Prioritäten

Geht Sallern unter? Kleiner Ort in Regensburg fühlt sich bei Hochwasser vernachlässigt

Alicia Kohl

Volontärin

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7.6.2024, 14:14 Uhr
Regensburg hat es besonders schlimm erwischt. Die Stadt kämpft immer noch mit den Wassermassen.

© Armin Weigel/dpa Regensburg hat es besonders schlimm erwischt. Die Stadt kämpft immer noch mit den Wassermassen.

Regensburg steht unter Wasser. Die starken Regenschauer in den letzten Tagen und Wochen haben die Stadt schwer getroffen. Holzstege werden gebaut, Sandsäcke gestapelt. Die Bundeswehr ist zwischenzeitlich vor Ort, die Freiwilligen Feuerwehren sind unterwegs. Ein Ortsteil von Regensburg geht dabei etwas unter - und zwar nicht nur im Hochwasser.

So empfinden es zumindest die Anwohnerinnen und Anwohner von Sallern, ein kleiner Ort am nördlichen Rand der Stadt. Nicht die Donau, aber der Regen fließt hindurch. "Wir haben nie Hilfe von Regensburg bekommen", sagt Gabi Hirsch. Sie wohnt in Sallern. "Jedes Jahr kämpfen wir hier", erzählt sie. Diesmal steht das Wasser "nur" in den Kellern, in vergangenen Jahren hat es aber auch schon das Erdgeschoss überflutet. "Im Keller steht bei uns schon gar nichts mehr, wenn nur erhöht."

Gabi Hirsch wünscht sich, dass Sallern endlich seinen Hochwasserschutz bekommt, wie die restliche Stadt auch. Und sie wünscht sich, dass Sallern beachtet wird, dass Politikerinnen und Politiker auch mal vorbeikommen, dass sie in Sallern auch mal die Bundeswehr zur Unterstützung bekommen. "Aber wir sind halt das vergessene Viertel Regensburgs", sagt sie.

Einsatzkräfte in Regensburg müssen Prioritäten setzen

Julianne Roenne-Styra von der Pressestelle der Stadt Regensburg macht deutlich, dass die Stadt Sallern nicht einfach vergessen würde. Der Ort sei mit Sandsäcken ausgerüstet und Stege seien errichtet worden. "Aber natürlich können wir nicht überall sein, die Rettungs- und Einsatzkräfte müssen Prioritäten setzen", erklärt sie. In der Altstadt sei aktuell "Gefahr im Verzug", die Werftstraße habe vollständig evakuiert werden müssen. Das heiße aber nicht, dass man Sallern einfach vergessen würde. Sie betont, dass Menschen, die Hilfe benötigen, sich über das Bürgertelefon unter der Nummer (0941) 507-8936 bei der Stadtverwaltung melden können.

Was den Bau eines Hochwasserschutzes angeht, ist die Lage etwas kompliziert, sagt Rainer Zimmermann vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg. Gabi Hirsch hatte von widersprüchlichen Informationen diesbezüglich gesprochen: Nachbarn hätten die Information bekommen, dass der Hochwasserschutz für Sallern 2025 fertig werden solle, sie habe aber eine Nachricht von der Bürgermeisterin bekommen, dass es noch etwa zehn Jahre dauern könnte. Zimmermann kann diese Verwirrung aufklären: "Wir bauen aktuell am Hochwasserschutz Sallern. Der wird voraussichtlich Ende 2025 fertig", sagt er. Doch dieser Hochwasserschutz im Abschnitt Sallern schließt Regen aufwärts nicht vollständig ab. Für die Regensburger gehe Sallern noch weiter in den Norden, wo es in den Abschnitt Gallinghofen geht.

Das Problem ist also: Der Hochwasserschutz für Sallern kommt. Er wird den Ort aber nicht ausreichend vor Überschwemmungen schützen, da dafür noch der zweite Abschnitt Gallinghofen nötig ist. Der ist laut Zimmermann als nächstes an der Reihe, das könne aber tatsächlich noch dauern. "Wir sind bestrebt, die Planungen möglichst schnell abzuschließen." Bis die dann aber genehmigt sind, dauere es erfahrungsgemäß noch ein paar Jahre.

So unbefriedigend das für die Anwohnerinnen und Anwohner ist, der Hochwasserschutz in Regensburg sei ein Riesenprojekt mit einer Kostensumme von 150 Millionen Euro. "Das ist so vielfältig, das lässt sich nicht auf einmal planen und genehmigen", erklärt Zimmermann. Für Gabi Hirsch und Sallern bedeutet das: Sie müssen weiter warten. Mit der Fertigstellung des Abschnittes Sallern sollte es ab Ende 2025 aber zumindest schon mal besser werden.