Gesundheit

Kohlensäure: Ist Sprudelwasser gesund?

16.2.2023, 16:30 Uhr

Ein Glas Wasser mit Kohlensäure ist erfrischend, aber ist es auch gesund? © Petra Schneider-Schmelzer via www.imago-images.de

Sprudelwasser finden viele Menschen besonders lecker und erfrischend. Verantwortlich dafür ist die enthaltene Kohlensäure. Doch gerade um diese ranken sich viele Mythen und immer wieder kommt die Frage auf, ob Kohlensäure nicht sogar schädlich für die menschliche Gesundheit ist. Wir erklären, was dahinter steckt.

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Kohlensäure (H2CO3) ist das Reaktionsprodukt von Kohlenstoffdioxid (CO2) mit Wasser (H2O) und wird in Erfrischungsgetränken verwendet. In Gegenden, in denen früher Vulkane aktiv waren, kann sich Kohlensäure sogar auf natürliche Weise bilden. Für Mineralwasser mit Kohlensäure im Supermarkt wird allerdings CO2 mit Druck in Flaschen gepresst.

Damit sich die Wasserteilchen und das Gas des Kohlenstoffdioxids zu Kohlensäure verbinden, wird Druck benötigt. Dieser wird aufgebaut, indem das Kohlenstoffdioxid in das Wasser hineingepresst wird. Hier gilt: Je niedriger die Wassertemperatur ist und je mehr Druck vorhanden ist, desto mehr Sprudel kann das Wasser aufnehmen.

Bei natürlichem Wasser aus einer Quelle ist Kohlensäure schon zum Teil enthalten. Da sie jedoch allmählich verloren geht, wenn das Wasser in Kontakt mit Luft kommt, wird dem Wasser nach dem Abpumpen erneut Kohlensäure hinzugefügt. Achtung: Wenn Sprudelwasser und Mineralwasser nicht luftdicht verschlossen sind, verlieren sie schnell an Spritzigkeit.

Sowohl Leitungswasser als auch Wasser mit Kohlensäure gehen mit zahlreichen Vor- und Nachteilen einher. Oftmals hört man den Mythos, dass Kohlensäure ungesund ist. Aber stimmt das wirklich, ist Sprudelwasser ungesund?

Kohlensäure ist nicht ungesund. Der Begriff "Säure" klingt gefährlicher als er tatsächlich ist, da sich Kohlensäure nur in Spuren im Sprudelwasser befindet. Zudem macht Kohlensäure Getränke länger haltbarer, denn sie hemmt das Wachstum von Keimen.

Der Sprudel ist bei Menschen mit einem empfindlichen Magen aber tatsächlich eher kontraproduktiv: Vor allem wenn sie ein ganzes Glas in einem Zug leeren, kann dies zu unangenehmen Aufstoßen, Sodbrennen und Blähungen führen. Gleichzeitig kann die Kohlensäure aber auch die Durchblutung des Mundraumes anregen, die Verdauung fördern und sättigen.

Manche Menschen trinken mehr, wenn das Wasser sprudelig ist, andere tun sich dann schwerer, ausreichend Wasser am Tag zu sich zu nehmen. Natürlich kann man seinen Flüssigkeitsbedarf auch mit anderen Flüssigkeiten decken, Wasser ist aber gesünder als viele Alternativen.

Viele Menschen klagen, dass Mineralwasser Sodbrennen auslöst. Das liegt daran, dass beim Verzehr von Sprudelwasser CO2 in Form von Gas in den Magen gelangt und später zum Teil über die Speiseröhre entweicht. Dabei kann auch Magensäure in die Speiseröhre gelangen und es kommt zu Sodbrennen. Grundsätzlich ist Kohlensäure für den menschlichen Magen aber nicht schädlich.

Die Verbraucherzentrale rät dennoch, dass Personen mit empfindlichem Magen eher auf spritziges Wasser verzichten sollten. Generell ist es wichtig, genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Wer seine Gesundheit erhalten will, sollte zudem auf eine ausgewogene Ernährung achten.

Oft besteht die Befürchtung, dass Kohlensäure den Zahnschmelz angreifen könnte und somit der Zahngesundheit schadet. Doch Mediziner geben Entwarnung. "Kohlensäure ist nicht schädlich für die Zähne, hier handelt es sich ja 'nur' um CO2", erklärt Roland Frankenberger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), gegenüber Ökotest. Auch Studien, die die Auswirkungen von Kohlensäure auf den Zahnschmelz untersuchen, können nur eine geringe bis gar keine Schädigung der Zähne beobachten.

Bisher gibt es lediglich Laborexperimente, in denen gezogene Zähne im Reagenzglas untersucht wurden. Die Zähne wurden für eine gewisse Zeit in Sprudelwasser, stillem Wasser und Softdrinks eingelegt. Im Anschluss wurde verglichen, welches Getränk Zahnschmelz stärker angegriffen hatte. Während Wasser mit Kohlensäure im Vergleich zu stillem Wasser in den Experimenten nur ein wenig schlechter abschnitt, griffen Getränke wie Cola oder Orangensaft den Zahnschmelz im Reagenzglas besonders stark an. Dies wird auf den hohen Säuregehalt zurückgeführt. Eindeutige Aussagen können aus den Ergebnissen jedoch nicht abgeleitet werden, da die Bedingungen im Mundraum nicht berücksichtigt werden.

Normalerweise benetzen Getränke die Zähne beim Trinken nur kurz und gleichzeitig verdünnt der Speichel die Säuren. Durch die Bewegung und Wärme im Mundraum entweicht ein Teil der Kohlensäure in Form von Gasbläschen, sodass die Säurewirkung ebenfalls verringert wird. Die häufigste Ursache von Karies ist demgegenüber Zucker. Demnach wird das Risiko von Karies durch zuckerhaltige Getränke, Süßigkeiten und inkonsequentes oder falsches Zähneputzen deutlich erhöht.

Eine Studie der der Universität Birzeit in Ramallah aus dem Jahr 2017 legt zudem die Vermutung nahe, dass Menschen, die spritziges Mineralwasser trinken, schneller zunehmen als Personen, die beispielsweise Leitungswasser bevorzugen. Grund dafür sei, dass die Kohlensäure im Wasser den Spiegel des Hungerhormons Ghrelin im menschlichen Körper steigen lässt und man daraufhin mehr Nahrung zu sich nimmt.

Fest steht jedoch, dass das Hormon Ghrelin nicht alleine für das menschliche Hungergefühl verantwortlich ist. Die Untersuchung an der Universität wurde an Ratten und 20 männlichen Studenten durchgeführt. Ein medizinisch plausibler Nachweis für den Zusammenhang zwischen Kohlensäure und einem gesteigertem Hungergefühl fehlt bislang.

Menschen, die einen empfindlichen Magen haben und bei denen leicht Magensäure in die Speiseröhre fließt (Reflux), sollten lieber auf Sprudelwasser verzichten. Auch Personen, die zu einem aufgeblähten Bauch neigen, sollten probieren, ob ein Verzicht auf Sprudelwasser ihnen hilft.