War zu Besuch bei Großeltern

"Schmerz und Kummer": Verschwundenes Kleinkind in Frankreich ist tot - es bleiben offene Fragen

dpa

1.4.2024, 16:17 Uhr
Es gibt noch viele ungeklärte Fragen in dem Fall des zweijährigen Émile. 

© Nicolas Tucat, dpa Es gibt noch viele ungeklärte Fragen in dem Fall des zweijährigen Émile. 

Fast neun Monate nach dem spurlosen Verschwinden des zweijährigen Émile in Frankreich herrscht traurige Gewissheit: Der Junge ist tot. In der Nähe des südfranzösischen Bergdorfes Le Vernet stieß eine Spaziergängerin am Osterwochenende auf Knochen. Die Gen-Analyse der Ermittler ergab, dass es sich um Gebeine des seit Anfang Juli vermissten Émile handelt, wie die Staatsanwaltschaft Aix-en-Provence mitteilte. "Auch wenn diese herzzerreißende Nachricht befürchtet wurde, ist nun die Zeit der Trauer, der Andacht und des Gebets", ließen die Eltern des Kleinen über ihren Anwalt mitteilen. "Schmerz und Kummer bleiben."

Große Anteilnahme an Fall Émile: "Alle zutiefst erschüttert"

Das mysteriöse Verschwinden des jungen Émiles und die Suche nach ihm bewegten Frankreich zutiefst. Das Interesse an dem Fall ist nach wie vor enorm. Innenminister Gérard Darmanin sagte nach dem Knochenfund im Sender LCI, er sei sehr traurig. "Ich glaube, dass wir wirklich alle zutiefst erschüttert sind."

Der zweieinhalb Jahre alte Émile war bei seinen Großeltern im südfranzösischen Ort Le Vernet im Urlaub gewesen, als diese ihn am 8. Juli gegen Abend aus dem Blick verloren hatten. Bei den Großeltern hielten sich zu dem Zeitpunkt auch etliche andere Verwandte auf. Zwei Zeugen hatten ausgesagt, noch gesehen zu haben, wie das Kleinkind eine Straße herunterlief.

Immer wieder hatte die Polizei in den Tagen und Wochen nach dem Verschwinden des Jungen mit einem Großaufgebot die Umgebung abgesucht. Auch Leichenspürhunde durchkämmten das Gebiet. Die Fahnder durchsuchten Wohnungen in dem kleinen Dorf mit gerade einmal 125 Einwohnern. Erst am vergangenen Donnerstag wurde der abgelegene Ort abgeriegelt, um den Tag des Verschwindens nachzustellen. Die Fahnder ermitteln wegen Entführung und Freiheitsberaubung, schlossen aber auch einen Unfall nicht aus.

Rätsel um Fundort der Knochen

Am Ostermontag waren nun erneut Spezialkräfte in dem Bergdorf, um das waldige Gebiet abzusuchen, in dem die Passantin die Knochen fand. Auch Hundestaffeln, Gerichtsmediziner und Anthropologen waren im Einsatz. Der Raum rund um den Fundort wurde abgesperrt. Das Rathaus verbot Fremden den Zutritt zum oberen Dorfteil Haut-Vernet, in dem das Haus der Großeltern steht. Medienberichten zufolge wurde der Schädel des Kindes gefunden. Der Zeitung "Le Parisien" zufolge sind die Knochen unvollständig.

Der Fundort nahe dem Dorf gibt indes Rätsel auf. Mehrfach war das Gebiet in den vergangenen Monaten abgesucht worden. Das Gelände sei schwer zugänglich, und es gebe eine geringe Chance, dass man die Knochen übersehen habe, sagte Gendarmerie-Sprecherin Marie-Laure Pezant im Sender CNews. Denkbar sei aber auch, dass die Gebeine erst später an die Stelle gelangten, etwa durch einen Menschen, ein Tier oder das Wetter.

Noch keine Informationen zur Todesursache

Woran Émile starb, war zunächst nicht bekannt. "Die nächsten 48 Stunden werden entscheidend sein", zitierte der Sender BFMTV eine Quelle aus Ermittlerkreisen am Sonntag mit Blick auf die Todesursache des Kindes. Die Knochen werden weiter untersucht.

Émiles Familie war Berichten zufolge am Sonntagmorgen über den Knochenfund informiert worden. Noch im Herbst hatte Émiles Mutter sich anlässlich des Geburtstags des Jungen mit einer Sprachnachricht an all jene gewandt, die etwas über das Verschwinden ihres Kindes wissen. "Sagen Sie uns aus Erbarmen, wo Émile ist!", sagte sie. "Geben Sie ihn uns zurück!"


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