Kälte, Angst, Krankheit

Erlanger Arzt erklärt: Was ist eigentlich Zittern?

Birgit Heinrich

Magazin am Wochenende

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9.12.2022, 06:57 Uhr
Wir zittern nicht nur bei Kälte, auch Angst, Aufregung oder Erschöpfung lösen diese Reaktion aus.

© imago images/deandrobot Wir zittern nicht nur bei Kälte, auch Angst, Aufregung oder Erschöpfung lösen diese Reaktion aus.

Zittern - in der medizinischen Fachsprache als Tremor bezeichnet - ist die unwillkürliche Bewegung eines Körperteils in Form von Schwingungen. Das erklärt Professor Frank Seifert, Leitender Oberarzt der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen.

Ein leichtes Zittern ist auch bei gesunden Menschen immer vorhanden. Es ist allerdings so gering ausgeprägt, dass wir es nicht oder kaum bemerken. Dieses normale Zittern wird auch als physiologischer Tremor bezeichnet.

Regulation der Körpertemperatur

Professor Frank Seifert, Leitender Oberarzt der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen.

Professor Frank Seifert, Leitender Oberarzt der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen. © Universitätsklinikum Erlangen

Zittern entsteht durch Rückkopplungsmechanismen in Reflexschaltkreisen im Nervensystem. Daraus resultiert dann rhythmische Muskelaktivität. Tritt im Körper eine Störung auf, kann das Zittern stärkere Ausmaße annehmen. So kann sich das normale Zittern unter bestimmten Umständen verstärken und dann spürbar werden, zum Beispiel bei Kälte, bei Angst oder nach Genuss von viel Kaffee. Das verstärkte Zittern bei Kälte führt zu einer Stoffwechselsteigerung im Muskel und damit zur Entstehung von Wärme - und hilft bei der Regulation der Körpertemperatur.

Ein starkes Zittern kann ein Zeichen einer Erkrankung sein. Für den Arzt ist wichtig, wann das Zittern auftritt (in Ruhe, beim Halten, bei gezielten Bewegungen), wie schnell es ist und wie ausladend die Bewegungen sind. Auch die Art und Weise, wie verschiedene Muskelgruppen bei der Entstehung des Zitterns beteiligt sind, kann bedeutsam sein.

So kommt es bei der Parkinsonerkrankung zu einem Zittern in Ruheposition. Beim sogenannten essenziellen Tremor hingegen tritt das Zittern vor allem beim Halten und Hantieren mit der betroffenen Extremität auf. Beim Intentionstremor, welcher oft bei Störungen im Kleinhirn auftritt, kommt es zum Zittern bei einer zielgerichteten Bewegung.

Die genaue Einordnung des Zitterns kann durch eine sogenannte Tremoranalyse unterstützt werden. Dabei werden mit einem Gerät Muskelpotenziale und Bewegungen von betroffenen Körperteilen sehr genau aufgezeichnet.

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