"Die Aufgaben waren besonders schwierig"

5.8.2017, 10:00 Uhr

© Foto: Gernot Hensel/EPA/dpa

Wie lief denn deine zweite IMO?

Martin Drees: Die IMO dieses Jahr war wieder ein sehr interessantes Erlebnis mit über 600 Teilnehmern aus 110 verschiedenen Ländern. Man lernt viele neue Leute aus aller Welt kennen, und ich habe auch viele bekannte Gesichter aus dem letzten Jahr getroffen. Im Wettbewerb habe ich eine Bronzemedaille erreicht.

 

Wie ist die Vorbereitung verlaufen?

Martin: Ich war dieses Jahr zum dritten Mal in der engeren Auswahl für die IMO, da bekommt man natürlich Routine. Beim ersten Mal hatte ich wegen der starken Konkurrenz so gut wie keine Chance, mich zu qualifizieren. Voriges Mal bin ich glücklich auf den 5. Platz gekommen. Dieses Jahr konnte ich mir souverän den 3. Platz sichern.

 

Welchen Platz hat das deutsche Team im internationalen Vergleich belegt?

Martin: Leider lief der Wettbewerb insgesamt für uns etwas unglücklich, ich hatte beispielsweise eine Aufgabe falsch interpretiert. Insgesamt lagen vier von unserem Team einen Punkt von einer Medaille beziehungsweise einer höheren Medaillenstufe entfernt. Wir gewannen eine Silber- und drei Bronzemedaillen. Damit landeten wir auf dem 33. Platz, die Platzierungen waren aber alle sehr eng beieinander. Gewonnen hat erstmals Südkorea vor China und Vietnam.

 

China und auch die USA sind bei der IMO meist ganz weit vorne. Woran liegt das wohl?

Martin: Diese Teilnehmer haben einfach andere Voraussetzungen als die anderen Teams. Sie werden Jahre im Voraus auf die Wettkämpfe vorbereitet. Außerdem haben die Schüler noch einen zusätzlichen Anreiz: Wer teilnimmt, bekommt einen sicheren Studienplatz. Bei uns ist das eher ein zeitaufwendiges Hobby.

 

© Foto: Horst Linke

Gab es diesmal wieder so eine schwierige Aufgabe wie beim vergangenen Mal?

Martin: Die Aufgaben waren dieses Jahr besonders schwierig, das war wohl eine der schwierigsten IMOs. Die dritte Aufgabe wurde nur von zwei Teilnehmern vollständig gelöst, insgesamt haben nur sieben überhaupt Punkte auf die Aufgabe bekommen. Die Höchstpunktzahl war dieses Jahr dementsprechend auch nur 35 von 42, in den letzten Jahren gab es eigentlich immer einige "perfect scores".

 

Bei welcher Aufgabe hattest du den größten Erfolg?

Martin: Ich hatte am zweiten Tag die Geometrieaufgabe ziemlich schnell gelöst und konnte mich dann auf die anderen beiden Aufgaben konzentrieren.

 

Was hast du sonst noch in Rio erlebt?

Martin: Schon relativ viel. Wir haben einen Ausflug gemacht, den die Veranstalter organisierten hatten und bei dem wir unter anderem das Fußballstadion Maracanã besucht haben. Besonders interessant ist der Wandel, den die Stadt aufgrund der Olympischen Spiele durchgemacht hat. Außerdem haben wir noch zwei Ausflüge in Eigeninitiative mit dem Team unternommen. Die führten uns hoch zur Christusstatue und auf den Zuckerhut.

Und wie lauten deine Pläne jetzt nach dem Abitur?

Martin: Ich werde zum Wintersemester mit dem Mathe-Studium in Bonn anfangen. Dort kenne ich schon sehr viele Leute, die zum Beispiel in vergangenen Jahren an solchen Wettbewerben teilgenommen haben. Davor bin ich unter anderem noch auf einer Akademie des Schüler- und Studentenvereins QED. Dort trifft man auch immer wieder sehr interessante Leute und kann sich in Kursen viel mit Mathematik, aber natürlich auch anderen Dingen beschäftigen.

 

Hast du vielleicht noch ein paar Tipps an Schüler, die Angst vor Mathe haben?

Martin: Ich sehe es etwas kritisch, wie Mathe in der Schule vermittelt wird. Es geht nur noch darum, Techniken auswendig zu lernen und dann auf immer wieder gleiche Probleme anzuwenden. Dabei ist es eigentlich viel wichtiger, zu verstehen, was dahintersteckt und das auch auf neue Probleme anwenden zu können.

In der Abiturvorbereitung war es beispielsweise viel hilfreicher, einfach nur stupide immer wieder Beispielabiture durchzuarbeiten statt ein grundlegendes Verständnis von Mathematik zu haben. Ich glaube, dass man durch das Beschäftigen mit beispielsweise mathematisch ausgelegten Büchern deutlich mehr von Mathematik verstehen kann, als zu versuchen, das Gleiche immer und immer wieder zu wiederholen. Das ist allerdings nur meine Einschätzung.

 

Was fasziniert dich an diesem Fach?

Martin: Mich fasziniert vor allem die längere Beschäftigung mit Problemen – bei Wettbewerben hat man pro Aufgabe über eine Stunde Zeit. Dabei macht man nach und nach Fortschritte und schließlich kann man das Problem lösen. Ansonsten bin ich durch die vielen Wettbewerbe und Vorbereitungsseminare viel herumgekommen und habe viel erlebt.

 

 

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