Nahrungsergänzungsmittel
Von Haarausfall bis Herzinfarkt: Das kann passieren, wenn Sie Vitamine und Co. überdosieren
18.10.2023, 16:14 Uhr
Etwa ein Drittel der Erwachsenen greift regelmäßig zu Nahrungsergänzungsmitteln, so das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Neben Vitaminen und Mineralstoffen gehören dazu auch Aminosäuren, essenzielle Fettsäuren, Pflanzenextrakte oder Mikroorganismen. Am häufigsten verkauft werden laut dem "Lebensmittelverband Deutschland" Vitamin C, Vitamin D, Vitamin A, Vitamin B12, Zink, Selen und Magnesium. Allesamt wichtig für den Körper, dennoch sollte man vorsichtig sein, denn eine Überdosierung kann extreme gesundheitliche Schäden nach sich ziehen.
Überdosierung von Nahrungsergänzungsmitteln – Symptome und Folgen
Vitamin C
Vitamin C stärkt das Immunsystem, stärkt die Barrierefunktion von Haut und Schleimhäuten, ist beteiligt bei der Aufnahme von Eisen und bei der Bildung von Botenstoffen wie Dopamin und Adrenalin. Vitamin C ist zudem ein Antioxidans: Es schützt die Zellen vor der Schädigung durch freie Radikale, die im Laufe des Lebens Schäden im Körper anrichten können - zum Beispiel Nikotin. Der Vitamin-C-Bedarf bei Rauchern kann deshalb laut einem Bericht der Krankenkasse "AOK" bis zu 40 Prozent höher liegen, als der von Nichtrauchern. Auch bei Infekten verbraucht der Körper mehr Vitamin C.
Laut dem Fachmagazin "MSD Manual" sei eine Überdosierung von Vitamin C schwer zu erreichen: So liege der Tagesbedarf von Erwachsenen durchschnittlich zwischen 100 und 150 Milligramm, doch selbst eine hohe Dosis von bis zu 2.000 Milligramm täglich seien für gesunde Erwachsene nicht toxisch. Alles darüber hinaus könne zu Übelkeit und Gleichgewichtsstörungen führen.
In unserem Beitrag finden Sie die Symptome eines Vitamin-C-Mangels.
Vitamin D:
Das "Sonnenvitamin" D ist wichtig für das Zellwachstum und die Knochenbildung und hat auch Auswirkungen auf die Psyche. Bei einer übermäßig hohen Einnahme von Vitamin D entstehen im Körper erhöhte Kalziumspiegel (Hyperkalzämie), die akut zu Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfen, Erbrechen oder in schweren Fällen zu Nierenschädigung, Herzrhythmusstörungen und sogar zu Bewusstlosigkeit und Tod führen können. Davor warnt das "Robert-Koch-Institut".
Vitamin A
Vitamin A ist essenziell für Haut und Haar, so die "Deutsche Gesellschaft für Ernährung" (DGE). Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt Zurückhaltung: Einer Studie zufolge steige ab 20 Milligramm täglich bei Rauchern das Risiko für Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Eine dauerhafte Überdosierung könne zu einem erhöhten Kalziumspiegel und zu einer mangelnden Knochenstabilität führen. Zu viel Vitamin A macht sich laut "MSD Manual" durch Haarausfall, spröde Lippen, trockene Haut und Kopfschmerzen bemerkbar.
Vitamin B12
Das Vitamin B12 ist wichtig für die Blutbildung, Nerven und die Psyche. Ein Mangel an Vitamin B12 kann beispielsweise zu enormer Müdigkeit und depressiven Verstimmungen führen. Bekannt ist Vitamin B12 vor allem als kritischer Nährstoff für Veganer und Vegetarier, denn er kommt in ausreichenden Mengen nur in Lebensmitteln tierischen Ursprungs vor. Um Defizite zu vermeiden, kann es daher für Veggies sinnvoll sein, B12 Präparate zu sich zu nehmen, empfiehlt die "Deutsche Gesellschaft für Ernährung" (DGE). Sie hält eine Aufnahme von 4 Mikrogramm pro Tag durch Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel für angemessen.
Viele Nahrungsergänzungsmittel übersteigen diese Werte jedoch um ein Vielfaches - laut aktueller Studien könnte ein zu hoher Vitamin-B12-Spiegel im Blut mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko verbunden sein. Eine akute Überdosierung mache sich nach einem Bericht der "Alta Klinik" beispielsweise durch Übelkeit und Durchfall oder Hautausschlag bemerkbar.
Zink
Laut dem Zink-Supplement-Hersteller "Zinkorot ist Zink ein lebenswichtiges Spurenelement, das beispielsweise für den Stoffwechsel, die Wundheilung und die Immunabwehr unabdingbar ist. Die Höchstmenge der Zinkzufuhr gibt die European Food Safety Authority (EFSA) mit 50 Milligramm pro Tag an. Überdosierung von Zink macht sich durch Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchkrämpfe, Appetitlosigkeit und einen metallischen Geschmack auf der Zunge bemerkbar. Eine langfristige Zinküberdosierung schwächt das Immunsystem und kann Nervenschäden sowie Eisenmangel und eine dadurch bedingte Blutarmut zur Folge haben.
Selen
Laut "DGE" ist Selen an einer Vielzahl von Reaktionen im Körper beteiligt und unter anderem wichtig für die Regulation der Schilddrüsenhormone oder als Baustein von Spermien und somit essenziell für die Fruchtbarkeit des Mannes. Schon die Einnahme von mehr als 900 Mikrogramm Selen pro Tag kann laut "MSD Manuals" schädigend wirken. Zu den Symptomen zählen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Haarausfall, Nagelanomalien, Hautausschläge, Müdigkeit und Nervenschäden. Ein Indiz ist ein nach Knoblauch riechender Atem.
Magnesium
Besonders Sport beziehungsweise hohe körperliche Belastung, aber auch hoher Koffein- und Alkoholkonsum können zu Magnesium-Verlust führen – der ist unter anderem für den berühmt-berüchtigten "Kater" verantwortlich. Magnesium ist unter anderem wichtig für die Funktionsfähigkeit von Muskeln, Herz und Knochen. Die empfohlene Menge an Magnesium liegt nach der "DGE" bei maximal 300 mg pro Tag für weibliche bzw. 350 mg pro Tag.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hier in Deutschland empfiehlt für Magnesium in Form eines Nahrungsergänzungsmittels eine Höchstmenge von 250 mg pro Tag, auf zwei oder mehr Portionen verteilt. Wer zu viel Magnesium zu sich nimmt, muss mit Übelkeit, Erbrechen, Hautrötung und langfristig mit Bluthochdruck oder sogar Nierenschäden rechnen.
Viel hilft nicht automatisch viel
Die Krankenkasse AOK empfiehlt grundsätzlich nur dann Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, sofern auch ein Mangel besteht. Ob das der Fall ist, lässt sich nur sicher über einen Bluttest beim Hausarzt klären. Grundsätzlich sollte man sich an die vorgegebenen Höchstmengen des BfR halten, um Überdosierung zu vermeiden.
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