Wissenswertes über China
19.8.2008, 00:00 Uhr«Wir brauchen eine gegenseitige Annäherung«, sagt Institutsleiterin Yan Xu-Lackner. Die promovierte Philologin lebt seit Jahrzehnten in Deutschland und verfolgt die öffentliche Darstellung ihres Landes in Deutschland - und die Wissenslücken der Europäer - genau. Kommissarische Leiterin (ein Direktor aus China wird demnächst eingeführt) wurde sie durch ihre Verbindung zum Institut für Sinologie der Uni Erlangen, wo sie als Dozentin und ihr Mann Michael Lackner als Leiter des Lehrstuhls arbeitet.
Konfuzius-Institut wächst rasant
Das Konzept des Instituts wurde von der zuständigen chinesischen Behörde für die Vermittlung der chinesischen Sprache nach dem Vorbild des Goethe-Instituts gestrickt. Anfangs sollten es nur zwei Institute in Deutschland sein. Gleich nach der ersten Niederlassung in Berlin wurde 2006 die Nürnberger Filiale gegründet, gekoppelt an das Institut für Sinologie der Uni Erlangen. Jetzt sind es schon etliche mehr. Das Konfuzius-Institut wächst so rasant wie die Hochhäuser in chinesischen Großstädten, «da herrscht teilweise eine gewisse Orientierungslosigkeit«, kritisiert Xu-Lackner vorsichtig. Nur wenige bieten schon über Chinesisch-Kurse hinaus Kulturveranstaltungen an.
«Die Kulturarbeit ist schwierig, wenn so negative Berichte über China wie im Frühjahr während der Tibet-Krise überwiegen«, sagt die Leiterin. Sie sieht ihr Land durchaus auch kritisch, will aber die Einseitigkeit der europäischen Betrachtungsweise ergänzen durch Hintergrundwissen. Zum Beispiel mit der Ausstellung «Peking - Beiping - Beijing«, die derzeit im Nürnberger Museum Industriekultur zu sehen ist: Dokumente über die Geschichte der chinesischen Hauptstadt, die gleichzeitig Einblick geben in die Zeit der Besatzung durch Kolonialherren, den schnellen Wandel von einem Kaiserreich in einen von Mao radikal modernisierten Staat.
Begrenzte Mittel
Solche Projekte wie auch die Ausstellung mit China-Comics (im vergangenen Frühjahr in Erlangen) gelingen momentan aber nur durch die Eigeninitiative von Xu-Lackner und ihrem Team. Die Exponate kamen von einem befreundeten amerikanischen Sinologen, die Comics stammen aus Michael Lackners Privatarchiv.
Wegen der begrenzten Mittel für solche Projekte ist Xu-Lackner dankbar für Sponsoren wie die Nürnberger Sparkasse und Siemens. Der Konzern pflegt aus ganz praktischen Gründen enge Kontakte zum Konfuzius-Institut: Seine Mitarbeiter sind in China unterwegs, mit Kindern von Siemens-Angestellten gibt es auch ein «Summer-Camp«, bei dem spielerisch die chinesische Kultur und Sprache vermittelt werden.
Familiäre Atmosphäre
Erste Schritte in der schwierigen Sprache unternehmen gerade auch Jan Oertel und Andreas Jobke. Beide sitzen im kleinen Studienzimmer des Konfuzius-Instituts in Nürnberg und büffeln chinesische Laute und Schriftzeichen. Oertel geht für acht Monate nach China, im Rahmen seines BWL-Studium. Andreas Jobke dagegen ist im Ruhestand und lernt jetzt endlich mehr über das Land und die Kultur, die ihn seit Jahren fasziniert.
Die familiäre Atmosphäre im kleinen Institut schätzen sie: Intensiv-Unterricht mit vier, fünf Teilnehmern, «da lernt man wirklich was.« Rund 150 Sinologie-Studenten der Uni Erlangen nutzen auch die Angebote des Instituts, die umfangreichen Bibliotheken beider Einrichtungen sind vernetzt.
Die engagierte Leiterin Yan Xu-Lackner denkt aber längst weiter als bis zu den Sprachkursen: Neben dem Angebot für Kinder will sie bald eine vertiefte Ausbildung für Chinesisch-Lehrer anbieten, die Vernetzung mit anderen kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region intensivieren und weitere Kulturveranstaltungen planen. Wie sagte sie in der Peking-Ausstellung? «Die Chinesen sind wahnsinnig stolz auf ihren Fortschritt. Aber jetzt entdecken sie auch langsam ihre Geschichte wieder. Beides wollen wir vermitteln.«
Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen, Findelgasse 7/9, Nürnberg, Telefon 09131/8529388.