Wer zahlt für das Preis-Dumping?

Für 13 Euro von Nürnberg nach London: Wie Billigflüge so günstig sein können - die Tricks

28.5.2024, 05:00 Uhr
Die wohl bekannteste Billigairline: Ryanair

© IMAGO/Beata Zawrzel Die wohl bekannteste Billigairline: Ryanair

Für 12,99 Euro von Nürnberg nach London. Mit diesem verlockenden Angebot versuchte die irische Airline Ryanair zuletzt Kunden zu werben. Die Angebote der Fluggesellschaft haben fast jeden dritten Deutschen geködert und zur Kundschaft von Billiganbietern gemacht. Aber wie kann es sein, dass die Flüge so billig sind?

Wie können Flüge so billig sein?

Die wohl bekannteste Billigairline ist Ryanair und deren Verkaufsstrategie ist simpel: Immer billiger als alle anderen sein. In einer Doku von "Galileo" wird die Fluggesellschaft genauer unter die Lupe genommen.

Die Fluggesellschaft spart detailliert und konsequent. Früher war ein großer Teil der Einnahmen Nachzahlungen, extra Gepäckaufnahmen und so viele kostenpflichtige Zusatzangebote wie möglich. Inzwischen sind die Gäste aber darauf konditioniert und wissen, wo die Preisfallen lauern. Durch die reibungslosen Abläufe beim Check-in, die größtenteils der App zu verdanken sind, kann die Airline dafür am Personal vor Ort kräftig sparen.

Bei einem genauen Blick auf die Flieger selbst fällt auf, dass die Flugzeugmodelle bei der Billigairline alle gleich aussehen. Auch dahinter stecke eine große Sparmaßnahme. Je mehr bestellt wird, desto mehr Rabatt gibt es vom Flugzeughersteller – und wenn alle Modelle gleich sind, müssen sich Mechaniker für die Wartung oder Reparaturen auch nur mit dem einen Modell auskennen. Von dem Modell Boeing 737 800 hat Ryanair eine Rekordzahl von 180 Stück auf einmal bestellt und damit wahrscheinlich einen, im Vergleich zur Konkurrenz, günstigen Deal gemacht. Das Modell hat einen simplen Innenraum und durchschnittlich neueren Turbinen, die zusätzlich einen geringeren Kerosin-Verbrauch haben, was ebenfalls Geld spart.

Die Flugzeugmodelle Boing 737 800

Die Flugzeugmodelle Boing 737 800 © IMAGO/IPA/ABACA

Einer der wichtigsten Spar-Tricks von Ryanair, ist der möglichst kurze Aufenthalt der Flugmaschine an den Flughäfen, weswegen die Airline auch keine eigenen Anschlussflüge anbietet. Denn: Je länger der Aufenthalt, desto teurer die Gebühr. Gerade mal 25 Minuten liegen im Schnitt zwischen zwei Flügen. Damit das funktioniert, hat die Maschine vorne eine Treppe, die ausgefahren wird und hinten eine weitere. So steigen die Passagiere gleichzeitig hinten und vorne aus und im Anschluss wieder ein – das spart Zeit. Die Reinigung zwischendrin übernimmt das auf dafür auf Zeiteffizienz geschulte Flugpersonal. Damit das möglichst wenig Arbeit hat, haben die Sitze keine Taschen, sodass möglichst wenig Müll im Flugzeug hinterlassen wird.

Doch das sind nicht die einzigen Sparmaßnahmen, die das Ryanair-Personal direkt treffen. Ein Flugkapitän berichtet, Crew und Piloten würden eigene Verpflegung mitbringen und auch nicht in Hotels übernachten. Da Ryanair keine Nachtflüge anbietet, sei das auch nicht notwendig. So könne das Personal auch eine normale Zwölf-Stunden-Schicht arbeiten. Frühere Arbeitsbedingungen bei Ryanair waren mit der eigenen Zahlung der Versicherung und Einbußen bei Krankheitsausfall verbunden, doch seit letztem Jahr hat die Gewerkschaft Verdi neue Bedingungen ausgehandelt. Die Gehälter stiegen in dem "langfristigen" Gesamtpaket über mehrere Stufen um rund 23 Prozent durchschnittlich, teilte Verdi mit.

Wie sich die Preise jetzt entwickeln

Trotz der, in der Vergangenheit äußert effektiven Spar-Methoden, welche die Billigflüge ermöglicht haben, sind die Flugpreise wieder am Steigen.

Nach der Pandemie und der darauf folgenden stärkeren Nachfrage, der hohen Inflation und Energiekosten, sind die Flugpreise enorm gestiegen. Laut einem Vergleich von HolidayCheck wurden im ersten Halbjahr internationale Flüge im Vergleich zum Vorjahr um ca. 25 Prozent teurer, Flüge innerhalb Europas sogar um ca. 32 Prozent.

Im Herbst waren die Preise wieder am Sinken und abermals unglaublich günstig. Das hat bis vor Kurzem angehalten, doch seit Mai zahlen Fluggäste durch die sogenannte Luftverkehrsabgabe für die Fluggesellschaften mehr.

Insbesondere Ryanair werde dadurch Schwierigkeiten haben, die Billigpreise in Deutschland weiterhin anzubieten. In einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" kritisiert Eddie Wilson, einer der Geschäftsführer von Ryanair, die deutschen Flughäfen: Sie seien einfach zu teuer. Wilson sagt, während der Pandemie hätte die Regierung den Regionalflughäfen nicht geholfen, sondern den Betrieb der großen Flughäfen aufrechterhalten.

Das sei besonders schlecht, da Ryanair oft kleinere Flughäfen mit günstigeren Aufenthaltspreisen bevorzuge. Gleichzeitig habe die Regierung Lufthansa retten müssen. Die Konsequenz: Lufthansa habe mehr als 100 Flugzeuge stillgelegt und ihre Kapazitäten auf Frankfurt und München konzentriert. Airports in Stuttgart, Düsseldorf oder Hamburg hätten sich noch nicht von den Pandemie-Folgen erholt. Dort gäbe es weniger Airlines und weniger Flugzeuge, also auch weniger Sitze. Deshalb würden die Preise steigen.

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