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Heizung entlüften: Warum man so Energie spart und wie es geht

Elias Thiel

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18.10.2023, 12:33 Uhr
Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Heizung entlüften und Energie sparen können.

© imageBROKER/Stefan Kiefer Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Heizung entlüften und Energie sparen können.

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Wenn die Heizkörper nicht richtig warm werden, obwohl die Heizung aufgedreht ist, liegt dies bei Heizungen mit Wasserkreislauf oftmals an Luft im Inneren. Sie vermindert die Heizleistung und treibt so die Energiekosten in die Höhe. In der Regel kann man die Heizung tatsächlich selbständig entlüften. Wie das funktioniert und worauf Sie dabei achten müssen, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Wenn die Heizungskörper selbst dann kalt oder nur lauwarm bleiben, wenn die Heizung voll aufgedreht ist, spricht vieles für Luft im Innenraum. Das Gleiche gilt, falls die Heizung gerade ausgetauscht wurde oder man ein "Gluckern" beziehungsweise "Pfeifen" in den Heizkörpern hört - dann sollte die Heizung entlüftet werden.

Wenn überschüssige Luft im Heizkörper bleibt, kann sich das Wasser in der Heizung nicht mehr optimal bewegen und die Heizung gibt weniger Wärme ab. Diese Ineffizienz führt zu höheren Heizkosten. Laut dem Heizungsanbieter Vaillant kann man bis zu 15 Prozent an Energiekosten sparen, wenn man seine Heizung regelmäßig entlüftet.

Zudem möchte man in den eigenen vier Wänden nicht frieren, sondern sich wohlfühlen. Insbesondere für Menschen, die eine Gas- oder Ölheizung haben, empfiehlt sich eine Heizungsentlüftung vor der großen Heizperiode in den Wintermonaten.

Wie gefährlich ist es, die Heizung zu lüften?

Die Entlüftung der Heizung ist ungefährlich. Auch wenn keine Luft im Heizkörper ist, hat man durch das Entlüften keine Nachteile. Für einen Heizkörper benötigt man als Anfänger ungefähr fünf Minuten Zeit. Die Heizentlüftung verläuft dabei immer nach dem gleichen Schema und ist leicht umzusetzen.

Um die Heizung selbst zu entlüften, benötigt man einen Heizungsentlüfter-Schlüssel. Diesen Schlüssel hat man entweder bereits zuhause oder man findet ihn günstig im Sanitär-Fachgeschäft oder Baumarkt. Zudem sollte man einen Lappen und ein Glas zur Hand haben, falls aus der Heizung austretendes Wasser daneben tropft. Es gibt alternativ auch Entlüftungs-Schlüssel mit Auffangbehälter. Sie sind praktisch, weil man dann eine Hand frei behält.

Vorsicht: Bei älteren Heizungen passt der Standard-Entlüftungsschlüssel mit fünf Millimetern Innenvierkant nicht unbedingt. Hier kann man stattdessen eine Rohrzange verwenden.

Bestenfalls sollte man seine Heizkörper regelmäßig entlüften. Als Faustregel gilt: Einmal im Jahr vor der Heizperiode sollte die Heizung entlüftet werden.

Heizung entlüften: Diese Reihenfolge sollte beachtet werden

Jetzt stellt sich natürlich die Frage "Wie kann man denn eine Heizung selbst entlüften?". Im Folgenden gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um die Heizung richtig zu entlüften.

  1. Zuerst werden alle Heizungen voll aufgedreht. Dabei arbeitet man sich in einem Haus von unten nach oben durch. Wasser und Luft können nun gut zirkulieren und dehnen sich zudem etwas aus. Versucht man einen kalten Heizkörper zu entlüften, kann zu viel Luft in der Heizung bleiben.
  2. Als Hausbesitzer stellt man nun die Umwälzpumpe ab. Bei eingeschalteter Pumpe wird die Luft in den Rohren und der Heizung herumgewirbelt, sodass eine vollständige Entlüftung nicht möglich ist. Deshalb sollte die Umwälzpumpe vorsichtshalber abgestellt werden. Danach sollte man eine Stunde warten, damit sich Luft in den Heizkörpern sammeln kann. Ist man Mieter, hat man meist keinen Zugang zur Umwälzpumpe - und auch wenn doch, will man ja nicht die Heizung der Nachbarn lahmlegen. Deshalb sperrt man alternativ den Heizkreis der eigenen Wohnung ab. Auch hier wartet man mindestens dreißig Minuten oder bestenfalls eine Stunde, damit sich die Luft sammeln kann und der Heizkörper nicht zu heiß ist.
  3. Nun kann das Entlüften beginnen. Arbeiten Sie sich bei mehreren Stockwerken von oben nach unten durch. Oben ist normalerweise die meiste Luft in den Heizkörpern.
  4. Man hält man den Becher unter das Entlüftungsventil. Dieses befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Thermostats.
  5. Anschließend nimmt man den Entlüftungsschlüssel und öffnet damit das Entlüftungsventil der Heizung. Aber wie funktioniert das genau? Man dreht das Ventil circa eine Viertel- bis halbe Drehung gegen den Uhrzeigersinn, wobei man den Becher so nah wie möglich an das Ventil hält. Dabei sollte vorsichtig vorgehen und den Lappen griffbereit halten.
  6. Jetzt lässt man die Luft vollständig aus der Heizung entweichen. Sobald man ein leichtes Zischen hören kann, tritt bereits Luft aus. Jetzt sollte man das Ventil nicht mehr weiter aufdrehen. Wenn ein konstanter Wasserstrahl aus der Öffnung entweicht, war die Entlüftung erfolgreich. Sobald nur noch Heizungswasser austritt, ist das das Zeichen, das Ventil wieder zuzudrehen. Somit sammeln sich im Becher ein bis zwei Daumenbreit Wasser.
  7. Zum Schluss muss man das Ventil nur noch vorsichtig schließen und sich dem nächsten Heizkörper zuwenden. Bestenfalls wiederholt man den Vorgang an allen Heizkörpern im Haus, einschließlich der Handtuchheizungen im Badezimmer. Tipp: Bei Handtuchheizungen befindet sich das Ventil oftmals im oberen, hinteren Bereich.
  8. Pumpe wieder anschalten: Nun wird die Umwälzpumpe wieder angeschaltet oder der Heizkreis der Wohnung wieder geöffnet. Hierbei kann man gleich einige Punkte kontrollieren.

Systemdruck kontrollieren und Wasser nachfüllen

Sobald Wasser aus der Heizungsanlage entweicht, muss dieses gegebenenfalls an anderer Stelle wieder nachgefüllt werden. Aus diesem Grund sollte man nach der Entlüftung auch den Wasserdruck kontrollieren. Wenn dieser unter einem Bar liegt, ist er zu niedrig und es sollte Heizungswasser nachgefüllt werden. Dafür benötigt man allerdings speziell aufbereitetes Wasser, sodass ein Installateur konsultiert werden sollte. Der Fachmann kann gleichzeitig auch das Ausdehnungsgefäß kontrollieren, da nicht selten ein defektes oder kleines MAG (Membranausdehnungsgefäß) Ursache für die Luft im System ist. Infolgedessen hilft die Heizungsentlüftung nur kurzfristig und es muss nach einer langfristigen Lösung gesucht werden. Bei einem defekten MAG erfolgt in der Regel ein kompletter Austausch.

Wer keinen Entlüftungsschlüssel zur Hand hat, kann auch andere Werkzeuge verwenden. Alternativen zum Entlüftungsschlüssel sind Schraubenzieher, eine Maulzange oder eine Kombizange. Bei der Benutzung der alternativen Werkzeuge sollte man allerdings vorsichtig sein. Ein Schraubenzieher ist nur dann empfehlenswert, wenn sich am Ventil ein Schlitz befindet.

Wenn das Ventil lange nicht geöffnet wurde oder sehr fest angezogen ist, hilft ein Schraubenzieher eventuell nicht weiter. Größere Zangen sollten vorsichtig bedient und das Ventil nur sehr langsam und vorsichtig damit geöffnet werden. Vor allem bei unhandlichen Werkzeugen kann es andernfalls passieren, dass man das Ventil nicht schnell genug wieder zudrehen kann, sobald Wasser austritt. Zudem sollte man beachten, dass mit alternativen Werkzeugen auch Schäden oder Kratzer am Heizkörper entstehen können.

Wie kann man eine alte Heizung entlüften?

Alte Heizkörper verfügen oftmals nicht über ein Entlüftungsventil. Allerdings kann man Heizungen auch ohne Ventil entlüften. Dazu dreht man den Heizkörper am Thermostatventil ab und öffnet vorsichtig die Überwurfmutter am Vorlauf des Heizkörpers. Wenn sich Luft darin befindet, kann diese nun entweichen. Sobald Wasser ausläuft, muss die Verschraubung wieder geschlossen werden. Bestenfalls stehen auch hier ein Eimer und ein Lappen bereit, um austretendes Wasser auffangen zu können.

Achtung: Früher wurden oftmals auch asbesthaltige Dichtungsmaterialien eingesetzt. In diesem Fall sollte man die Ringe fachgerecht entsorgen und ersetzen.

Wer möchte, kann das Entlüftungsventil bei alten Heizungen auch einfach von einem Heizungsinstallateur nachrüsten lassen, um die Wartungsarbeiten zu vereinfachen. Bei sehr alten und ineffizienten Heizkörpern sollten diese in der Regel lieber ausgetauscht werden.

Wenn die Heizung auch nach der Entlüftung nicht richtig warm wird, sollte die Ursachenforschung weitergehen. Gründe für eine nicht-funktionierende Heizung können ein verkalktes oder verklemmtes Thermostat sein. Auch dieses Problem kann man selbständig lösen. So funktioniert es:

  1. Zuerst muss man den Drehknopf (Gehäuse) vom Thermostat abnehmen, indem man den Regler auf null stellt, die Überwurfmutter löst und den Einstellkopf abnimmt. Dabei kann eine Rohrzange helfen.
  2. Danach sollte man die Ventilspindel kontrollieren. Dieses sollte rund fünf Millimeter herausragen und sich mit einem Finger in das Ventil drücken lassen. Wenn der Ventilstift klemmt, hat man bereits die Ursache für den Defekt gefunden. Man darf den Stift keinesfalls herausziehen.
  3. Jetzt löst man den klemmenden Ventilstift mit leichten Schlägen auf die Ventilspindel. Dafür verwendet man am besten einen kleinen Gummihammer.
  4. Zum Schluss schraubt man den Einstellknopf wieder an, indem man gegen das Ventil drückt und die Überwurfmutter erneut im Uhrzeigersinn dreht.

Wenn die Heizung immer noch nicht warm wird, nützt alles nichts – ein Fachmann muss her, um die Heizung wieder zu reparieren.