„Brückenbauer“ ins Reich der Mitte
15.7.2011, 18:59 UhrAls vor einiger Zeit das Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen im Erlanger Schlossgarten einen Informationsstand aufgebaut hatte, mussten nicht wenige Passanten bei einem kleinen Quiz peinlich berührt bemerken, wie wenig sie über China wissen. Die wirtschaftlich aufstrebende Weltmacht als große Unbekannte? Dies zu ändern ist eine der Aufgaben der Konfuzius-Institute, die nach dem Vorbild der deutschen Goethe-Institute als „Brückenbauer“ im Einsatz sind.
Am 2. Mai 2006 wurde an der Universität Erlangen das Konfuzius-Institut — kurz nach der ersten deutschen Niederlassung in Berlin — eröffnet. In Bayern ist es bislang eine einmalige Einrichtung. Damals gab es weltweit 20 Konfuzius-Institute. Danach schossen sie — wie es der Sinologie-Professor und ausgewiesene China-Experte Peter Kupfer von der Universität Mainz formuliert — „wie Bambussprossen nach dem Frühlingsregen aus dem Boden“.
Heute existieren auf der Welt über 300 dieser Einrichtungen, die Kursangebote zum Erlernen der Sprache, zu Kultur, Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik anbieten und „durch ein lebendiges und facettenreiches Chinabild den Dialog zwischen den Kulturen fördern“ wollen. Kupfer: „Erlangen hatte eine internationale Vorreiterrolle und darf als Musterbeispiel gelten.“ An den beiden Standorten in Erlangen und Nürnberg werden allein bei den Sprachkursen rund 300 Teilnehmer pro Jahr gezählt. Hinzu kommen viele Sonderveranstaltungen. Dabei werden dann schon mal „heiße“ Themen wie Religion oder das Bildungssystem diskutiert. Experten beteuern, dass die gleichberechtigte Stellung eines deutschen und eines chinesischen Trägers verhindern, dass sich die Institute zu Propaganda-Maschinerien entwickeln.
Der deutsche Blick auf China hat sich in den letzten Jahren ohnehin gewandelt. „Vom Nehmer- zum Geberland“, wie es der Präsident der Friedrich-Alexander-Universität, Karl-Dieter Grüske, formuliert. Im November 2006 erhielt etwa der Lehrstuhl für Sinologie an der Universität Erlangen-Nürnberg, nicht zuletzt als Starthilfe fürs Konfuzius-Institut, die größte Bücherspende in der damals 262-jährigen Uni-Geschichte. Ein 27 Tonnen schwerer Container mit 100000 Büchern von der Akademie der Sozialwissenschaften Shanghai traf damals in Erlangen ein.
Mit Büchern, Texten und Schriftzeichen setzt sich auch Chen Guangwu auseinander. Seine Ausstellung „Das große Lernen“ ist bis 6. August im Basement des „Himbeerpalasts“ der Siemens AG in Erlangen (Werner-von-Siemens-Str. 50, geöffnet Mo.– Fr. 9–16 Uhr) zu sehen. Das Verdichten, Verfremden und Überlagern der Schrift in den Bildern, Skulpturen oder Scherenschnitten führt gerade bei den Gemälden und Tintenbildern zu ausgesprochen ansprechenden ästhetischen Ergebnissen, die ohne große Erklärungen auskommen.
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