Forschung der Uni Regensburg

Bloß nicht in der Schlange stehen: Ameisen können vorhersehen, wann Futterquellen überfüllt sind

vnp

24.8.2023, 09:00 Uhr
Die kleinen Sechsbeiner sind nicht nur außergewöhnlich stark, sondern auch schlau.

© imago images/blickwinkel, NN Die kleinen Sechsbeiner sind nicht nur außergewöhnlich stark, sondern auch schlau.

Wenn es ums Essen geht, sind sich Menschen und Ameisen ziemlich ähnlich. Gehen wir davon aus, dass zu einem gewissen Zeitpunkt die Cafeteria in der Arbeit überfüllt ist, meiden wir sie und gehen woanders hin. Ameisen machen es nicht anders, wie jetzt Forscherinnen und Forscher der Universität Regensburg herausgefunden haben. Auch die Insekten wollen nicht in der Schlange warten und suchen sich eine Alternative, wenn sie glauben, dass an ihrer Futterstelle großer Andrang herrscht.

„Ameisen sind uns ähnlicher, als die meisten Menschen denken“, sagt Laure-Anne Poissonnier, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zoologie und Evolutionsbiologie und Leiterin der Studie. „Ich habe mich daher gefragt, ob Ameisen auch versuchen würden, Nahrungsquellen die sie mögen, zu meiden, wenn diese nur wenig Platz bieten und belebt aussehen.“

Weiterer Futterautomat

Um das zu testen, ließen die Wissenschaftler die Ameisen von einem speziellen Tränker mit Zuckerlösung fressen, der entweder genug Löcher für viele Ameisen gleichzeitig oder nur genug Platz für eine Ameise hatte. Dann ließen sie die Ameisen wissen, dass es an einem anderen Ort einen weiteren Futterautomaten gibt.

"Stellen Sie sich vor, Ihr Lieblingsimbiss wäre ein winziges Restaurant mit Essen zum Mitnehmen, und Sie sähen viele Leute mit Essen von dort auf Sie zukommen. Wenn Sie wirklich hungrig sind, denken Sie vielleicht: 'Oh, da ist bestimmt viel los, vielleicht gehe ich heute woanders hin'. Ameisen können genau das gleiche Problem haben", so Poissonnier. Dann handeln sie entsprechend und suchen sich eine andere Futterstelle, auch wenn diese nicht ihre bevorzugte ist.

„Das wirklich Verrückte“, sagt der an der Studie beteiligte Verhaltensbiologe Tomer Czaczkes, "ist nicht einmal, dass sie den überfüllten Tränker zur Stoßzeit mieden. Das macht Sinn. Die eigentliche Frage ist: Wie haben sie herausgefunden, dass der Tränker überfüllt sein könnte?“ Das deute laut Poissonnier darauf hin, dass die Ameisen ein sehr tieferes Verständnis davon haben, wie die Welt funktioniert, als von uns bislang angenommen.