Blick in die Geschichte Feiermeile und Zankapfel: Die Fürther Gustavstraße 23 Bilder 27.12.2014, 18:22 Uhr Für die einen ist sie der soziale, kulturelle und auch partytechnische Hotspot Fürths. Für manchen Anwohner ein lärmender Dorn im Auge. Wir blicken auf 30 Jahre Gustavstraße und ihre äußerst bewegte Geschichte. 1 / 23 Die Gustavstraße im Sommer 1975. In diesem Jahr geht auf Initiative des Altstadtvereins erstmals der Grafflmarkt über die Bühne. Der Plan war, dem vernachlässigten Stadtviertel zu etwas Attraktivität zu verhelfen. Dass sich der Flohmarkt zu einer wahren Institution in Fürth entwickeln sollte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Ähnliches gilt für die Gustavstraße an sich, die sich in den Folgejahren mehr und mehr zum sozialen Mittelpunkt der Stadt verwandeln wird. © NN / Günter B.Kögler 2 / 23 Schon 1980 wird entschieden: Der Grafflmarkt findet fortan zweimal im Jahr statt. Unser Bild zeigt die Hausnummer 40 in der Gustavstraße im Jahr 1981. Und Autos, wie sie damals eben aussahen. © Winckler 3 / 23 Als Teil der B8 ist die Gustavstraße 1982 eine der meistbefahrenen Straßen der Stadt. Das soll sich rasch ändern. Das Stadtentwicklungsamt legt seine Pläne zur Verkehrsberuhigung dar. Der erste Schritt - eine Anhebung der Einmünungen am Anfang, in der Mitte und am Ende - war mit 150.000 Mark veranschlagt. Geld, das der Haushalt eigentlich nicht hergab. © Winckler 4 / 23 Der Stadtrat entscheidet sich 1983 mit 26:20 Stimmen gegen die Maßnahmen, weil die finanziellen Mittel fehlen. Nach den Kommunalwahlen 1984 findet das Bauamt in Zusammenarbeit mit einem Erlanger Architekturbüro doch noch einen Konsens, der allgemeine Zustimmung findet. © Winckler 5 / 23 1987 stimmen alle erforderlichen Gremien der Stadt dem Umbau zu. Die Fürther Nachrichten schrieben im Januar: "Den Autos wird der Garaus gemacht." © NN / Meyer 6 / 23 Nach der Fertigstellung 1988 bietet die Straße den Bürgern neue Lebensqualität. Schulkinder (hier ein Bild aus dem Jahr 1989) können ungefährdet über die Straße gehen, Fußgänger am Gehsteig entspannt flanieren. © Winckler 7 / 23 1990 wird ein nächtliches Fahr- und Halteverbot für die Gustavstraße beschlossen. Ausgenommen bleiben Anwohner und Besucher der Michaeliskirche. Drei Jahre später wird der nächste Schritt in Richtung "Feiermeile" getan: An einigen Orten in Fürth, darunter auch die Gustavstraße, darf statt bis 22 Uhr bis 23 Uhr im Freien ausgeschenkt werden. © Winckler 8 / 23 1996 wird diese Regelung auf das ganze Stadtgebiet ausgeweitet. In ganz Fürth darf nun draußen bis 23 Uhr bewirtet werden. Im gleichen Jahr laden erstmals Wirte zum Weinfest in die Gustavstraße. Vier Tage lang wird gefeiert. Ab 1997 sind es dann sechs Tage. © Winckler 9 / 23 Ab 1999 wird das Fürth Festival auch mit Live-Musik in der Gustavstraße begangen. Unser Bild zeigt eine Szene aus dem Jahr 2014, als die Rudi Madsius Band vorspielte. © Hans-Joachim Winckler 10 / 23 Ab 2002 dürfen Fürther Kneipen statt bis 1 Uhr nun bis 2 Uhr beziehungsweise 3 Uhr an den Wochenenden öffnen. Außerdem darf an bestimmten Plätzen, darunter die Gustavstraße, im Juli und August bis 23.30 Uhr und am Wochenende sogar bis 24 Uhr im Freien ausgeschenkt werden. Ein Jahr später gilt das auch für den Juni. © Hans-Joachim Winckler 11 / 23 Beim Grafflmarkt darf seit 2003 offiziell vor einigen Kneipen der Gustavstraße bis 2 Uhr im Freien gefeiert werden. Längst ist die Straße zum sozialen und kulturellen Treffpunkt geworden. Die Veranstaltungen werden bestens besucht, die Belastung für die Anwohner nimmt damit aber auch zu. © Hans-Joachim Winckler 12 / 23 2014 wird für die Gustavstraße zum Schicksalsjahr. © Hans-Joachim Winckler 13 / 23 Im Sommer feiern Fans in der Gustavstraße den 5:1-Derbysieg der Spielvereinigung gegen den Club. © Hans-Joachim Winckler 14 / 23 Später stoßen auch die Spieler dazu. Doch zu dieser Zeit ist die Fürther Feiermeile schon in die Schlagzeilen geraten: Am 30. Juli hätte das traditionelle Weinfest zum nunmehr 19. Mal stattfinden sollen - doch am 25. Juli wird es kurzerhand abgeblasen. © Hans-Joachim Winckler 15 / 23 Grund: die Klage aus Lärmschutzgründen von drei Anwohnern, der das Verwaltungsgericht Ansbach stattgegeben hat. Das Gericht ordnet an, dass das Weinfest an allen Veranstaltungstagen um 22 Uhr beendet werden muss. Damit hätte das Weinfest eine frühere Schlusszeit als jeder "normale" Abend gehabt. Die Wirte ziehen die Reißleine. © Hans-Joachim Winckler 16 / 23 Mit einem Picknick auf dem Pflaster der Gustavstraße protestieren etwa 150 Fürther und Fürtherinnen am 2. August gegen das Urteil des Ansbacher Verwaltungsgerichts. © Mark Johnston 17 / 23 "Wir sind das gallische Dorf der Neuzeit", sagt eine Demonstrantin und meint damit die große Masse derer in der Gustavstraße, denen es reicht. Mit den widerspenstigen Galliern aus den "Asterix"-Comics verbindet sie an diesem Abend weniger die Vorliebe für die gepflegte Völlerei als der Hang zum Aufbegehren - gegen den Niedergang von Fürths "sozialem Netzwerk und absolutem Hotspot der Stadt". © Armin Leberzammer 18 / 23 Die Dimensionen der Protestes bleiben überschaubar - auch, weil es bald zu regnen beginnt. "Wenn das Wetter ein wenig mitgespielt hätte, wären heute doppelt so viele gekommen", ist sich der Initiator der Aktion sicher. © Hans-Joachim Winckler 19 / 23 Dezember 2014: Vertreter der Stadt Fürth und die Klägerseite, die für mehr Ruhe in der Gustavstraße kämpft, verhandeln - und einigen sich auf neue Regeln. Klar ist, dass es ruhiger wird in Fürths Ausgehmeile: © Hans-Joachim Winckler 20 / 23 Die Sperrzeit beträgt auch künftig in der Gustavstraße für die Freischankflächen einheitlich 23 Uhr. Beim Stadtfest entfällt der Veranstaltungsort Gustavstraße, das heißt es wird dort keine Veranstaltungsbühne aufgebaut. Beim Grafflmarkt betragen die Sperrzeiten im Frühjahr für den Innen- und Außenbetrieb jeweils 1 Uhr, im Herbst für den Außenbetrieb 24 Uhr und für den Innenbetrieb 2 Uhr. Am Samstagmorgen ab 7 Uhr gilt Regelbetrieb. Der Markt selbst endet am Freitag um 22 Uhr, am Samstag um 16 Uhr. © Hans-Joachim Winckler 21 / 23 Das Weinfest findet an vier aufeinanderfolgenden Tagen, Donnerstag bis einschließlich Sonntag, statt. Die Sperrzeit für dieses Fest beträgt am Donnerstag 23 Uhr, am Freitag und Samstag jeweils 23.30 Uhr und am Sonntag 22 Uhr. Beim Fürth-Festival ist in der Gustavstraße keine Bühne zulässig. © Bruni Haban 22 / 23 Fußballfeiern in der Gustavstraße werden mit Ausnahme einer Aufstiegsfeier nicht mehr zugelassen - dies bedeutet, dass bei einem Derbysieg auf der Straße nicht mehr gefeiert werden darf. Der Fürth-Lauf und der Metropol-Marathon führen künftig nicht mehr durch die Gustavstraße. Auch Public-Viewing-Veranstaltungen sind nicht mehr gestattet. Einmal pro Jahr soll auf Einladung der Stadt ein Runder Tisch stattfinden, bei dem die Gelegenheit besteht, Probleme oder Schwierigkeiten bei der Umsetzung dieser Vereinbarung zu erörtern und auszuräumen. © Hans-Joachim Winckler 23 / 23 Die unendliche Geschichte Gustavstraße wurde am 30. März 2015 um ein Kapitel reicher: Paukenschlag in der Gustavstraße: Der "Gelbe Löwe" schließt © Hans-Joachim Winckler