Bringen die Geräte wirklich etwas?

Koffer auf Reisen verloren? Wir testen kleine Tracker, die ihn wiederfinden

17.8.2023, 08:55 Uhr
Inzwischen sind Unklarheiten ausgeräumt: Koffer-Tracker dürfen mitfliegen.

© Zacharie Scheurer/dpa Inzwischen sind Unklarheiten ausgeräumt: Koffer-Tracker dürfen mitfliegen.

Nicht immer schafft es das Gepäck, zeitgleich mit dem Reisenden anzukommen. Mal bleibt es am Abflughafen und kommt im besten Fall später nach, mitunter landet es am Zielairport nur auf dem falschen Gepäckband. Da wäre es gut zu wissen, wo der Koffer gerade ist - um abzuschätzen, ob sich das Warten an der Gepäckausgabe überhaupt lohnt.

Hier kommen Koffer-Tracker ins Spiel. Bestenfalls helfen die kleinen Geräte beim Lokalisieren des Gepäcks. Doch es gibt auch Einschränkungen. Hier ist ein Überblick, was Reisende wissen müssen.

Sind die Tracker im Koffer erlaubt?

Ja. Reisende dürften Koffer-Tracker in jedem Fall für ihr Aufgabegepäck im Flugzeug verwenden, stellt der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) klar. Lange hatten hier klare Regeln gefehlt, so dass manche Airlines in der Vergangenheit die Mitnahme der Mini-Geräte verboten hatten.
Die internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO hat im Frühjahr 2023 ihre Vorschriften konkretisiert: Koffer-Tracker stellten kein Sicherheitsrisiko dar. Das heißt: Fluggäste dürfen die Geräte auf allen Flügen im Aufgabegepäck mitführen.

Welche Vorgaben gelten?

Tracker im Koffer sind erlaubt, wenn die Batterien einen Lithiumgehalt von 0,3 Gramm oder eine Leistung von 2,7 Wattstunden (Wh) nicht überschreiten.

Wie funktionieren sie?

Bei Apple heißen sie Airtags, bei Samsung SmartTags, es gibt Geräte Tile, Chipolo, eufy Security oder Pebblebee. Das Grundprinzip ist ähnlich: Sie nehmen über Bluetooth Funkkontakt zu einem beliebigen benachbarten Smartphone auf, das mit ihrem jeweiligen System kompatibel ist. So erscheint der grobe Standort auf der Tracker-App des eigenen Smartphones, auch wenn der Koffer weiter weg ist. Das eigene Smartphone mit seinem integrierten Bluetooth-Modul kann das Funksignal des Koffer-Trackers nur orten, wenn das kleine Gerät in der Nähe ist. Wenn der Koffer an einem anderen Airport gestrandet ist, kann die Verbindung schwierig sein.

Warum kann das ein Problem sein?

Läuft dort nicht zufällig jemand vorbei, der auf seinem Smartphone das gleiche System benutzt und zudem Bluetooth aktiviert hat, bleibt der Koffer-Standort unklar. In der Praxis sind die Airtags von Apple aktuell die beste Lösung, denn die iPhones sind so eingestellt, dass sie aktive Airtags automatisch registrieren und ihren Standort ins System spielen. Bei Samsung etwa müssen Nutzer die Freigabe erteilen, dass ihr Gerät SmartTags in der Umgebung registriert und die Daten weitergibt - das machen viele nicht. Ob ein weiter entfernter Koffer geortet wird, steht und fällt also damit, ob andere kompatible Smartphones im Funkbereich des Trackers vorbeikommen.

Ortung-Tracker sind kaum größer als eine Münze

Ortung-Tracker sind kaum größer als eine Münze © Zacharie Scheurer/dpa

Wie viel kosten die Tracker?

Ungefähr 30 bis 40 Euro.

Wie präzise ist die Ortung, wenn der Koffer in der Nähe ist?

Bluetooth ist recht ungenau. Der angezeigte Standort kann mehrere Meter Streuung haben. Eine genaue Ortung versprechen Tracker mit Ultrabreitband-Funktion (UWB). Die haben durch eine höhere Funkfrequenz eine fast radarmäßige Genauigkeit. Teils kann man sich dann auf dem Bildschirm mit Pfeilen zum Koffer navigieren lassen. Auch hier gilt: Die UWB-Reichweite ist teils auf nur wenige Meter beschränkt. Damit man davon profitieren kann, muss aber auch das Smartphone UWB-tauglich sein. Bislang haben nur einige neuere Top-Modelle die Technik.

Wie nützlich sind Tracker?

Das kommt darauf an. Wer sieht, dass der eigene Koffer noch am Startflughafen herumsteht, weiß: Die Wartezeit am Gepäckband kann ich mir sparen. Auch wenn der Koffer irgendwo am Airport versehentlich vergessen wurde oder er sich nach der Landung aufs falsche Gepäckband verirrt, kann ein Tracker nützlich sein.

Wie kann man sich noch gegen Kofferverlust wappnen?

Der Branchenverband BDL rät zu auffällig gestalteten Koffern. Ein farbiges Band oder ein spezieller Aufkleber helfen nicht nur, den Koffer auf dem Gepäckband schneller zu erspähen. Auch wenn der Koffer in einem Fundbüro (Lost & Found) liegen sollte, fällt die Beschreibung leichter, wenn er auffällige Merkmale hat. So steigen die Chancen, dass der Mitarbeitende des Fundbüros ihn unter den vielen anderen Koffern findet.

Generell wichtig: Das Gepäckstück mit Namen, Telefonnummer und Adresse versehen. Und zwar einmal außen am Koffer auf einem verdeckten Adressfeld, damit niemand mit einem schnellen Blick die Adresse auskundschaften kann. Zusätzlich sollten die Adressdaten auch noch einmal im Koffer zu finden sein - für den Fall, dass der Kofferanhänger abreißt.

Unabdingbar: Den Aufkleber von der Gepäckaufgabe aufbewahren. Das ist der Nachweis, dass das Gepäck am Airport aufgegeben wurde.

Wie verhält man sich, wenn der Koffer weg ist?

Wer ohne Gepäck landet, sollte am Flughafen tätig werden und am Schalter der Airline einen sogenannten PIR ausfüllen, einen Property Irregularity Report. Das Dokument ist ein Nachweis, dass man den Verlust gemeldet hat. Pauschalreisende sollten auch ihrem Reiseveranstalter Bescheid geben. Ist man am Urlaubsort ohne Wechselklamotten, darf man Ersatz kaufen und das Geld von der Airline zurückfordern.

Wichtig: Es darf nur das Notwendigste sein, etwa Hygieneartikel, Unterwäsche oder Badezeug. Bleibt der Koffer verschwunden, kann Schadenersatz zustehen. Ein Koffer gilt nach 21 Tagen als verloren. Die Haftungsobergrenze für den Inhalt liegt bei rund 1600 Euro pro Passagier.

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