Ex-Knabenchor-Mitarbeiter wegen heimlicher Nacktaufnahmen vor Gericht

Augsburg - Als Mitarbeiter eines bekannten Chors für Jungen soll ein Mann Kinder heimlich auf der Toilette gefilmt haben. Nun steht er vor Gericht. Die Verantwortlichen des Chors begrüßen das.

Ein früherer Mitarbeiter der Augsburger Domsingknaben muss sich wegen heimlicher Videoaufnahmen von nackten Mitgliedern des Chors am Donnerstag (13.30 Uhr) vor Gericht verantworten. Der 26-Jährige war früher Hilfskraft bei dem katholischen Knabenchor und soll neunmal in Duschen und Toiletten Kinder und Jugendliche gefilmt haben. Außerdem soll er einen 13-Jährigen sexuell missbraucht haben, indem er sich am Körper des schlafenden Kindes rieb. Das Kind übernachtete damals laut Anklage bei dem Chormitarbeiter.

Die angeklagten Taten sollen sich zwischen 2017 und 2020 zugetragen haben, seitdem arbeitet der dann nach Dresden umgezogene Mann nicht mehr bei dem Chor. Die Ermittler wurden aufgrund eines Hinweises aus dem Ausland auf den Mann aufmerksam und durchsuchten seine Wohnung wegen des Verdachts des Besitzes von Kinderpornografie. Entsprechende Filme wurden nach Angaben der Bamberger Generalstaatsanwaltschaft auch auf den Geräten des Mannes entdeckt.

Die Aufnahmen führten dann zu dem überregional bekannten Kinderchor. Ursprünglich wurde noch in weiteren Fällen gegen den Beschuldigten ermittelt, diese wurden aber eingestellt. Die Taten seien bereits verjährt gewesen oder die Tatzeiträume hätten nicht hinreichend sicher bestimmt werden konnten, erklärte die Anklagebehörde.

Auch für die Domsingknaben sei es wichtig, dass mit dem Prozess nun die Vorfälle weiter aufgeklärt werden, sagte Geschäftsführer Leonhard Fitz. Bereits in der Vergangenheit habe es unter anderem Informationsabende gemeinsam mit einer Kripobeamtin für die Eltern gegeben. Für die Schüler seien zudem Präventivtrainings angeboten worden, erklärte er. Der kirchliche Knabenchor ist das Aushängeschild des Bistums Augsburg.