Was tun bei Tremor?

Wenn die Hände zittern: Ursachen und Hausmittel bei Muskelzittern

Elias Thiel

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Benedikt Dirrigl

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4.8.2023, 08:30 Uhr
Unsere Hände gebrauchen wir bei der Arbeit, Hobbies, für alles mögliche. Zitternde Hände können das Leben ganz schön erschweren.

© IMAGO/Ok Shu Unsere Hände gebrauchen wir bei der Arbeit, Hobbies, für alles mögliche. Zitternde Hände können das Leben ganz schön erschweren.

In diesem Artikel:

Wenn die Hände zittern, ist dies für viele Menschen besorgniserregend. Dabei ist Zittern eine ganz normale Reaktion des menschlichen Körpers. Auch wenn man es nicht wahrnimmt - Muskeln zittern immer etwas.

Dieses physiologische Zittern kann sich in einigen Situationen wie beispielsweise bei Kälte oder Aufregung verstärken und somit sichtbar werden. Auch bei Angst oder Erschöpfung fängt der Körper an zu zittern.

Aber können die unbeabsichtigten Muskelbewegungen auch Symptome einer ernsthaften Erkrankung sein? Welche Ursachen gibt es und wie kann man starkes Zittern der Hände behandeln? In diesem Artikel gibt es alle Antworten sowie die besten Tipps, Übungen und Hausmittel gegen zitternde Hände.

Ein "Tremor" bezeichnet den medizinischen Begriff für das Zittern der Muskeln. Am häufigsten tritt der Tremor an der Hand oder den Armen auf. Das leichte Muskelzittern (auch bekannt als physiologischer oder normaler Tremor) ist eine gänzlich normale Erscheinung und tritt abhängig vom Erregungszustand auf.

In der Regel wird der Tremor nicht bewusst wahrgenommen. Anders ist es allerdings, wenn die Zitterhände stark ausgeprägt sind und sogar Handlungsabläufe (z.B. Essen oder Schreiben) erschweren. Ein Tremor äußert sich durch rhythmisches und unwillkürliches Zittern der Extremitäten oder des gesamten Körpers.

Bei der Unterscheidung der verschiedenen Tremorarten helfen bestimmte Merkmale, wie die Dauer des Zitterns und das Vorhandensein weiterer Bewegungsstörungen, wie ein verändertes Gangbild oder Muskelsteifheit. Auch Informationen über psychische Veränderungen sind relevant.

Wichtige Fragen zur Eingrenzung des Tremors sind: Wann tritt das Zittern auf? Wie schnell und ausladend sind die Zitterbewegungen?

In der Medizin wird zwischen verschiedenen Arten des Tremors unterschieden: dem Ruhetremor (bei körperlicher Entspannung) und dem Aktionstremor (bei Bewegungen).

Beim Aktionstremor wird wiederum zwischen drei verschiedenen Arten differenziert.

Der Haltetremor ist ein natürliches Phänomen, das auftritt, wenn man einen Gegenstand gegen die Schwerkraft hält (zum Beispiel ein Trinkglas mit ausgestrecktem Arm). Der Bewegungstremor hingegen tritt bei unwillkürlichen Bewegungen auf, während der Intentionstremor sich offenbart, wenn ein bestimmtes Ziel angesteuert wird und sich die Schwingungsweite des Zitterns erhöht.

Ärzte klassifizieren das Zittern anhand der Frequenz: Niederfrequenter Tremor mit 2 bis 4 Hertz, mittelfrequenter Tremor mit 4 bis 7 Hertz und hochfrequenter Tremor mit über 7 Hertz. Zudem unterscheiden sie die Ausladung des Zitterns fein- und mittelschlägig (minimal ausladend) sowie in grobschlägig (sehr ausladend).

Ein physiologischer Tremor ist ein natürlicher Vorgang des Körpers und kann durch Faktoren wie Stress, Angst, Koffein, Müdigkeit oder körperliche Anstrengung verstärkt werden. Das Zittern der Hände kann bei Menschen jeden Alters auftreten, wobei zitternde Hände im Alter häufiger vorkommen.

Ein leichtes Zittern der Hände ohne Auswirkungen erfordert normalerweise keine medizinische Behandlung. Wenn das Zittern jedoch stark ausgeprägt ist, sich verschlimmert oder mit anderen Symptomen einhergeht, sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden. Dann lassen sich andere mögliche Ursachen ausschließen.

Für zitternde Hände gibt es zahlreiche Gründe. Im Folgenden werden die häufigsten Ursachen vorgestellt:

  • Verstärkter "normaler" Tremor
    Ein verstärkter, physiologischer Tremor kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Dazu gehören starker Stress, muskuläre Erschöpfung und emotionale Zustände wie Angst, Aufregung oder Kälte.
    Auch Medikamente (zum Beispiel Antidepressiva), Nährstoffmängel (z.B. Vitamin-B12-Mangel, Unterzuckerung, zu niedriger Kalziumspiegel) und Vergiftungen (z.B. Alkoholvergiftung oder Drogenentzug) können mögliche Auslöser sein. Typische Symptome sind ein höherfrequentes Zittern über 6 Hertz, insbesondere in Haltepositionen.
    Die Diagnose erfordert oftmals eine eingehende neurologische Untersuchung. Die Behandlung richtet sich immer nach der Ursache.
  • Essenzieller Tremor
    Der essenzielle Tremor wird auch "familiäres Zittern" genannt. Dieser Tremor kann durch Störungen in bestimmten Hirnbereichen (insbesondere im Kleinhirn) verursacht werden. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, wobei in vielen Fällen eine familiäre Veranlagung eine Rolle spielt. Symptome sind vor allem ein Haltetremor, teilweise auch ein Aktionstremor. Das Zittern betrifft häufig die Hände, den Kopf, die Stimme und die Beine. Der essenzielle Tremor kann sowohl in jungen Jahren als auch im höheren Alter auftreten.

    In der Regel ist diese Form des Tremors harmlos, allerdings kann er sich verstärken, sodass das Zittern zunehmend als störend oder behindernd empfunden wird. Alkohol kann vorübergehend eine Besserung des Tremors bewirken, wobei dieser Behandlungsansatz natürlich problematisch ist. Vor allem dann, wenn er zu einer ungesunden "Selbsttherapie" führt. Betroffene suchen oftmals erst spät ärztliche Hilfe, wenn sie sich durch das Zittern beeinträchtigt fühlen. Die Diagnose erfolgt anhand der Symptome, durch neurologische Untersuchungen und bildgebende Verfahren. Die Behandlung umfasst Antiepileptika und Betablocker.
  • Parkinson-Syndrom
    Viele Menschen denken bei zitternden Händen sofort an Parkinson-Erkrankungen. Die Parkinson-Syndrome umfassen verschiedene Formen von Parkinson.
    Das häufigste Symptom der Parkinson-Krankheit ist ein Ruhetremor auf einer Körperseite, meist oberhalb von 4 Hertz, der sich während der Bewegungen legt. Allerdings können auch andere Tremorformen auftreten, wie der Typ-II-Tremor mit Ruhe- und Haltetremor und der Typ-III-Tremor mit reinem Haltungs- und Aktionstremor.
    Die Therapie zielt darauf ab, Botenstoffe im Gehirn wie beispielsweise Dopamin wieder verfügbar zu machen, und kann Medikamente wie L-Dopa oder Dopaminagonisten umfassen. Bei nicht ansprechendem Tremor kann eine tiefe Hirnstimulation eine Option sein. Die Behandlung des Tremors erfolgt individuell und unter Berücksichtigung der Behandlung möglicher Grunderkrankungen. Bei der Therapie des Tremors selbst ist die Tremorart entscheidend.

Mögliche Erkrankung als Auslöser im Überblick:

  • Essenzieller Tremor (möglicherweise genetisch bedingt)
  • Parkinson (Schüttellähmung)
  • Orthostatischer Tremor (oftmals bei Morbus Parkinson oder nach kleineren Schädigungen des Hirnstamms)
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Dystonie (Störung in den motorischen Zentren des Gehirns)
  • Basedow-Krankheit (autoimmun bedingte Entzündung der Schilddrüse)
  • Folgen eines Schlaganfalls
  • Nierenversagen mit Harnvergiftung
  • Leberversagen
  • Gehirn-Entzündung (z.B. infolge einer Röteln-, Masern- oder FSME-Infektion)
  • Multiple Sklerose
  • Morbus Wilson (Kupferstoffwechselstörung, Tremor äußert sich als Wing-Beating-Tremor))
  • Alzheimer
  • Nervenschädigungen (durch toxische Substanzen, Diabetes oder Infektionskrankheiten)
  • Entzugssymptom des Alkoholmissbrauchs
  • Medikamenten-Nebenwirkungen (z.B. Neuroleptika oder Antidepressiva)

Gegen zitternde Hände gibt es einige effektive Maßnahmen, die im Folgenden vorgestellt werden.

Behandlungsmöglichkeiten

Wie ein Tremor im Einzelfall behandelt wird, hängt immer von der zugrunde liegenden Ursache ab. In einigen Fällen werden Medikamente (Betablocker, krampflösende Mittel, L-Dopa oder Botox-Injektionen) verschrieben, während für andere Patienten Ergotherapie Erfolg versprechend scheint. In der Ergotherapie lernen die Patienten den Umgang mit dem Tremor. Für bestimmte Formen des Tremors (z.B. den essentiellen Tremor oder Parkinson-Tremor) kann eine tiefe Hirnstimulation in Betracht gezogen werden. Dabei werden Elektroden in bestimmte Hirnbereiche implantiert, um das Zittern zu kontrollieren.

Hausmittel gegen zitternde Hände

Die Psyche kann auch die Ursache für zitternde Hände sein. Dann können Hausmittel wie Johanniskraut oder Baldrian zur Beruhigung beitragen.

  • Maßnahmen im Alltag
    Ist Stress und Anspannung im Alltag der Grund für zitternde Hände, können Entspannungstechnikern wie Yoga oder Meditation helfen. Wird der Stress verringert, kann sich das positiv auf das Zittern auswirken. Auch ausreichender Schlaf ist wichtig, um die allgemeine körperliche und geistige Gesundheit zu fördern und möglicherweise das Zittern zu verringern. Die Reduzierung oder Vermeidung von Koffein, Nikotin und anderen Stimulanzien kann das Zittern ebenfalls verbessern.
  • Übungen
    Gezielte Übungen zur Stärkung und Koordination der Finger- und Handmuskulatur können ebenfalls das Zittern reduzieren. Außerdem hilft das Training der richtigen Handhaltung und Stabilität, das Zittern zu kontrollieren. Feinmotorische Übungen können die Präzision und Kontrolle der Handbewegungen verbessern. Beim Schreiben helfen regelmäßige Pausen, das Schreiben in Druckschrift oder vergrößerte Ablageflächen für die Hand.
  • Ab wann sollte man zum Arzt gehen?
    In vielen Fällen ist das Muskelzittern (Tremor) harmlos und kann durch vorübergehende Faktoren wie Stress oder Erschöpfung verursacht werden. In solchen Situationen bedarf es normalerweise keiner ärztlichen Therapie. Allerdings sollte man einen Arzt aufsuchen, wenn das Zittern über einen längeren Zeitraum anhält und keine offensichtliche Erklärung vorhanden ist (wie beispielsweise Fieber, Schock oder Kälte).

    Ein Arztbesuch ist besonders wichtig, wenn das Zittern das alltägliche Leben beeinträchtigt, sich verschlimmert oder mit anderen unerklärlichen Symptomen einhergeht. In einigen Fällen kann das Muskelzittern Anzeichen für eine schwerwiegende Erkrankung sein, die einer ärztlichen Behandlung bedarf. Der Arzt kann eine gründliche Untersuchung durchführen, um die genaue Ursache des Tremors zu ermitteln.