371 Kinder verschwunden

Zum „Tag der vermissten Kinder“: Wie die bayrische Polizei Vermisstenfälle koordiniert

Johanna Michel

Online-Redaktion

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25.5.2024, 05:00 Uhr
In Bayern werden aktuell 371 Kinder vermisst. (Symbolbild)

© IMAGO/Becker Bredel / IMAGO/Michael Bihlmayer / IMAGO/Wolfgang Maria Weber In Bayern werden aktuell 371 Kinder vermisst. (Symbolbild)

Für Eltern und Erziehungsberechtigte ist es die absolute Horrorvorstellung, wenn ihr Kind plötzlich nicht mehr nach Hause kommt. Auch für andere Angehörige gehört das wohl zu den schlimmsten Szenarien. Anlässlich des "Tages der vermissten Kinder" am 25. Mai, erklärt das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) jetzt, wie – vor allem aktuelle – Vermisstenfälle von Kindern koordiniert und behandelt werden.

Besonders betonen die Beamtinnen und Beamten dabei, dass es gerade im Fall von vermissten Kindern besonders wichtig ist, schnell und koordiniert zu handeln. Wie es auch in vielen vorgestellten Kriminalfällen immer wieder betont wird, beispielsweise, wenn Fälle von vermissten Kindern in der Sendung "Aktenzeichen xy" gezeigt werden, schwindet mit jedem Tag mehr die Chance, ein vermisstes Kind wohlbehalten wieder aufzufinden - abhängig von den einzelnen Fällen. Denn: Als vermisst gelten Kinder, sobald sie ihr "gewohntes Umfeld verlassen haben und ihr Aufenthaltsort unbekannt ist. Die Polizei geht dann grundsätzlich davon aus, dass eine Gefahr für Leib und Leben besteht – bis Ermittlungen etwas anderes ergeben", erklärt das BLKA in einer Pressemitteilung.

Um einen möglichst schnellen und koordinierten Ablauf zu gewährleisten, werde daher alle Fahndungen in Bayern "zentral in der Vermisstendienststelle des BLKA gebündelt und so die Arbeit der jeweiligen Polizeidienststellen zielgerichtet unterstützt", heißt es in der Mitteilung weiter.

Nicht mit einer Vermisstenanzeige zögern

Eltern, Angehörte, Betreuungspersonen, sowie Lehrpersonal sollten nicht zögern, in einem Vermisstenfall den Notruf unter der 110 zu verständigen. Dort erhalten sie eine Beratung und den Kontakt zur zuständigen Polizeiinspektion. Was folgt, sind eine Vermisstenanzeige, gegebenenfalls eine Öffentlichkeitsfahndung und die aktive Suche nach dem Kind an den bekannten Aufenthaltsorten. Auch eine Befragung von Angehörigen und Freunden findet statt, erklärt das BLKA.

371 Vermisstenfälle von Kindern derzeit bekannt

In Bayern gelten aktuell (Stand 17. Mai 2024) 371 Kinder unter 14 Jahren als vermisst. Allerdings wirkt die Zahl deutlich schockierender, als die Hintergründe dazu. Wie das BLKA erklärt, gelten 86 der Kinder als "Ausreißer", also als Kinder, die wiederholt davonlaufen, aber auch wieder zurückkommen. 152 der 371 Fälle sind Kinder, die ihren Eltern oder ihrem Vormund beispielsweise aufgrund von Streitigkeiten um das Sorgerecht entzogen wurden. Weitere 126 der aktuell vermissten Kinder sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – obwohl Erkenntnisse vorliegen, dass sie sich wohl nur vorübergehend in Bayern aufhalten (Erstaufnahme) und sie weiterreisen werden, werden sie als vermisst geführt, schreibt das BLKA. Die Anzahl der Fälle, bei denen die Polizei in den letzten Jahren von einem Tötungsdelikt ausgeht oder ein solches vermutet, liegt im einstelligen Bereich – ausgerechnet anhand der vorliegenden Zahlen wohl bei sieben Fällen.

Zahlen ändern sich stetig

Das BLKA betont aber auch: Bei der Aufführung der Zahlen handelt es sich lediglich um eine Momentaufnahme, die Zahlen ändern sich demnach schnell. Die meisten der vermissten Kinder kommen glücklicherweise aber nach wenigen Tagen wieder wohlbehalten zurück, heißt es. Das bestätigt auch ein Blick auf die Zahlen der vergangenen Jahre. Im Jahr 2022 wurden beispielsweise 1049 Fälle in Bayern registriert, 966 davon wurden gelöst.

Die zentrale Vermisstenstelle des BLKA unterstützt die jeweiligen Polizeidienststellen bei den jeweiligen Fällen. Außerdem werden dort stetig Hintergründe zu Vermisstenfällen erforscht. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen bei aktuellen Vermisstenfällen helfen. Auch bei der Identifizierung vermisster Menschen helfen die Beamtinnen und Beamten des BLKA, unter anderem durch vergleichende Auswertungen einer bundesweit angelegten Datenbank. Zudem geben sie aktuelle Fahndungen an andere Bundesländer weiter.


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