Heinz Gerhäuser Ehrenbürger von Waischenfeld

25.5.2011, 18:05 Uhr
Heinz Gerhäuser Ehrenbürger von Waischenfeld

© Thomas Weichert

Die Überraschung stand Gerhäuser förmlich ins Gesicht geschrieben, als Bürgermeister Edmund Pirkelmann bei der Feier zu Gerhäusers 65. Geburtstag am Ende seiner Rede folgenden Satz sagte: „In dankbarer Würdigung in vielen Bereichen Ihres Berufslebens und der großen Verdienste, insbesondere zum Wohle der Stadt Waischenfeld und ihrer Bürgerschaft wird Ihnen anlässlich Ihres 65. Geburtstages mit sofortiger Wirkung die Ehrenbürgerschaft zuerkannt.“

Im Auftrag des Stadtrates gratulierte der Bürgermeister seinem neuen Ehrenbürger. Der Festakt mit Überreichung der Urkunde zum Ehrenbürger wird voraussichtlich im Herbst stattfinden. Gefeiert wurde im „Gerhaus“, in das kurzerhand das ehemalige Kolpinghaus St. Josef umbenannt wurde. Gerhäuser hatte es vom Erzbistum Bamberg privat gekauft.

„Was soll ich jetzt mit der Ehrenbürgerwürde anfangen“, fragte Gerhäuser überrascht. Die scherzhafte Antwort kam vom Bayreuther Landrat Hermann Hübner: „Sie werden bei jedem Festkomitee dabei sein, bei Feuerwehrversammlungen immer das letzte Wort haben und Sie werden bei den Burgmadla und Belcanto Vocale aufgenommen werden.“

Spatenstich noch selbst machen

Gerhäuser ist wegen der Erfindung des MP3-Players 2006 bereits mit dem Kulturpreis des Landkreises geehrt worden. Vor allem aber erhält er die Ehrenbürgerwürde wegen der Ansiedlung des Fraunhofer Forschungs-Campus. Pirkelmann wünschte sich, das Gerhäuser noch vor seiner Pensionierung im September den Spatenstich dafür vornehmen kann. Vom Zeitplan her könnte dies zu schaffen sein, meinte der Bürgermeister.

Der frühere Vorstand der Fraunhofer Gesellschaft, Professor Hans-Ulrich Wiese, bescheinigte Gerhäuser, ein bodenständiger Mensch zu sein, der nie abgehoben sei. Gerhäuser rage ganz gewaltig aus den 60 Institutsleitern der Fraunhofer Gesellschaft heraus und sei immer ein großer Förderer der Jugend gewesen, so Wiese.

Siegfried Berner, Vorbesitzer des Grundstücks, auf dem der neue Forschungs-Campus gebaut werden soll, ist stolz darauf dessen Mitbegründer zu sein. Wie Berner sagte, wurden Stimmen laut, er hätte das Grundstück halb verschenkt. „Wenn dem so ist, dann betrachten Sie die andere Hälfte als ein Geschenk für die Stadt Waischenfeld“.

Pirkelmann ließ zum 65. Geburtstag das Leben und Wirken Gerhäusers Revue passieren. 1946 geboren in München als Sohn eines Diakons, der zunächst in Rummelsberg, dann in Fürth tätig war. „Heinz ist ein intelligenter, an technischen Problemen interessierter Junge“, stand in seinem Abschlusszeugnis der Hauptschule. Er lernte Elektrotechniker, schloss 1973 sein Ingenieursstudium in Erlangen ab, wo er 1980 promovierte.

Bereits in seiner Dissertation hatte er den Grundgedanken zur Entwicklung des MP3-Players erforscht, so Pirkelmann. 1973 erfuhr er von einem brachliegendem Grundstück bei Saugendorf, das er schließlich erwarb, rodete, und wo er einen Gemüsegarten anlegte. An den Wochenenden zeltete er hier mit seiner Frau Elvira. Später bauten sie.

Ein Jahr war Gerhäuser in einem Forschungslabor in den USA tätig. Nach seiner Rückkehr übernahm er die neu geschaffene Kontaktstelle für Forschung und Technologietransfer in Erlangen. 1998 wurde er Institutsleiter des Fraunhofer Instituts für integrierte Schaltungen, heute das größte Institut Deutschlands. Ein Jahr später wurde er zum Universitätsprofessor und Lehrstuhlinhaber für Informationstechnik mit dem Schwerpunkt Kommunikationselektronik an der Universität Erlangen ernannt.

Im Ort integriert

1994 gründet er die TeleService in Saugendorf, um die Telekommunikation auf dem Land zu fördern. In Saugendorf habe sich Gerhäuser als Zugezogener in die Dorfgemeinschaft integriert. Als Schriftführer der Ortsfeuerwehr, als Stammtischvorstand, als Moderator der politischen Aschermittwoche und als Grillmeister bei den Kirchweihveranstaltungen. Gerhäuser ist heute auch Vorsitzender des Kunstforums Waischenfeld.

Als Gerhäuser ein Angebot der TU Ilmenau bekam, initiierten die Saugendorfer einen zwei Kilometer langen Fackelzug damit er hier bleibt. Erfolgreich. So waren auch alle Saugendorfer zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen und warteten mit einer besonderen Überraschung auf. Kurzerhand gründeten sie die „Saugendorfer Groa-Musikanten“. „Heinz blieb do, du wast ja net wies Weder wärt“, sangen sie.