr wie 2009 schaffen“, kommentiert Joachim Lächele, Technischer Leiter von NürnbergBad.
Die Zeit für die Totalsanierung ist knapp: Einen Tag nach der Schließung werden bereits die Container für den Abbau gebracht. Mitte September rollen die Bagger an, der Abbruch beginnt. „Da wird es zwei Monate ziemlich laut werden“, weiß Lächele.
Wie berichtet, werden im Zuge der Sanierung die Gebäude und die Becken des Westbades komplett abgerissen. In der alten Baugrube entsteht ein 50-Meter-Becken mit acht Bahnen; der Sprungturm bleibt erhalten. Das Westbad-Gelände umfasst 58000 Quadratmeter, davon 3100 Quadratmeter Wasserfläche. Diese wird auf Kosten des Nichtschwimmer- und Erlebnisbadbereichs auf 2600 Quadratmeter schrumpfen, während das Planschbecken sich um 210 Quadratmeter vergrößert. Das reduzierte Nichtschwimmerbecken gewinnt jedoch an Qualität, zum Beispiel durch die Einrichtung von Massagedüsen und Sprudelliegen. Der Umbau verschlingt 9,1 Millionen Euro.
Der Zeitplan ist straff organisiert. Schon im Juli 2011 soll das Bad neu eröffnet werden. Doch das Wetter muss mitspielen. „Wenn ein starker und langanhaltender Frost kommt, kann es passieren, dass wir im Sommer 2011 nicht eröffnen können“, fährt Lächele fort.
Feier zum Abschied
Doch noch herrscht im Westbad Badebetrieb — bis zum 31. August. Am letzten Tag findet eine Abschlussfeier statt. Dann heißt es ab 14 Uhr: Eintritt frei! Das NürnbergBad informiert an einem Stand über die anstehenden Arbeiten und Stammgäste dürfen sich ausgewählte Andenken mitnehmen, etwa einen Startblock oder die Tür eines Saisonschrankes.
Nicht alles verschwindet auf Nimmerwiedersehen: Das ein oder andere Stück wird auch im neuen Westbad 2011 wieder zu Ehren kommen — wie zum Beispiel das Schild zur Eröffnung des Bades im Jahr 1966, das bislang im Personalbereich ein verstecktes Dasein führt.