Historische Fotos

Das Stadtmuseum präsentiert das älteste Foto der Kirchweih in Herzogenaurach

24.7.2023, 19:00 Uhr
Die ältesten Aufnahmen der Herzogenauracher Martinikirchweih stammen aus dem Jahr 1926: die Kerwa fand in der Hauptstraße und auf dem Marktplatz statt.

© Rudolf Peetz, NN Die ältesten Aufnahmen der Herzogenauracher Martinikirchweih stammen aus dem Jahr 1926: die Kerwa fand in der Hauptstraße und auf dem Marktplatz statt.

Vor 100 Jahren hat vermutlich niemand den Gedanken, dass dieses Jahrzehnt eines Tages als „golden“ verbrämt werden wird. Doch mit der Rentenreform 1923 beginnt die Blütezeit der Weimarer Republik. Die Menschen entdecken auch in Herzogenaurach und Umgebung, was Spaß macht. Der Lebensstil wird fortan bestimmt durch das Aufblühen von Musik, Tanz und Kunst.

Während die meisten Veranstaltungen noch mit „Tanzmusik“ oder mit „Operetten- und Tanz-Schlagern“ werben, wird auf dem Fastnachtsball der „Waldfreunde“ ganz auf der Höhe der Zeit „Jazzmusik“ gespielt. Auch die ortsansässigen Musikkapellen stellen sich auf das neue Musikrepertoire ein. Der passende Film „Der Jazz-König“ über Paul Whiteman und sein weltbereisendes Orchester kommt 1930 auch an die Aurach.

Das erste Kino

Die neuen Medien befriedigen das zunehmende Bedürfnis nach Unterhaltung und Entspannung. 1919 wird in Herzogenaurach das erste Lichtspieltheater eröffnet. Die Kinos üben eine große Anziehungskraft auf die Bevölkerung aus und machen schnell den Theateraufführungen Konkurrenz. Für die vielen Veranstaltungen bauen die Herzogenauracher gleich zwei „Kulturpaläste“, das Christliche Vereinshaus und das Volkshaus. Hier zeichnet sich die gesellschaftspolitische Spaltung in zwei Lager ab: das bürgerlich-katholische Milieu und die sozialistisch geprägte Arbeiterschaft.

Urlaub im heutigen Sinne kennt man vor 100 Jahren zwar noch nicht, doch viele Menschen verbringen ihre Wochenenden mit Ausflügen. Ob mit Familie in ein Ausflugslokal oder zum Picknick an den „Dechser“, ob mit dem Radfahrerclub oder schon motorisiert mit dem „Motorfahrerclub“.

Ein Herzogenauracher Kirchweih-Stammtisch im Jahr 1922.

Ein Herzogenauracher Kirchweih-Stammtisch im Jahr 1922. © Stadtarchiv Herzogenaurach, NN

Das Vereinsleben steht in voller Blüte. Die Menschen suchen Zerstreuung und gesellige Zusammenkünfte, auch beim Sport. Fußball wird zum Massenphänomen und an der Aurach kicken der FC Bayern Herzogenaurach, der 1. FC Herzogenaurach, der „Pfeil“ und die Fußball-Abteilung der Turnerschaft gegeneinander.

Die Stadt zählt Mitte der 1920er Jahre rund 70 verschiedene Vereine und vereinsmäßig organisierte Stammtische wie „die Nörgler“, „die Zipfelhaubenbauern“ und den „Exzentrik-Klub“. Neu ist auch die Rolle der Frau, die in die Welt der Männervereine einbricht.

Sommerfeste und Jubiläen

Im Sommer zieht es die Herzogenauracher Bevölkerung hinaus in die Weihersbachanlagen, wo auch Stiftungsfeste, Jubiläen und Sommerfeste der Vereine zelebriert werden. Die Jahrmärkte sind eine willkommene Gelegenheit, Dinge des täglichen Bedarfs vor Ort zu erstehen. Verbunden mit der Martinikirchweih und den verschiedenen Stadtteilkirchweihen sind sie so etwas wie ein Kurzurlaub, bei dem man den Alltag hinter sich lassen kann.

Ein Ausflug des Radfahrclubs im Jahr 1921.

Ein Ausflug des Radfahrclubs im Jahr 1921. © Gotthard Lohmaier, NN

Das Stadtmuseum präsentiert außerdem eine echte Rarität: Die ältesten Aufnahmen der Herzogenauracher Martinikirchweih. Diese stammen aus dem Jahr 1926. Die Kerwa fand in der Hauptstraße und auf dem Marktplatz statt.

Am Donnerstag, 27. Juli 2023, findet ab 17.30 Uhr im Stadtmuseum Herzogenaurach eine Führung durch die Sonderausstellung "Die Zwanziger Jahre" zum Thema "Kerwa, Kino Tanzmusik" statt (Internet-Infos www.herzogenaurach.de/leben/stadtmuseum).

Das Transportunternehmen der Gebrüder Peetz war bereits Ende der 1920er Jahre für Ausflugsfahrten zu buchen.

Das Transportunternehmen der Gebrüder Peetz war bereits Ende der 1920er Jahre für Ausflugsfahrten zu buchen. © Christa Peetz, NN

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