"Hart aber fair": Spahn verteidigt Ansichten zur Organspende

2.4.2019, 08:29 Uhr

© Screenshot "Hart aber fair"

Das Thema Organspende ist in aller Munde - nicht erst, seitdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn von der CDU einen Vorstoß im Bundestag wagte. Geht es nach Spahn, könnten künftig alle Volljährigen in Deutschland automatisch als Organspender gelten - es sei denn, sie widersprechen zu Lebzeiten. In ganz Deutschland brachen Diskussionen aus, Befürworter loben die Idee, Kritiker betonen dass Schweigen nicht als Zustimmung zu werten sei.

Die Gäste der Sendung waren:

  • Annalena Baerbock (B90/Die Grünen), Bundesvorsitzende
  • Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister
  • Ulrike Sommer, Journalistin und Autorin
  • Michael Sommer, ehemaliger DGB-Vorsitzender
  • Werner Bartens, Medizinjournalist

Für Jens Spahn gibt es bei der Widerspruchsregelung schon eine Freiheitseinschränkung, wie er in der Diskussion erklärt - und zwar den Zwang dazu, dass sich Menschen nun mit dem Thema Organspende auseinandersetzen müssen. Er fügte an: "Wenn du nein sagst, gar kein Problem. Aber wenn du nicht nein sagst, gehen wir davon aus, dass du Organspender bist." Und dieser Eingriff in die Freiheit sei durch die Folgen, die dieser für Betroffene hat, gerechtfertigt, so Spahn. 


Organspende: Was halten Sie von der Widerspruchsregelung?


Annalena Baerbock, Bundesvorsitzende der Grünen, plädiert für eine andere Lösung: "Wenn 84 Prozent der Menschen spenden wollen, dann müssen wir einen Ort finden, an dem sie alle einmal gefragt werden." Dies sei beispielsweise bei der Beantragung des Personalausweises möglich, erklärte Baerbock und nennt dies die "verfassungsschonendere Variante."

Neben den Experten gab es im Studio noch einen ganz besonderen Gast: Die Studentin Chantal Bausch lebt seit über zehn Jahren mit einem Spenderherz. Die Ärzte hatten der jungen Frau damals etwa drei Jahre gegeben. "Jetzt lebe ich 13 Jahre damit", erklärt Bausch. "Ich versuche auch einfach gar nicht so weit in die Zukunft zu denken, sondern das wertzuschätzen, was ich jetzt überhaupt durch dieses Spenderorgan ermöglicht bekommen habe", erklärt sie in der Runde.

Kritischer sieht das Medizinjournalist Werner Bartens, der schon im Vorfeld betonte: "Menschen, denen Organe entnommen werden, sind zu diesem Zeitpunkt de facto noch nicht tot". Sie würden sich im Sterbeprozess befinden, das Herz schlage noch. Er sprach in der Sendung auch Probleme bei der Organspende an, beispielsweise, dass Patienten, die ein Organ bekommen, oft ein Leben lang mit Abstoßungsreaktionen des eigenen Körpers zu kämpfen hätten. "In der Argumentation heißt es oft: Weil ihr nicht spendet sterben so und so viele Menschen auf der Warteliste. Die sterben nicht, weil es zu wenige Spender gibt, sondern sie sterben, weil sie krank sind", erklärte Bartens.

 

Zu Gast war auch Michael Sommer, von 2002 bis 2014 Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Er spendete seiner Frau Ulrike, die ebenfalls zu Gast war, eine Niere. "Mir sind auch fünf Jahre geschenkt worden, denn es macht wirklich keine Freude, mit einem totkranken Menschen zusammenzuleben, um das mal ganz hart zu sagen", so Sommer. "Es war auch eine Spende an mich." 

Eine Organspende eines Toten wäre für seine Frau Ulrike Sommer nicht in Frage gekommen, ihre eigenen Organe würde sie auch nicht spenden. "Wenn ich nicht geben will, kann ich auch nicht nehmen, ist doch klar", erklärt Sommer dazu in der Sendung.

 

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