Aronia: Die blaue Super-Beere

20.8.2017, 09:00 Uhr
Aronia: Die blaue Super-Beere

© Fotos: Claudia Wunder

Wenn der 69-Jährige von "der Aronia" spricht, leuchten seine Augen und er gerät regelrecht ins Schwärmen: Gesundheitsfördernde Vitalstoffe und bioaktive Inhaltsstoffe wie Vitamin C, E, verschiedene B-Vitamine, Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Eisen und Magnesium – all das steckt in der kleinen unscheinbaren Beere, meint Hans Willi Maußer. "10 bis 15 Stück decken schon den Tagesbedarf", sagt er.

Superfood Aronia-Beeren.

Superfood Aronia-Beeren.

Außerdem enthalte die zur Familie der Rosengewächse zählende Frucht "den höchsten Gehalt an Antioxidantien". Diese seien wichtig, um die freien Radikalen, oftmals Auslöser von Krankheiten, zu binden und unschädlich zu machen. "Die Aronia senkt den Blutdruck, den Cholesterinspiegel, hilft bei Diabetes und Schilddrüsenüberfunktion, bei Magen- und Darmentzündungen oder Hauterkrankungen", zählt Maußer auf. Ein wahres "Super-Food aus der Region".

Entdeckt hat Maußer die Frucht in Ostdeutschland. "Ich war dort beruflich viel unterwegs, habe eines Tages Aronia-Plantagen gesehen und mich dann mit den Pflanzen auseinandergesetzt." Ihren Ursprung hat die Superbeere in Nord-Ost-Amerika. Ein russischer Wissenschaftler brachte sie Ende des 19. Jahrhunderts nach Osteuropa, wo sie ihren Siegeszug antrat und dort auch noch recht verbreitet ist.

Als nebenberuflicher Landwirt war der Kagenhofer ohnehin auf der Suche nach einer ökologischen Möglichkeit, seinen Hof im Rentenstand weiterzuführen — mit der Apfelbeere hatte er sie gefunden. 2013 ging Maußer in Pension und stellte die Weichen. "Es war aber gar nicht so einfach, Ökopflanzen zu bekommen", blickt er zurück.

Transport im Kleinwagen

In Polen und dank des Verhandlungsgeschicks seiner Frau Helga gelang dies schließlich — und in einer wortwörtlich zu nehmenden Nacht-und-Nebel-Aktion holte das Paar mit einem Kleinwagen 9000 Pflanzen ab. "Am 1. Mai 2013, also am Tag der Arbeit, haben wir zu zweit begonnen, die Setzlinge in den Boden zu bringen", erinnert sich Helga Maußer und ergänzt lachend: "Nach ein paar Stunden habe ich zu meinem Mann gesagt: Wenn das deine Beschäftigung im Rentenalter sein soll, dann kannst du mich mal . . ."

Schnell war also klar: Zu zweit ist das nicht zu schaffen. Freunde und vor allem die Familie wurden mobilisiert und innerhalb von elf Tagen waren die kleinen Sträucher in die Erde gebracht. "Sogar Radfahrer, die zufällig vorbeigekommen sind, haben angehalten, gefragt was wir da machen — und sind später mit Spaten ausgestattet zurückgekommen, um zu helfen." Noch heute denkt das Paar voller Freude an diese Anekdote.

Eine erste kleine Ernte konnten die Maußers 2015 einfahren, so richtig intensiv war sie im vergangenen Jahr. Etwa 700 bis 1000 Gramm pro Pflanze ist der Ertrag — und deren Bestand ist nach vier Jahren auf rund 70 000 kleine Büsche angestiegen. "Die Aronia ist ideal für den Ökolandbau, da sie züchterisch nicht groß bearbeitet wurde und daher nicht empfindlich ist, auch Krankheiten sind keine bekannt", erklärt Maußer. Weiterer Vorteil: "Die Beere ist nicht sehr pflegeintensiv, geschnitten haben wir sie noch gar nicht."

Nur kein Unkraut

Was er jedoch unterschätzt habe: "Die Mulcharbeit zwischen den Reihen ist sehr aufwändig." Und auch der Boden zwischen den einzelnen Pflanzen muss stets frei von Unkraut sein, um die Sauberkeit der Beeren nach der Ernte zu gewährleisten. Jetzt im August neigen sich die Zweige der Aronia-Sträucher, die von derzeit etwa 90 Zentimetern noch bis zu 1,50 Meter groß werden können, schwer behangen mit den dunkelvioletten Beeren nach unten.

Um den Reifegrad zu ermitteln, misst Maußer mit einem Refraktometer den Zuckergehalt. "19 bis 20 Grad Brix ist ein sehr guter Wert, das deutet auf einen hohen Süßgehalt hin", erklärt der Selfmade-Experte. Zunächst wird per Hand geerntet, dann kommt eine Spezialmaschine zum Einsatz.

Entsprechend kühl bei zwei bis drei Grad Celsius gelagert, hält sich die frische Beere etwa drei Monate. "Aber man kann sie auch gut einfrieren", sagt Helga Maußer, die längst mit gleicher Begeisterung von den Früchten überzeugt ist wie ihr Mann. Mit ihrer Euphorie haben sie auch die beiden Töchter samt Schwiegersöhnen und Enkelkindern angesteckt.

Ein Teil der Ernte geht über die Ökohandelskette Ebl in den Verkauf, einen Teil verarbeitet Helga Maußer zu Saft, Essig, Sirup, Brotaufstrich oder Marmelade. "Die Beeren schmecken aber auch im Salat, Müsli oder Kuchen", hat die 59-Jährige als Tipp parat.

Purer Genuss sollte jedoch mit Bedacht und Vorsicht erfolgen: Die Aronia enthält Blausäure, die in größeren Mengen toxisch wirkt. Beim Saften und Kochen wird diese vollständig abgebaut.

ZWie man zu den Produkten kommt und weitere Infos gibt es unter www.aroniaalm.com nachzulesen.

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