Den Tränen nahe

Luftkuss für Beckenbauer: Gänsehaut-Moment unmittelbar vor EM-Eröffnung in Bayern geht um die Welt

Stefan Zeitler

Online-Redaktion

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15.6.2024, 14:59 Uhr
Es war ein Moment, der zu Tränen rührte und um die Welt ging: Heidi Beckenbauer schickte ihrem Franz einen letzten Luftkuss in den Himmel unmittelbar vor der Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft 2024.

© imago (Montage: nordbayern.de) Es war ein Moment, der zu Tränen rührte und um die Welt ging: Heidi Beckenbauer schickte ihrem Franz einen letzten Luftkuss in den Himmel unmittelbar vor der Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft 2024.

Es ist eben so viel mehr als einfach nur Fußball. Dass diese Sportart Menschen aus aller Welt verbindet und auch für Gänsehaut und Momente für die Ewigkeit sorgen kann, zeigte einmal mehr dieser Augenblick unmittelbar vor Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft 2024.

Es sind nur noch wenige Sekunden, dann wird die Heim-EM für Deutschland auch offiziell angepfiffen. Die Fußball-Arena zu München (wie die Allianz Arena während des Turniers heißt) ist bis auf den letzten Platz restlos bis unter das Dach ausverkauft. Die Stimmung ist am Kochen. Schon Stunden zuvor tauchen Zehntausende schottische und deutsche Fans die Münchner Innenstadt in ein XXL-Partymeer.

Vor dem Anpfiff sorgte dann die UEFA für einen ganz besonderen Moment. Zuvor wird der Pokal noch hereingebracht. Mit dabei: Jürgen Klinsmann und MSV-Legende Bernard Dietz. So weit, so gut. Dann jedoch stockt nicht nur den Fans im Stadion der Atem.

Die Welt – sie gedenkt an diesem Moment noch einmal einem der Größten aller Zeiten: Franz Beckenbauer. „Kaiser“, „Lichtgestalt des Fußballs“. Am 7. Januar 2024 war Beckenbauer im Alter von 78 Jahren verstorben. Die Fußball-Welt hielt bereits damals den Atem an.

Fast kaum einer prägte den Weltfußball so sehr, wie der ehemalige Präsident des FC Bayern München. Weltmeister als Spieler und als Trainer – nicht nur deswegen war und ist Franz wohl bis in alle Ewigkeit eine Legende. Was auffiel: So ist es für Weltverbände wie die UEFA oder die FIFA durchaus ungewöhnlich, solch eine Aktion vor einem großen Turnier durchzuführen. Die Verbände gelten bis heute als extrem konservativ. Andere Themen, die nichts mit dem jeweiligen Turnier zu tun haben, werden sonst eigentlich immer bewusst aus dem Turnier herausgehalten. Für den „Kaiser“ machte aber selbst die UEFA hier eine Ausnahme.

Zu diesem Anlass trug auch Heidi Beckenbauer den Pokal mit in das Stadion. Mit ihr war Beckenbauer seit 2006 bis zum seinem Tode verheiratet. Sie war bis zum letzten Tag an seiner Seite, als es Franz gesundheitlich schon lange nicht mehr so gut ging. Aus der Öffentlichkeit verabschiedete sich der „Kaiser“ bereits vor Jahren. Es wurde still, nur noch wenige Aufnahmen, die Beckenbauer zeigten, schafften es hier und da an die Öffentlichkeit. Tapfer nahm Heidi in der Mitte zwischen Jürgen Klinsmann (beim Sommermärchen 2006 Bundestrainer) und Bernard Dietz (Legende des MSV Duisburg) Platz und lauschte den Worten des Stadionsprechers. Dass ihr dieser Moment nicht leicht fiel, war Heidi an diesem Abend durchaus anzusehen, dennoch zeigte sie große Stärke, musste das ein oder andere Mal aber auch ganz tief sichtbar schlucken.

Als die Rede beendet war und ein allerletztes Mal tosender Applaus für Beckenbauer durch das Stadion hallte, kam es noch einmal zu einem spontanen Moment, der Menschen zu Tränen rührte. Unmittelbar bevor sie den Platz wieder verlassen musste, hielt Heidi kurz inne. Dann schickte sie ihrem Franz einen Luftkuss mit ausgestrecktem Arm Richtung Münchner Nachthimmel. Ein Moment, der durch die TV-Kameras buchstäblich um die Welt ging.

Die UEFA, aber auch die gesamte (Sport)Welt verabschiedet sich unmittelbar vor dem Turnier noch einmal von dem Mann, der einst die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland holte. Mach es gut, Franz!

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