Trotz Datenskandal: Warum Facebook für uns wichtig bleibt

5.4.2018, 11:12 Uhr
Trotz Datenskandal: Warum Facebook für uns wichtig bleibt

© Foto: Tolga Akmen/afp

Es ist nicht zu verleugnen, dass die sozialen Medien, also Twitter, WhatsApp, Instagram und allen voran Facebook, wichtige Kanäle für die Verteilung von Inhalten der Verlagsgruppe sind. Die gilt nicht nur für die NN, sondern auch für sämtliche Außenredaktionen, die Nürnberger Zeitung oder für nordbayern.de. Zählt man die Fans all dieser Facebook-Seiten zusammen, sind es inzwischen über 400.000.

Dabei steht die Redaktion dem Phänomen Facebook & Co. keineswegs unkritisch gegenüber. Über die Datensammelwut des milliardenschweren Konzerns wurde und wird regelmäßig auch in den NN berichtet. Gleichzeitig hat Facebook durch mehrfache Veränderung des Algorithmus den Medienunternehmen auf der Plattform das Leben zunehmend schwer gemacht. Schließlich soll dort mittels Werbeanzeigen und bezahlten Beiträgen, Geld in die Kasse von Mark Zuckerberg gespült werden. Dass Medienunternehmen, wie jede Privatperson auch, Facebook kostenlos nutzen können, entspricht nicht unbedingt den Zielen des Unternehmens.

Nutzer werden "getrackt"

Privatpersonen "bezahlen" auf Facebook – wie auf den meisten anderen sozialen Netzwerken auch – mit dem Einverständnis, dass über ihr Verhalten auf der Seite Daten eingesammelt werden. Dieses "Tracken" (von englisch "track" – Spur) ist im Internet gang und gäbe. Auch auf nordbayern.de werden so die Besucher der Webseite "getrackt" und zwar hauptsächlich von den Werbetreibenden selbst, die in ihr Werbemittel einen eigenen Tracker eingebaut haben.

Wer jetzt glaubt, dass Facebook diese Nutzerdaten, die über Jahre eingesammelt wurden, "verkauft" oder weitergegeben hat, der irrt sich. Das Unternehmen verdient pro Jahr rund 40 Milliarden US-Dollar mit personalisierter Werbung. Es würde demnach dem ureigensten Geschäftsmodell von Facebook zuwiderlaufen, wenn diese Daten an Dritte weitergereicht werden. Zumal die Tiefe, mit denen der Algorithmus die Nutzer aushorcht, ein beeindruckendes Niveau erreicht hat. Wo sonst kann ein Kunde seine Anzeige so schalten, dass beispielsweise nur weibliche Fans von Metallica im Alter zwischen 40 und 50 Jahren erreicht werden?

Solche personalisierte Werbung ist für Werbekunden interessant, da sie ihre Zielgruppen sehr genau ansprechen können. Deshalb erhebt auch der Verlag der Nürnberger Nachrichten auf seinen Seiten Daten der User. Allerdings deutlich weniger detailliert, als dies bei Facebook der Fall ist. Zudem hält sich der Verlag an das deutsche Datenschutzrecht und räumt damit den Rechten der Nutzer einen hohen Stellenwert ein.

Freiwillige Teilnahme

Alles demnach in bester Ordnung? Sicher nicht. Dass Facebook sich vor fünf Jahren mit dem Neurowissenschaftler Aleksandr Kogan zusammentat, um für wissenschaftliche Zwecke Daten von Nutzern zu sammeln, ist zunächst nicht verwerflich. 270.000 Menschen haben an dem Test freiwillig (!) teilgenommen und sich eine entsprechende App heruntergeladen. Dass allerdings diese App nicht nur die Daten der Teilnehmer, sondern auch von deren Facebook-Freunden auswertete, ist Facebook anzukreiden. Genauso, dass über Jahre hinweg die Bedenken von Datenschützern nicht beachtet wurden. Dennoch steht auch jeder Internetnutzer in der Pflicht, seine Daten so gut wie möglich selbst zu schützen. Was man bei Facebook dafür tun kann, erfahren Sie hier.

Als Medienunternehmen werden wir weiterhin auf Facebook präsent sein, um unsere Beiträge den Fans unserer Seiten anzubieten. Gleichzeitig setzen wir darauf, dass die Internetnutzer unsere Seite direkt unter www.nordbayern.de aufrufen. Es wäre jedoch vermessen zu glauben, dass Facebook sich darum schert, ob die Nürnberger Nachrichten in Zuckerbergs Imperium präsent sind oder nicht.

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