Naturschützer sehen Lebensraum gefährdet

20.2.2010, 00:00 Uhr
Naturschützer sehen Lebensraum gefährdet

Der geplante Neubau eines Max-Planck-Instituts, für den eine Grundfläche von 11,5 Hektar zur Verfügung steht, betrifft nach Ansicht von Tom Konopka, dem Regionalreferenten des Bund Naturschutz in Mittelfranken, «eines der bedeutendsten Naturgebiete Erlangens». Es handele sich um «ein Kerngebiet» der SandAchse Franken und sei nicht nur im staatlichen Naturschutzkataster vollständig als Biotop erfasst, sondern großteils auch Naturschutzgebiet und stehe damit unter besonderem Schutz.

«Keineswegs überraschend»

Sowohl die Stadt als auch die Universität widersprechen dem Vorwurf, es werde unzulässig in den Naturschutz eingegriffen. Universitäts-Kanzler Thomas Schöck verweist auf die längst bekannten Absichten, hier universitäre Gebäude entstehen zu lassen: «Das neue Max-Planck-Institut kommt keineswegs überraschend. Die Flächen sind seit dem städtebaulichen Wettbewerb nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte in den 90er Jahren bereits Vorbehaltsflächen der Universität.» Zudem werde das ausgewiesene Naturschutzgebiet nicht tangiert.

Für den Bund Naturschutz und seinen städtischen Umweltbeirat Norbert Grasse würden aber auf der nicht ausdrücklich als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Baufläche wertvolle Arten verschwinden, so die Blauflügelige Ödlandschrecke, das Silbergras, die Heide-Nelke und die Sand-Grasnelke. Zudem seien europaweit geschützte Arten wie die Zauneidechse oder die Kreuzkröte, die Heidelerche und der Grauspecht in Gefahr.

Die Bebauung würde das in den 90er Jahren als «landesweit bedeutsam» kartierte Gebiet des Exerzierplatzes - damals noch rund 70 Hektar groß, heute längst an den Rändern bebaut - nochmals empfindlich verkleinern: «Von den heute noch vorhandenen 40 Hektar würden 11,5 Hektar oder fast 30 Prozent bebaut und damit als Lebensraum gefährdeter und geschützter Arten verloren gehen», beklagt Reinhard Scheuerlein, der neue Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Erlangen. Er befürchtet darüber hinaus, dass die verbliebenen Restflächen einem noch stärkeren Erholungsdruck durch die benachbarte Wohnbevölkerung ausgesetzt wäre. Der BN fordert deshalb vor einer weiteren Beplanung des Geländes eine Untersuchung von Planungsalternativen. Bislang sei nicht zu erkennen, dass eine Abwägung mit den Belangen des Naturschutzes geplant sei.

Aus der Sicht der Stadtplanung hingegen gibt es keine Versäumnisse zu beklagen. So hat das Amt zusammen mit dem Bebauungsplan einen Umweltbericht eines Nürnberger Instituts für Stadt- und Umweltplanung vorgelegt, in dem die zu schützenden Güter von Boden und Wasser bis hin zu den Arten- und Lebensgemeinschaften und der Biodiversität untersucht und aufgelistet worden sind und weitgehende Unbedenklichkeit bescheinigt wird.

Das Max-Planck-Institut selbst soll bis 2012 gebaut sein und rund 400 Wissenschaftlern und Mitarbeitern Arbeitsplätze geben. Erst ein Architektenwettbewerb wird die Lage der Gebäude festlegen, die zum Naturschutzgebiet hin in der Höhe stark abfallen sollen. PETER MILLIAN