Gott hat ,überreagiert‘

22.11.2010, 22:48 Uhr
Gott hat ,überreagiert‘

© Christian Bort

Wenn Gott mal „überreagiert“, dann ist das für Mensch und Tier keine Freude. Doch irgendwann hat der Schöpfer die Streitereien auf der Erde einfach satt und schickt die Sintflut. Für alle Lebewesen eine böse Überraschung — ganz besonders für drei Pinguine, die sich mal wieder gefetzt haben. Der eine Watschelfüßler schmollt auf der Eisscholle, die anderen zwei bekommen — ob Zufall oder Vorsehung sei mal dahingestellt — von der Taube Tickets für die Arche Noah in die Hand gedrückt.

Gott hat ,überreagiert‘

© Bernd Böhner

Es gilt die Parole: „An der Arche um Acht.“ Was aber tun, wenn man eigentlich immer alles zu dritt gemacht hat und nun einen Freund im Stich lassen soll?

Das Weihnachtsmärchen von Ulrich Hub beschäftigt sich zwar durchaus im wörtlichen Sinne mit Gott und der Welt, dennoch geschieht dies ohne strengen theologischen Zeigefinger. Hier wird — wie den Hauptfiguren der Schnabel gewachsen ist — über die Existenz eines Gottes und über die Grundlagen des menschlichen Miteinanders philosophiert. Bemerkenswert ist an diesem Stück, dass dies durchaus für Grundschulkinder verständlich und vor allem unterhaltsam geschieht. Das Stück ab sieben Jahren zu empfehlen, ist angemessen (als Alternative für die ganz kleinen Theater-Besucher ab 3 Jahren gibt’s im Dezember die Wiederaufnahme von „Die Reise einer Wolke“)

Die Wirkung liegt in der gelungenen Umsetzung durch Regisseurin Eva Veiders, die mit Hilfe von Christian Baumgärtel (Bühne und Kostüme) den Redoutensaal in eine eindrucksvolle Eislandschaft verwandelt hat. Die Zuschauer sitzen in einem kleinen Amphitheater nahe an den vier hervorragenden tierischen Helden (Susanne Maierhöfer, Alissa Snagowski, Sebastian Ganzert und Björn Jacobsen), die vor gewaltigen Bildvorhängen agieren. Das Stück benötigt etwas, um an dramaturgischer und philosophischer Fahrt aufzunehmen. Danach sind die Pinguine aber rasant und herzlich komisch unterwegs. Vor allem, als an Bord eine Verwechslungs- und Versteck-Komödie beginnt, laufen die Darsteller zu Höchstform auf. Dennoch finden sie am Ende nochmal einen besinnlichen Tonfall — auch diesmal wieder, ohne belehrend daherzukommen.

Eins macht diese Inszenierung aber wieder klar: Die Weihnachtsmärchen am Theater Erlangen sind schon ein anderes Kaliber als die vielen zur Weihnachtszeit umhertingelnden Wanderbühnen-Inszenierungen. Der Unterschied beginnt bei Bühnenbild und Beleuchtung, die den vielen „Debütanten“ in den Publikumsreihen eine erste Ahnung von der Kunst des Theatersspiels vermitteln und endet bei der Präsentation eines intelligenten Stücks, bei dem eben nicht die aus TV und Computer bekannten Charaktere über die Bühne hüpfen müssen. So gesehen ist das Weihnachsmärchen ein Muss! Zugegeben: Die Mehrkosten aufgrund des Umzugs in den Redoutensaal (wir berichteten mehrfach) sind hart an der Schmerzgrenze. Sponsoren haben diese Beschwerden aber gelindert.Weitere Termine und Infos unter www.theater-erlangen.de