Toilette für fast alle

Nächster Akt um Luxus-Klo: Stadt in Oberpfalz montiert Sitzbank ab - aus pikantem Grund

Georgios Tsakiridis

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31.8.2023, 12:47 Uhr
Die "Toilette für alle" am Regensburger Schwanenplatz bei ihrer Eröffnung im August 2022.

© Bilddokumentation Stadt Regensburg Die "Toilette für alle" am Regensburger Schwanenplatz bei ihrer Eröffnung im August 2022.

Es "hebt sich ab von der Anmutung eines Autobahn-WC‘s", ist "idealtypisch [...] für eine öffentliche Toilette" und fungiert zudem als "überdachter Wetterschutz und geschützter Wartebereich" - Wenn Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer von dem Servicegebäude am Regensburger Schwanenplatz nunja...schwärmt, könnte man vergessen, dass es sich dabei "nur" um eine öffentliche Toilette handelt.

Vielmehr entsteht der Eindruck einer Wohlfühloase für Blase und Darm samt anschließendem gemütlichen Beisammensein nahe der Donau - fußläufig zur Eisernen Brücke, eingebettet in Grünflächen in der östlichen Altstadt. Mit den weißen Fliesen, dem Kunststoff-Boden in Granit-Optik und Stahlarmaturen macht das Toilettenhäuschen optisch einiges her - doch so richtig ruhig wird es um das stille Örtchen nicht. Die Anlage mit fünf Sanitärobjekten, einem Technikraum und einem behindertengerechten WC mit Hebelift und Liege sorgt immer wieder für Ärger.

Der gut 20 Meter lange und zweieinhalb Meter breite Bau bleibt für viele Regensburger ein Ärgernis. Neun Jahre Planung und knapp 900.000 Euro sind in das Projekt geflossen - Die immense Zahl hat sogar den Bund der Steuerzahler auf den Plan gerufen, der das teure Klohäuschen in sein gefürchtetes Schwarzbuch aufgenommen hat. Auch in das "NDR" Satireformat "Realer Irrsinn" im Programm von "extra3" hat es die Mutter der öffentlichen Toiletten geschafft.

Nun findet sich die "Toilette für alle" - wie die Installation offiziell heißt - erneut in den Schlagzeilen wieder. Wie unter anderem die "mittelbayerische" berichtet, hat die Stadt Regensburg die Sitzbänke im überdachten Bereich neben den Toiletten abmontiert - Weil diese von Obdachlosen als "Schlaf- und Pausenplatz" oder als "Stützpunkt zur Fütterung von Tauben" genutzt wurden, zitiert das Blatt die Begründung. Zudem seien Besucher sowie städtische Mitarbeiter bedrängt und beschimpft worden, mehrfach musste die Polizei anrücken.

Vor gut einem Jahr, am 22. August 2022, wurde die Anlage eröffnet. Mit dem aktuell durchgeführten Umbau hofft die Stadt auf weniger Verschmutzung und eine deutliche Ersparnis bei der Reinigung. Knapp 3.000 Euro soll der Unterhalt der Luxus-Toilette laut Bund der Steuerzahler monatlich kosten, rund 400 Euro pro Einsatz will man offenbar mit der neuen Maßnahme einsparen. Die Sitzbank des Servicegebäudes werde bis auf Weiteres abmontiert, ein Ersatz durch Klappsitze oder eine sogenannte Stehhilfe werde "geprüft".

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