Kerne nicht unterschätzen

Darum sollten kernlose Trauben besser nicht im Einkaufswagen landen

Andrea Munkert

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19.6.2024, 11:56 Uhr
Ob grün oder lila: Weintrauben haben in der Regel von Natur aus Kerne. Der Verbraucher bevorzugt allerdings kernlose Varianten.

© IMAGO/Noah Wedel Ob grün oder lila: Weintrauben haben in der Regel von Natur aus Kerne. Der Verbraucher bevorzugt allerdings kernlose Varianten.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Weintrauben liegt in Deutschland bei etwa fünf Kilogramm pro Jahr. Doch Traubenkerne sind den meisten Menschen eher unangenehm, sie hängen in den Zähnen, sie haben einen bitteren Geschmack.

Sehr viele Verbraucher bevorzugen deswegen kernlose Traubensorten. Diese Variante gibt es nicht nur von Menschenhand gezüchtet, sondern sie kommt auch in der Natur vor. Allerdings mit sehr kleinen Beeren.

Um große, den Kunden lockende und geschmackvolle Trauben ohne Kerne zu bekommen, züchten die Farmer diese entsprechend. Im Wachstumsprozess werden die Früchte daher mit künstlichen Pflanzen-Hormonen versetzt - vornehmlich mit Gibberellinen und Auxin, das auf die Früchte gesprüht wird. Dadurch entwickeln sie keine Kerne, die Trauben stehen lockerer auseinander und sind bei der Ernte größer als eben unbehandelte Früchte.

Gibberelline gilt zwar als unbedenklich für den menschlichen Verzehr, jedoch fehlen bislang Forschungsergebnisse über mögliche Langzeitfolgen dieser steten Hormonzufuhr.

Traubenkerne sind durchaus wertvoll

Und: Schon der Verzicht auf Traubenkerne ist nicht unbedingt optimal für die Gesundheit - denn Traubenkerne sind sehr nährstoffreich. Die besonderen gesundheitsfördernden Eigenschaften der Trauben liegen nämlich gerade in den Kernen. Diese Samen liefern unserem Organismus unter anderem oligomere Proanthocyanidine (OPC), die antioxidativ und entzündungshemmend wirken. Sie sollen außerdem gut für die Herzgesundheit sein und das Immunsystem stärken.

Vor allem die dunklen Traubensorten enthalten einen höheren Gehalt an Resveratrol als grüne Trauben und besonders viel Quercetin. Resveratrol gilt als Anti-Aging-Wunder, es schützt die Zellen vor freien Radikalen und damit vor der Hautalterung. Quercetin, ein pflanzliches Pigment, hat vergleichbare Effekte und kann Allergiesymptome lindern - wegen seiner anti-histaminischen und anti-viralen Eigenschaften.

Um an die guten und gesundheitsfördernden Eigenschaften zu gelangen, muss man aber hin und wieder auf die bitter schmeckenden Kerne beißen. Nur so kann der Körper sie lösen und nutzen.

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