Vom bittersüßen Eheleben
21.8.2011, 18:50 UhrSketche, Schwänke und kleine Schelmengeschichten, über die die Leute in der Stadt schon vor 450 Jahren gelacht haben, kündigt der Conférencier an – und muss gar nicht explizit erwähnen, wie zeitlos diese zum Teil sind. Kein Wunder, hat sich der Dichter, Meistersinger und Volksheld Hans Sachs (1494– 1576) doch Zeit seines Lebens vor allem mit dem „bittersüßen ehelichen Leben“ befasst. Auf die so simple wie berüchtigte weil extrem doppelbödige Frage „Liebst Du mich eigentlich noch?“ leuchtete schon im 16. Jahrhundert sogleich der „Game Over“- Button auf. Was Er auch antwortet – es wird Ihr nicht recht sein.
Der Zwist ist programmiert, schnell geht es auch verbal ans Eingemachte: „An Deiner Lieb’, da kann man ja verrecken!“ Rustikal, aber herzlich und mit Gespür für die feine Satire ihres Lieblingsdichters geht die Hans-Sachs-Spielgruppe der Stadt Nürnberg ihr Festival an. Der Knittelvers gibt den Rhythmus vor für einen kurzweiligen Reigen alter Nürnberger Geschichten. Es ist überraschend, wie wenig Requisiten die am Stück munter durchwechselnde Laienspieltruppe benötigt: In historischen Gewändern und begleitet von den mittelalterlichen Klängen der Schembart-Gesellschaft präsentieren die Spieler eine Auswahl aus Hans Sachs’ berühmten Fastnachtsspielen, die als Kern seiner umfangreichen dichterischen Arbeit gelten.
Die kurzen Schwänke werden mit viel Liebe und Herzblut neu zum Leben erweckt. Dabei zeigt sich einmal mehr, dass es damals wie heute nicht immer die großen Geschichten sein müssen, sondern dass gerade in den kleinen Alltags-Begegnungen jede Menge Zündstoff steckt.
In der Episode „Der Krämerskorb“ etwa fliegen dem amüsierten Publikum die derben Schimpfworte nur so um die Ohren. Für ihr funkenschlagendes Rededuell auf offener Straße bekommen die aufs Wunderbarste zankenden Irmgard Sauer und Peter Prieske zu Recht Szenenapplaus. Doch ob der simplen Frage, wer denn nun den schweren Korb nach Hause trägt – Mann oder Frau – entzweien sich nicht nur die einfachen Handwerker, sondern auch die edlen Bürgersleut’ zu Haus in der guten Stube. Und als der Knecht Heinz die Geschichte am Ende der Köchin erzählt, muss auch er wenig später Reißaus nehmen vor ihrem wild zuckenden Kochlöffel...
Die Moral von der Geschicht’? Vielleicht besser die Ohren spitzen, wenn es das nächste Mal heißt: „Den guten Rat gibt Euch Hans Sachs!“
Dritte Hans-Sachs-Spiele am 26. August, 19.30 Uhr.
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