Treuchtlingen: Acht neue Gesichter im Stadtrat

16.3.2020, 18:07 Uhr
Treuchtlingen: Acht neue Gesichter im Stadtrat

© Patrick Shaw

Nicht nur der Chefsessel im Rathaus wechselt mit Kristina Becker die politische Farbe. Auch im Stadtrat regiert künftig eine neue Mehrheit – was vor allem an der Schwäche der SPD liegt. Die Sozialdemokraten verlieren nach dem vorläufigen Endergebnis 10,3 Punkte auf 26,1 Prozent der Wählerstimmen – das sind drei Sitze im Stadtrat plus den Posten des Bürgermeisters.

Treuchtlingen: Acht neue Gesichter im Stadtrat

© Grafik: Stadt Treuchtlingen

Die CSU gewinnt 4,8 Punkte auf 37,5 Prozent und damit einen Sitz hinzu – ebenso wie die UFW, die nun zu viert sind (15,9 Prozent, plus 2,3), sowie die TBL, die künftig mit drei Mandatsträgern vertreten ist (11,9 Prozent, plus 2,6). Die SPD-nahen JGB stellen weiterhin zwei Ratsmitglieder (8,5 Prozent, plus 0,6).  

Was bedeutet das für die Mehrheitsverhältnisse? Im 24-köpfigen Stadtrat kommen CSU und TBL, die bislang eine Fraktion bilden, auf zwölf Stimmen. Gemeinsam mit der neuen Rathauschefin Kristina Becker hätten sie so die absolute Mehrheit. „Ich bin hellauf zufrieden“, sagt Treuchtlingens CSU-Chef Uwe Linss. Sein Ziel, mindestens einen Sitz dazuzugewinnen, sei erreicht. Das sei nicht einfach gewesen, da TBL und UFW „gute Listen hatten“, so Linss. Er hoffe, dass mit den neuen Ratsmitgliedern frischer Wind ins Gremium kommt. Was ihn besonders freut: dass mit dem 18-jährigen Tim Schelenz (CSU) künftig eine junge Stimme im Stadtrat vertreten ist.  

Die Fraktionsgemeinschaft mit der TBL soll bestehen bleiben, erste Gespräche könnten nächste Woche laufen, so Linss. Auf der Mehrheit von einer Stimme will er sich aber nicht ausruhen und nimmt auch die UFW in die Pflicht: „Die neue politische Situation sollte von mehreren Schultern getragen werden.“

Darauf hofft auch die SPD als großer Verlierer des Wahltags. Sie möchte die CSU, die auf den Wahlplakaten „Offenheit“ und „Transparenz“ eingefordert hatte, beim Wort nehmen und erwartet ergebnisoffene Diskussionen im Stadtrat – „wobei es die ja in den vergangenen zwölf Jahren auch schon gab“, so SPD-Ortschef Sebastian Hartl, der künftig ebenfalls im Gremium vertreten sein wird. Ansonsten sei die Stimmung bei der SPD „nicht unbedingt freudig“, es gebe einen gewissen Schock, da das Ergebnis in dieser Deutlichkeit nicht zu erwarten gewesen sei.

„Wir wollen das erstmal sacken lassen und dann analysieren, woran es lag“, so Hartl. Ein Lichtblick für ihn: Neben ihm wurde Maximilian Böhm nach vorn gewählt (von Listenplatz elf auf sechs), die langjährigen Ratsmitglieder seien mit ihrer Erfahrung aber ebenso weiter vertreten – etwa durch Susanna Hartl und Josef Ferschl.


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Erfahrene Mitglieder stellen auch die UFW, deren drei Mandatsträger wiedergewählt wurden und die mit Hubert Stanka nun noch einen vierten stellen. „Wir freuen uns über das Rekordergebnis. Seit es Freie Wähler in Treuchtlingen gibt, konnten wir noch nie vier Sitze bei einer Stadtratswahl erzielen“, so Stanka. Die klare Distanzierung von der Partei der Freien Wähler sei für das Ergebnis die richtige Entscheidung gewesen. „Wir freuen uns nun auf offenen, ehrlichen Austausch sowie Zusammenarbeit über Fraktionsgrenzen hinweg in einem deutlich neu aufgestellten Stadtrat.

Keine "Farbenspiele" mehr?

Da alle Listen im Wahlkampf eine neue Offenheit gefordert haben, sind wir sehr zuversichtlich, dass diese nun auch gelebt wird“, sagt Stanka. Rechenspiele zu den Machtverhältnissen lehnen die UFW ab: „Wir gehen davon aus, dass gute Vorschläge im Stadtrat eine Mehrheit finden und Farbenspiele der Vergangenheit angehören.“

„Wir wollten uns verbessern und Kristina Becker als Bürgermeisterin. Beides hat geklappt“, fasst TBL-Sprecher Hans König zusammen. Es habe sich gezeigt, dass die Bürger unzufrieden waren. Die Zusammenarbeit mit der CSU sei bisher sehr gut und solle fortgeführt werden, so König – in welcher Form, werde sich in den nächsten Wochen ergeben. Ihm sei es wichtig, die Wahlkampfziele der TBL in Sachen Regionalität, Energiekonzept und Nachhaltigkeit zu etablieren.


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Die JGB sind mit ihrem Ergebnis zufrieden. „Wir hatten uns zwei Sitze als Vorgabe gesetzt und diese auch erreicht“, so Stadtratsmitglied Tobias Weißhaupt – und das mit Zugewinnen sowie ohne Listenverbindung mit der SPD, wie 2014. Die Unterstützung für Bürgermeister Werner Baum habe indes nicht so geklappt. „Mir tut es für den Werner leid, er hat zwölf Jahre lang einen guten Job geleistet“, sagt Weißhaupt. Die neue Rathauschefin Kristina Becker sei aber auch „keine Verkehrte“.

Starke Dörfer

Im Treuchtlinger Stadtrat gibt es künftig acht neue Gesichter. Vier Räte traten nicht wieder an, vier wurden abgewählt. 17 der 24 Mandatsträger kommen aus den Dörfern, obwohl diese nur 40 Prozent der Einwohner stellen.

Bei der CSU schafften alle angetretenen Ratsmitglieder erneut den Sprung ins Gremium. Neu sind Dr. Peter Löw und Tim Schelenz aus Wettelsheim, Katja Schmid (Möhren) und Alexander Roßkopf (Schambach). Sieben der neun CSU-Räte kommen aus den Dörfern.

Bei der SPD müssen einige alte Hasen das Feld räumen: Jürgen Bachmeier-Auer, Manfred Albert und Maria Scherer sind nicht mehr dabei. Stefan Fischer könnte noch nachrücken, falls Bürgermeister Werner Baum auf seinen Sitz verzichtet. Neu sitzen Sebastian Hartl (Wettelsheim) und Maximilian Böhm (Treuchtlingen) im Rat. Drei der sechs SPDler stammen aus den Dörfern.

Für die UFW zieht mit Hubert Stanka aus Dietfurt ein neuer Vertreter in den Stadtrat ein, die drei bisherigen sind weiterhin vertreten. Alle vier kommen aus den Ortsteilen.

Auch die TBL ist eine hundertprozentige „Dörfer-Fraktion“. Mit Marco Meyer ist nun auch wieder ein Auernheimer dabei.

Bei den JGB wurden die beiden in Treuchtlingen wohnenden Räte wiedergewählt. 

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